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Ein Herr im Zweireiher biegt um die Ecke.

«Herrgott, wir müssen miteinander reden!»

«Grüßgott», sagt Gott und fügt sichtlich geschmeichelt hinzu: «Wie ich sehe, haben Sie mich gleich erkannt. Mit wem habe ich die Ehre?»

«Mac Piss, Generaldirektor des Mac Pissburger-Imperiums.»

«Oh, sehr erfreut! Herzinfarkt?»

«Ich bin nicht tot.»

«Na nu! Und wie geht es Lady Mac Piss?»

Der Herr im Zweireiher stutzt. Doch er ist ein Mann, der keine Zeit verliert.

«Sie müssen schon entschuldigen, dass ich einfach reinkomme, aber die Anmeldung ist nicht besetzt.»

Eine Schlamperei! In Erwägung seiner Absichten zieht er es vor, dies dem Herrgott nicht unter die Nase zu reiben. Es gilt, den Alten für sich zu gewinnen. Dieser zieht eh ein Gesicht, als habe er Zahnweh.

«Ach Petrus, auch du!» Und er erklärt dem erstaunten Herrn im Zweireiher, dass die Engel streiken, selbst Schweizer, die sonst als fleißig bekannt seien, aber sobald die im Himmel sind, gelte das nicht mehr. In diesem Augenblick kommt ein Engel mit einem geschulterten Alphorn.

«Soll ich jetzt blasen?»

«Es ist noch nicht soweit», antwortet Gott verärgert.

«Noch nicht soweit!», knurrt der Engel mit dem Alphorn. «Immer die gleiche Platte! Ihr könnt mir mal alle in die Schuhe blasen!»

Und er marschiert davon. Mac Piss schüttelt missbilligend den Kopf. «Ich habe gedacht, die Engel streiken.»

«Der doch nicht. Laufend will er zum jüngsten Gericht blasen.» Gott tupft sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. «Dabei habe ich ihm die Posaune versteckt. Jetzt kommt er mit einem Alphorn. Aber für alles andere trödelt er, es ist ein Graus, ihm zuzuschauen!»

Seifenblasen segeln durch die Luft.

«Und was ist das jetzt wieder! Er kann das Blasen einfach nicht lassen. Ich hätte ihn gerne schon längst in die Wüste geschickt. Aber man findet niemanden mehr für diesen Posten. Der Letzte, der sich darum bewarb, wollte doch tatsächlich mit seinem Allerwertesten blasen, er habe damit bereits im Zirkus als Petomane, als Kunstpupser viel Erfolg gehabt. Das Publikum habe getobt vor Begeisterung. Wir sind doch kein Zirkus! Das ist die reinste Blasphemie. Aber mich wundert nichts mehr.»

«Sie haben den Kerl bestimmt in die Hölle geschickt», entgegnet Mac Piss.

«Ach, die Hölle wurde aus Sparmaßnahmen schon längst aufgehoben. Nun gut, was gibt es, mein lieber Generaldirektor Mac Piss? Was führt Sie zu mir? Ich höre.»

«Hören, das ist es!»

«Wieso?»

«Ja hören Sie denn nichts hier oben?!»

«Was denn?»

«Lustvoll klagendes Stöhnen.»

«Donnerdoria!»

«Auf der Erde sind fast alle Bänke von Liebespaaren besetzt, belegt! Einige Paare treiben es sogar stehend, gegen eine Hauswand oder einen Baum gelehnt!»

«Frühling!»

«Es gibt welche, die vollführen die reinsten Zirkusnummern.»

«Es wird also eifrig gevögelt. Was ist dagegen einzuwenden?»

«Und unsere Mac-Pissburger-Lokale!»

«Na, na.»

«Es ist eine Sauerei!»

«Eine Sauerei!», frohlockt Gott.

«Und sie treiben es nicht nur in den Städten!»

«Ich bin machtlos», frohlockt Gott.

«Vergessen Sie nicht, dass wir die Aktienmehrheit des Paradieses besitzen. Wenn Sie nicht sofort etwas dagegen unternehmen, fliegen Sie hier raus.»

Gott tupft sich mit dem Taschentuch die Stirn ab.

«Ich bin alt. Ich bin schon längst tot. Außerdem hab ich von diesem Treiben leider nichts bemerkt. Es ist auch verdammt schwierig, durch all die Giftschwaden hindurch noch etwas zu sehen.»

«Beruhigen Sie sich, lieber Gott, Sie haben nichts verpasst. Glauben Sie etwa, wir hätten es so weit kommen lassen? Unser Bericht ist reine Hypothese, die schlimmstmögliche Wendung. Wir sind uns unserer großen Verantwortung bewusst. Sollte eines Tages unser Mac Pissburger-Imperium zusammenbrechen, können Sie hier oben ebenfalls den Koffer packen.»

Gott sucht sichtlich nach Worten. Mac Piss ist mit sich zufrieden.

«Wie wär’s mit einer neuen Lustseuche?»

«Na schön», antwortet Gott, «damit Sie mich endlich in Ruhe lassen.»

«Abgemacht?!»

«Abgemacht.»

«Vergessen Sie nicht, die Lustseuche so einzurichten, dass … Sie wissen schon, mein Lieber.»

«Es sei! Paradieser o.ä. zur Verhütung der neuen Lustseuche. Das lässt sich einrichten.»

«Genial, lieber Gott, genial! Seit Jahren sitzen wir auf unsern Paradiesern!» Mac Piss reibt sich die Hände. «Ja, und erst die Produktion der neuen Medikamente!»

«Dann werd ich mich mal an meinen Computer setzen», sagt Gott lustlos.

Mac Piss hält ihn zurück.

«Wir haben da noch ein anderes Projekt in der Schublade, wozu wir zwar Ihren Segen nicht brauchen, aber um die Form zu wahren, Sie verstehen …»

«Worum handelt es sich?»

«Alpenparadies Dolce Vita», flüstert Mac Piss.

Endstation Alpenparadies

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