Читать книгу Die Tarotspielerin/Das Geheimnis der Tarotspielerin/Das Tarot der Engel - Drei Romane in einem Band - Marisa Brand - Страница 27

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Noch immer nachdenklich saß Sidonia auf ihrem Bett. Sie hatte sich entkleidet. Im Mondlicht, das durch die Fenster fiel, drehte sie Lunettas Karten in der Hand. Was hatte der Wagen zu bedeuten? Warum sah der Mann darauf aus wie Gabriel Zimenes, und warum hatte man die Karte bei dem Pilger gefunden? Hatte er etwas mit Lunetta zu tun? Kannte das Mädchen den Mörder? Wie gerne hätte sie die Gauklerin dazu befragt, doch die schlief bei Doña Rosalia.

Schaudernd fuhr Sidonia nun mit den Fingern über das Bild des explodierenden Turms. Wie leichtfertig sie die Warnung der Karte in den Wind geschlagen hatte! Es war gekommen, wie der jüdische Arzt gesagt hatte: Zu große Gier hatte das Haus ihres Vaters zum Einsturz gebracht. In seiner verworrenen Art hatte Lambert gegen die Gewinnsucht rebelliert und nach Idealen gehungert, während sie ihre Privilegien genossen hatte.

Wie viel hatte sie sich auf ihren Verstand eingebildet, ihre Stellung in der Welt, und wie wenig hatte sie auf die Sprache des Herzens gelauscht. Sie war am Schicksal der Familie so schuldig wie der Vater und machtlos, es zu ändern. Lambert würde für ihren Hochmut mitbezahlen. Nun ja, beruhigte sie sich selbst, sie war beinahe machtlos. Da war noch die andere Karte, die Lunetta gezogen hatte. Die Liebenden. Wenn nur der Ritter käme, dann würde ihr schon etwas einfallen, um ihn zur Heirat zu bewegen!

Und wenn er nicht käme? Dann würde sie ihn finden und zwingen, sie zu heiraten. Sidonia reckte ihr Kinn. In ihr loderte noch immer die Entschlossenheit einer van Berck! Sie würde ihren Vater und ihren Bruder retten. Jedes Mittel war dazu recht. Sidonia faltete die Hände und sprach zornig ein Bittgebet an den Mond. Es war schrecklich, dass ihr nichts blieb außer abzuwarten, es war schrecklich, ein Weib zu sein.

Sie schob die Karten zusammen und begann sie zu mischen. Vielleicht würden sie ihr verraten, wo der Ritter war und wie sie einen Weg zu ihm finden konnte. Sie zog eine Karte, doch bevor sie sie umwenden konnte, legte sich eine Hand auf ihre nackte Schulter. Entsetzt wollte sie aufschreien, als die Hand ihr den Mund verschloss.

»Buenas noches, Señorita Sidonia.«

Zimenes, durchfuhr es sie! Sidonia riss die Augen auf und sah den schwarzen Stoff eines Samtärmels. Langsam lösten sich die Finger der Hand, die über ihrem Mund lagen. Sidonia sprang vom Bett auf und wirbelte herum. Nein, es war nicht der Degenträger, sondern ein Mann in höfischer Tracht, der sich hinter ihr aufrichtete. Blonde Haare quollen unter seiner Kappe hervor. Seine hellen Augen fuhren an ihrer nackten Haut hinab, die im Mondlicht silbern leuchtete.

Erschrocken ließ Sidonia die eben gezogene Karte zu Boden trudeln und riss die Decke vom Bett, um sich zu bedecken.

»Wer seid Ihr? Was wollt Ihr hier?«

Der Fremde deutete auf die Stickerei, die sein Wams zierte. »Erkennst du das Wappen nicht? Ich heiße von Löwenstein. Hast du mich nicht erwartet?«

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