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«Lieber Herr Papst, Sie legen bestimmt keinen Wert darauf. Ich meine, dass ich Sie mit Seine Heiligkeit oder sonst welchen Titeln anrede.»

Die alte Frau sitzt in einer Ecke des Metrowagens.

«Wird doch Gott ebenfalls … nicht nur die Ungläubigen duzen ihn.»

Die nackten Beine, roten Pantoffeln.

«Erst später wurde Herr Jesus und Herr Gott …»

Außer Max scheint ihr niemand zuzuhören.

«Herr Papst, wahrscheinlich haben Sie noch nie … nackt in den Armen einer nackten Frau.»

Ihr strähniges Haar.

«Obwohl allgemein bekannt ist, viele Geistliche, und sie taten bestimmt nicht schlecht daran. Wer ist der größere Heuchler, derjenige, der es genießt und dagegen predigt oder derjenige …»

Der Blick geradeaus. Die Alte hat er doch schon mal gesehen! Gestern Nacht auf der Straße. Kurz bevor er den Toten in der Sackgasse …

«… und gegen etwas predigt, das er nicht kennt? Die Lebewesen sollen sich nun mal fortpflanzen.»

Die roten Pantoffeln berühren kaum den Boden.

«Liebe … Wie schön! Selbst wenn es zur Fortpflanzung keine … So wenig wie die Liebe die Fortpflanzung braucht.»

Was will sie eigentlich, denkt Max. Der Stellvertreter fährt nicht Metro.

«Fleischeslust, sündiges Fleisch, was für eine Schlachthaussprache!»

Ob Gott die Metro nehmen würde? Oder eher den Autobus. Sieht er mehr.

«So manche Frau ist daran verblutet. Ist dies Eure Liebe? Mütter und Huren. Weil Ihr Angst habt.»

Die Metro hält. Ein paar Menschen steigen aus. Ein paar Menschen steigen ein. Die Metro fährt weiter.

Max schielt nach links und nach rechts. Das Gefühl, auf dem Plastiksitz festzukleben. Ach, lass sie reden.

Ein Schwarzer mit weißem Schal dreht sich nach Max um: «Der liebe Gott ist gerade aufgestanden und wandelt durch das Paradies.»

Ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Schwarzen. Max weiß nicht, wohin schauen. Auf keinen Fall will er hineingezogen werden. Er hat sich also getäuscht. Er ist nicht der einzige, der zugehört hat. Jetzt schweigt sie. Oder gibt es gar keinen Zusammenhang? Noch ein Verrückter?

«Der liebe Gott nagt an den Fingernägeln. Seit er aufgestanden ist, quält ihn die Frage, ob er sich den Bart wieder wachsen lassen soll, den er neulich abgeschnitten hat.»

Muss dieser Kerl gerade ihn fixieren? Max kratzt mit dem Nagel des Zeigefingers über die Kuppe des Daumens.

«Es gilt zu bedenken, dass die Menschen ihn seit alters mit einem Bart kennen und ihnen dieses Bild lieb geworden ist. Andererseits kann eine Veränderung nicht schaden, gerade in diesen Zeiten, zu allen Zeiten, aber er kann ja nicht laufend die Visage wechseln ohne das Gesicht zu verlieren.»

Endstation Alpenparadies

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