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1.2 Auswirkungen unseres marktkonformen Gesellschaftssystems
ОглавлениеDas Prinzip der marktkonformen Gesellschaft, die kapitalistische Ökonomie hat sich nahezu weltweit durchgesetzt. Die Dynamik zeigt sich nicht nur auf dem Markt, sondern auch in der psychischen Struktur der Menschen. Das dynamische ökonomische System fördert die Gier und die darunterliegenden Ängste, die bei den meisten Menschen eher unbewusst sind. Die Gier ist eine Grundhaltung, die dem System immanent (innewohnend) ist. Nur die wenigsten Menschen können sich dieser Dynamik entziehen, wenn sie die „Früchte“ des Systems kennen und schätzen gelernt haben. Geld, Besitz, Güter, Status. Ein es „Genügt nie“, ein Mehr ein Immermehr- Habenwollen ist die Folge. Es spricht unser Ego und un-sere Selbstsucht an. Ich, ich und nochmals ich. Das Du, die Hinwendung zum anderen ist durch die Konkurrenzhaltung gestört. Eine psychische Dynamik ent-steht, über die man süchtig werden kann. Der andere ist Konkurrent, Gegner, der notfalls bekämpft werden muss. Das gesamte Sein wird nach materiellen Ge-sichtspunkten begutachtet. Was bringt es mir, was kann ich dafür kaufen. Schneller, höher, größer, perfekter. Diese Dynamik prägt unsere gesamte ge- sellschaftliche und kulturelle Struktur, den Umgang mit den anderen Menschen, die Beziehung zur anderen Natur. Unsere Kultur, den Sport, die Erziehung und die Bildung. Mit der Muttermilch nehmen wir diese geistige Haltung in der Regel auf. Unsere Sehnsucht nach Frieden, Zufriedenheit und Glück hat in diesem System wenig Raum. Der Begriff „System“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet ein in sich geschlossenes, geordnetes und gegliedertes Ganzes. Die Teile sind voneinander abhängig, wirken zusammen und greifen ineinander über. Das heißt auch, dass sich ihm niemand entziehen kann.
Auf dem Markt setzen sich nicht die Tugendhaften und Großzügigen, sondern die Effizientesten durch. Man kann sich dort in aller Regel nur als Egoist zurechtfinden. Eine Gesellschaft braucht aber Werte, eine Moral, um Bestand ha-ben zu können. Um sich auf dem Markt durchzusetzen, muss man den an-deren als Konkurrent sehen, um mit ihm aber in einem Gesellschaftssystem zusam-menzuleben, brauche ich Tugenden und moralisch bindende Werte. Durch diese Polaritäten und Widersprüche entsteht eine unauflösbare Spannung. Diese Polarität, diese unauflösbaren Widersprüche haben im 21. Jahrhundert spürbar zugenommen. Die Menschen in unserer Gesellschaft müssen deshalb einerseits eine egoistische Haltung und andererseits eine soziale Haltung entwickeln, wenn sie in diesem System zurechtkommen wollen. Dies führt zwangsweise zu einer schizophrenen Haltung, die unser ganzes soziales Leben durchzieht und entweder zur psychischen oder physischen Gewalt, oder in die Depression führen kann. Da dieser Widerspruch durch die Globalisierung beständig zunimmt, nehmen auch die Gewalt und die Depression in den kapitalistischen Gesellschaftsformen zu. Dieser Gegensatz ist so extrem polarisierend, dass er das gesamte gesellschaft-liche System Demokratie zunehmend zerreißt. In dieser Zerrissenheit steckt ein kaum zu überschätzendes Gefahrenpotential. Diese Zerrissenheit ist in jedem von uns zu finden, weil das System alle Menschen, alle Strukturen, Institutionen, Organisationen erfasst. Überall ist diese Spaltung zu erkennen. In arm und reich, in oben und unten, in mächtig und ohnmächtig, in abhängig und unabhängig, in befehlen und gehorchen, in Natur und Mensch, in Ökonomie und Ökologie, in Mann und Frau... Durch den demographischen Wandel, in viele alte und weniger junge Menschen zeigt sich auch hier die Gefahr einer Spaltung, vor allem dann wenn die jungen Menschen feststellen müssen, dass ihre Zukunftschancen ungleich weniger rosig und fair sind.
Wenn wir auf Dauer unsere Demokratie erhalten wollen, vielmehr eine wirkliche Demokratie errichten wollen, dann muss sich die Ökonomie, wie Sponville auf-zeigt, in (unter) die demokratischen und sozialen Werte des Grundgesetzes einordnen. Der Kapitalismus muss ein moralisches Antlitz erhalten. Lässt er dies zu und wie soll das gehen? Kann es hier einen Ausweg geben?
Der Demokratie und ihren Institutionen in ihrer heutigen Form gelingt es immer weniger Chancengleichheit und Gerechtigkeit unter den Menschen herzustellen. Der Soziologe und Leiter des Institutes für interdisziplinäre Konfliktforschung an der Universität Bielefeld, Wilhelm Heitmeyer spricht von „schleichenden Prozes-sen“, die sich zu einer „Demokratie- Entleerung“, zu einer „Ökonomisierung des Sozialen“ und zu einer „spezifischen Orientierungslosigkeit“ entwickeln.
Das Fundament der Demokratie und unsere Existenz sehe ich aus folgenden Gründen gefährdet.
Die Macht der großen Konzerne, die zudem untereinander globalisierend vielfach vernetzt sind, sodass eine Kontrolle kaum noch möglich ist.
Die Verfilzung des Marktes durch Ökonomie und Politik, die sich vor allem in der Lobbyarbeit zeigt
Die unkontrollierte, pervertierte Finanzwelt, die sich vom realen Marktgeschehen nahezu abgekoppelt hat.
Das immer weiter auseinandertriften zwischen wenigen Reichen und immer mehr Armen. In Deutschland sind 9 Billionen an Vermögen vorhanden. Die reichsten 2 Prozent der Bevölkerung besitzen 50 Prozent dieses Vermögens.
Der Klimaerwärmung durch Treibhausgase (THG), der nicht erneuerbaren Energien: Öl, Gas, Kohle, Methan
Das Wachstum Prinzip, das die Ökosysteme, die Arten und die Land-schaftsvielfalt vor allem durch die Ausbeutung der Rohstoffe zunehmend zerstört.
Die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch zunehmende Schadstoffe, Strahlen, Lärm.
Überbevölkerung
Staatsschulden: Allein Deutschland hat mehr als 2 Billionen Schulden. Auf jeden Bundesbürger kommen etwa 26 000 Euro Schulden. Wenn wir die versteckten Schulden durch zukünftige Renten und Pensionslasten hinzu-nehmen, kommen wir etwa auf 5 Billionen Euro Schulden.