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1.3.5 Keine Satire

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Was ist das eigentlich, das wir als Finanzpolitik bezeichnen? Mittlerweile wird in allen Nachrichten über die Börse berichtet. Genau genommen berichten die Nachrichten dann für 3,5 Millionen Menschen, denn so viel Aktionäre soll es in Deutschland geben, bei mehr als 80 Millionen Menschen insgesamt. Wenn dann die Spezialisten über das, was da an Zahlen abgelesen wird, sprechen, machen sie einem immer wieder deutlich, dass auch sie nicht so genau wissen, was da vor sich geht, oder wie man sich verhalten soll. Man weiß auch nicht, mit wem man es eigentlich zu tun hat, wenn von Märkten geredet wird, die einmal die Geduld und dann wieder jedes Vertrauen verloren haben, die man wieder beeindrucken muss, dass wieder etwas geht! Da gibt es Devisenmärkte, Aktien-märkte, Anleihemärkte, Derivate. Wo sind die und wem gehören die? Wer lenkt im 21. Jahrhundert die Welt? Händler, Makler, Fondsmanager, Finanzspekulan-ten? Wer kennt die? Wo kann man mit denen kommunizieren, die in Se-kundenbruchteilen Milliardenwerte mal da und dann wieder nach da schieben? Kann man die in einer Demokratie wieder abwählen, oder leben wir, ohne dass ich das mitbekommen habe, wieder in einer Erbmonarchie? Dann sagt ein wichtiger Politiker ein Satz, wie: mit Griechenland sieht das gar nicht gut aus und schon verändern sich die Zahlen an der Tafel und die Menschen an der Börse schauen sehr ernst, werden hektisch und sagen dann, dass dies der Politiker besser nicht gesagt hätte. Von einer großen Angst ist dann die Rede und es könnte diesmal richtig schlimm werden und alles wäre auch psychologisch bedingt. Aber wir wollen doch gegen Griechenland keinen Krieg führen, wovor muss ich mich jetzt fürchten? Das Orakel von Delphi gab klarere Informationen als das tägliche Börsenorakel. Geheimnisvoll, gruselig, schaudernd. Brauchen wir diese spekulative Geisterbahn? Über das Schicksal von tausenden von Menschen wird über Nacht außerhalb des Betriebes entschieden. Arbeitskraft, Ersparnisse, können plötzlich wertlos sein. Nicht die Qualität der Arbeit, die Kompetenz, nicht die Integrität zählen, sondern eine „Casino-Mentalität“. Ray Dalio von der größ-ten Hedgefonds Gesellschaft Bridgewater Associates hat im Jahr 2011 insge-samt die Kleinigkeit von 3,9 Milliarden Dollar als Brooker verdient. (Berliner Zei-tung, 10. Mai 2012, Klaus Staeck.) Wer und wie viel Leidtragende befinden sich ver-steckt hinter dieser „Wahnsinnssumme.“

Rudolf Hickel, Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft an der Uni Bremen fordert, dass die Banken wieder der Realwirtschaft dienen müssen. Den Unter-nehmen Kapital für Investitionen bereitstellen. Die Banken müssen dezentraler und demokratischer geführt werden. Keine Bank darf so groß werden, dass sie im Falle einer Pleite vom Steuerzahler gerettet werden muss. Die Europäer haben bisher 1700 Milliarden Dollar für die Rettung der Banken ausgegeben. Auf Grund ihrer Größe konnten sie die Politiker dazu zwingen. Wenn die Banken kleiner sind können sie in einer Finanzkrise diesen Einfluss auf die Politik nicht ausüben. Banken müssen vom Staat beaufsichtigt und als Übergang wäre es auch denkbar sie, bis sie umstrukturiert sind, zu verstaatlichen. (Berliner Zeitung, 28. April 2012.) Die Politik hätte die Macht einzugreifen und diese Ideen umzusetzen. Warum tut sie es nicht?

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