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SIEBEN

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Margate

In diesem Küstenort ist sie noch nie gewesen, und Michelles erster Gedanke ist, dass er trotz des Fischgeruchs ganz anders ist als die Orte, die sie als Kind kennengelernt hat. Eine schicke Kunstgalerie und ein herausgeputzter Vergnügungspark. Alle möglichen hippen Typen. Obwohl man nicht allzu lange suchen muss, um auch die schmuddeligen Spielhallen, die Burgerlokale und die mit billigen, geschmacklosen Souvenirs vollgestopften Läden zu finden. Oder die überfüllte Bar, die für weniger als einen Zehner große Gläser Sex On The Beach oder Porn Star Martini unters Volk bringt.

Während sie auf dem Bürgersteig raucht und zum Rhythmus der aus der Bar dringenden grässlichen Musik nickt, drängt sich der Junge durch die vor der Tür Wartenden ins Freie und zündet sich ebenfalls eine Zigarette an. Sie wechseln einen Blick, und er nimmt einen großen Schluck aus seiner Flasche Smirnoff Ice. Sie wirft ihre Kippe in den Rinnstein, wartet eine halbe Minute und geht rüber.

»Hast du noch eine für mich?«

»Sie haben gerade eine weggeworfen«, sagt der Junge. Er verlagert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er dürfte um die siebzehn sein und sieht in seiner Jeansjacke und dem bis oben hin zugeknöpften Fred-Perry-Hemd ganz süß aus.

Nicht dass es darum ginge.

Michelle zuckt die Achseln und sagt: »Ja, stimmt.« Dann lächelt sie und sieht, wie es ihm langsam dämmert. Wie er merkt, dass es ihr nicht um die Zigarette geht, sondern dass sie bloß einen Anlass brauchte.

Eine glamouröse Frau, alt genug, um seine Mutter sein zu können.

Eine MILF …

Eine lebendige, atmende Frau, die ohne WhatsApp oder Selfiestick auskommt und wahrscheinlich ziemlich genau weiß, was sie im Schlafzimmer tut.

Die Röte, die ihm ins Gesicht steigt, als der Groschen fällt. Ein Schniefen und ein tiefer Zug an der Zigarette, um davon abzulenken. Ein kurzer Blick zur Seite und ein weiterer Schluck, als könne sich noch etwas Interessanteres ergeben.

»Bist du mit deinen Kumpels hier?«

Er nickt heftiger als nötig. »Ja. Freitagabend, Sie wissen schon.« Er hat ein nettes Lächeln, das muss man ihm lassen. »Und Sie?«

»Mädelsabend«, sagt sie. »Aber ziemlich langweilig.«

»Echt?«

Sie gähnt übertrieben. »Die reden über ihre Männer und Kinder und halten sich eine Stunde an einem einzigen Glas Wein fest.«

»Und Sie reden nicht über Ihren Mann?«

Michelle schaut den Jungen an, als wäre sie beeindruckt von seiner Frechheit, als hätte sie nicht längst gesehen, wie sein Blick über ihre linke Hand gehuscht ist. Sie sagt: »Na ja, er ist jedenfalls nicht hier, stimmt’s?«

Beide schauen auf, als ein aufgemotzter Wasauchimmer mit dröhnendem Motor an ihnen vorbeifährt. Aus den offenen Fenstern dringt ein ohrenbetäubender Bass, den unteren Rand des Chassis ziert ein Leuchtstreifen, als würde der Fahrer lässig die Strandpromenade in Miami oder Rio entlangfahren.

»Schauen Sie sich das Arschloch an«, sagt der Junge. »Was für ein –«

»Hast du Lust auf einen Spaziergang?«

Ein Herz und keine Seele

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