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1.3.8 Ausbeutung der Rohstoffe

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Richard David Precht zeigt in seinem Buch „Die Kunst kein Egoist zu sein“ am Beispiel der Osterinsel im Südpazifik, was für ein Schlamassel durch Verdrän-gung, Gier und Gleichgültigkeit angerichtet werden kann. Der niederländische Seefahrer Roggeven fand 1722 auf der Osterinsel riesige Statuen, Skulpturen auf einer Insel, die unbewaldet war, vor. Allein um diese Statuen zu bauen brauchte man Baumstämme für Schlitten, Kanuleitern und Hebel. Der höchste Baum aber war gerade mal 3 Meter hoch und die Polynesier, die hier lebten, waren eher unkultiviert und hatten nur kleine Kanus. Was war hier geschehen?

Ursprünglich, um 900 v. Chr. gab es hier Wälder, die die Bewohner auch als übliche Ressource nutzten. Raubbau entstand als rivalisierende Häuptlinge ver-suchten, sich mit Statuen zu übertrumpfen. Der religiöse Fetisch und das Statussymbol rechtfertigte jedes Mittel. Als die botanischen Ressourcen immer knapper wurden, entwickelten sich die Polynesier zu Fleischessern. Zunächst rotteten sie die Delphine vor der Küste aus, dann die Land und die Seevögel. Am Ende ernährten sie sich von Ratten. Es kam zur Hungersnot, die Kultur brach zusammen und die Bevölkerung reduzierte sich um 90 %. Dies erinnert an die Weissagung der Cree- Indianer, die in den 70er Jahren fast in jeder Wohnge-meinschaft irgendwo an der Wand hing:

Erst wenn der letzte Baum gerodet, das letzte Tier gejagt, der letzte

Fisch gefangen, dann stellt ihr fest, dass man Geld nicht essen kann.

Precht nimmt an, dass die 700 Jahre alte Kultur an der Gleichgültigkeit der Menschen zu Grunde ging. Bäume wurden schon immer gefällt, also kann man den letzten auch fällen. Das Schwinden des Waldes zog sich über Jahrhunderte hin. Jede Generation wurde in eine andere Situation hineingeboren. Wenn man nur noch 20 % des Waldbestandes antrifft, dann machen 5% weniger am Ende des Lebens nicht so viel aus. Menschen mit Steinwerkzeugen konnten eine Kultur zerstören. Wenn wir unsere Mittel anschauen, die wir heute zur Verfügung haben, dann braucht man bei der scheinbar unersättlichen Gier und Macht vieler Menschen keine allzu große Fantasie, um sich unsere Welt in 50 oder gar 100 Jahren vorzustellen. Es sei denn wir wachen noch rechtzeitig auf, indem wir aufhören Wirklichkeiten in untere Schubladen zu verdrängen und uns mit offenen Augen dem Zustand der Welt, wie wir sie in den letzten 200 Jahren geschaffen haben, stellen.

Entscheidend bei der heutigen Wirtschaftsstruktur ist immer das Wachstum. Bei jeder umweltpolitischen Maßnahme wird zuerst geschaut, ob sie eventuell dem Wachstum schaden kann. Was hat Angela Merkel zu Beginn ihrer schwarz gelben Regierung verkündet. Das Wichtigste ist Wachstum! Sie möchte unersättliche Konsumenten, die nie genug Güter haben und gleichzeitig braucht sie Arbeitneh-mer, die mit möglichst wenig Lohn auskommen!

Ein dauerhaftes Wachstum lassen die Begrenzung von Rohstoffen, Energie und Flächen nicht zu. Soweit zur Mathematik auf Grundschulniveau. Aufgrund der neoliberalen Philosophie sind aber jetzt schon die Belastungsgrenzen der Natur überschritten. Man streitet sich nur noch darum, wie weit sie überschritten sind.

Das Denken des von politischer Seite unterstützten Neo- Liberalismus hat die Welt überrollt. Seit gut 200 Jahren haben wir mit der Milchflasche „Wachstum“ internalisiert bekommen. Es ist in unseren Genen. Warum brauchen wir ständig Wachstum? Wir haben ein System entwickelt, das zum Wachstum zwingt. Wachstum, um des Wachstums Willen. Bisher denken die wenigsten dieses Ge-dankengebäude wirklich zu Ende. Gebetsmühlenartig wird in immer kürzeren Abständen vor allem in den Fernsehnachrichten berichtet, dass das Wachstum, wie die 4 „Weisen“ sagen, in den nächsten Monaten sinken, steigen, gleich blei-ben wird. Es wird suggeriert, dass unser Glück eigentlich nur davon abhängig ist, dass vor dem Komma möglichst eine 2 steht. Besser wäre natürlich eine 3. Was soll dadurch besser werden? Es wird weiter den Arbeitgebern Zeit gegeben, mit sorgenvoller Miene zu verkünden, dass es jetzt zwar gut aussieht, aber die Arbeitnehmer müssen sich trotzdem bei den kommenden Lohnforderungen zu-rückhalten, weil es sonst sicher viele Arbeitsplätze kosten wird! Dies sagen sie nachweislich, seit es Gewerkschaften mit ihren Lohnforderungen gibt.

Viele der Fakten habe ich aus dem Buch von Holger Rogall „Nachhaltige Ökonomie.“ Die Erde ist ein in sich geschlossenes System, das außer der Son-nenenergie keine zusätzlichen Ressourcen mehr erhält. Alle Lebensvorgänge werden von der Sonnenenergie angetrieben. Fossile Brennstoffe sind über Jahr-millionen gespeicherte Energie, ein Geschenk für uns, das von unzähligen ver-gangenen Lebewesen und Ökosystemen stammt und denen wir unseren Wohlstand zu verdanken haben.

Das Wachstum der Wirtschaft und unser heutiger Wohlstand wurden durch diesen Ausverkauf „kostenlos“ finanziert. Von Indianern und anderen Naturvölker weiß ich, dass sie, wenn sie der Natur etwas zum Eigenverbrauch wegnehmen, sich bei ihr durch Gebete oder Opfer bedanken. Sie empfinden sich mit der Natur verbunden und wissen, dass alles, was sie haben, von ihr kommt. Wie bedanken wir uns bei „Mutter Erde“? Die Natur braucht uns nicht. Selbst dort, wo wir tief in die Natur eingegriffen haben, das Leben sucht sich selbst am unwirtschaftlichsten Platz wieder Raum. Selbst Beton bekommt irgendwann Risse und schon schaut ein kleiner Grashalm aus ihm hervor. Alles eine Frage der Zeit und die hat die Natur.

Die Verluste dieser Bilanz werden nirgendwo festgehalten, aber den Kosten werden wir uns irgendwann stellen müssen. Heute wird mehr Erde umgelagert, als alle Gletscher und Gerölllawinen zusammen es getan haben.

In den USA kann man schon seit einiger Zeit, nun auch in der EU Patente auf biochemische Strukturen also Pflanzen anmelden. Früchte oder Pflanzen, die aus der Natur kommen und niemand sonst „erfunden“ hat, wie technische oder elektronische Erneuerungen. Der US-Pharmakonzern Ely Nilly verdient an einer Pflanze, die aus Costa Rica stammt und aus der er ein Medikament machte, circa 200 Millionen Dollar im Jahr, das er zur Krebsbekämpfung einsetzt. Da das Land für ein Apfel und ein Ei gekauft worden ist, bekommt die Bevölkerung so gut wie nichts davon ab. Aus etwas, was uns die Natur einfach so zur Verfügung stellt, wird eine exklusive Ware. In diesem Falle bedeutet dies auch noch, dass keine unabhängigen Forscher mit dieser Pflanze mehr forschen dürfen. In der EU ist das Gleiche mit einer „Brokkoli Sorte“ geschehen.

Die Industrieländer und Schwellenländer haben durch den Druck des Wachstums Energiestrukturen aufgebaut, die sie extrem abhängig von Energieexporten ma-chen. In Deutschland sind dies 70 % fossiler Energien und 100 % atomarer Ener-gieträger nämlich Uran. Außerdem beträgt der Wirkungsgrad deutscher Kraftwer-ke gerade mal 38 %.

Öl liegt häufig in Regionen, die politisch als instabil eingestuft werden. Öl haben wir noch etwa 40 Jahre, Erdgas 60 Jahre, Uran 41 Jahre, Kohle 150 Jahre. Die Menschheit verbraucht heute so viele fossile Energieträger in einem Jahr, wie die Erde in 1 Million Jahre erzeugt hat.

Zum kleinen Teil kann man das Öl in einer anderen Substanz im Meer wieder finden. Im Kunststoff. Der britische Zoologe Fleet als Mitarbeiter der nationalen Parkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sagt, dass pro 100 m Strand im Durchschnitt 712 Abfallteile gefunden werden. Drei Viertel davon besteht aus Plastik. Im Mittelmeer auf offener See befinden sich pro Quadrat-kilometer bis zu einer Million Plastikteile. Im Atlantischen Ozean fahren riesige Müllhalden „Karussell“ angetrieben von Winden und Meeresströmungen und lan-den auf diese Weise an den entlegensten Gestaden. Im Pazifik zieht ein Müll-strudel von der Größe „Europas“ seine Bahn!!

Insgesamt finden sich 2011 in den Ozeanen 60 Mal mehr Plastik als Plankton, wovon nicht nur unsere größten Säugetiere leben. Plastik braucht bis zu 400 Jahren bis es sich aufgelöst hat. Am meisten Sorgen macht den Wissenschaftlern aber die Mikroplastik. Sie können giftige Zusatzstoffe, wie Bisphenol A abgeben. Vögel, wie Albatrosse auch Eissturmvögel verwechseln das Plastik mit Futter, schlagen sich damit den Bauch voll und glauben, dass sie satt sind. Mit gefülltem Magen verhungern sie dann! Über die Fische, die die Kügelchen aufnehmen kommt das Plastik durch den Ökokreislauf bei uns wieder mit dem Zusatzstoff Bisphenol auf den Küchentisch und zumindest in geringen Teilen in so manchem Magen.

Hohes Wachstum bringt das ökologische Gleichgewicht durcheinander. Beispiel China: Auf Grund der Abholzung und des Neubaus der Siedlungsflächen hat sich das nutzbare Land um die „Hälfte“ reduziert. Die Hälfte des Wassers der 7 größten Flüsse ist völlig unbrauchbar. Ein Viertel der Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auf ein Drittel des Landes fällt saurer Regen und ein Drittel der Einwohner der großen Städte muss stark schadstoffhaltige Luft atmen. Peking wird immer häufiger von Sandstürmen (500 000 t im Jahr) der wachsenden Wüste Gobi, die sich bis auf 100 km schon an Peking rangeschlichen hat „eingenebelt“. Klimaexperten rätseln noch, ob Peking durch Wasserknappheit oder die nahende Wüste verschwinden wird. Chinas Wüsten haben sich durch Raubbau und Klimaveränderungen ausgeweitet. Sie sind jetzt schon 2,5 Mal so groß wie alle Ackerflächen. Die chinesische Regierung lässt nicht umsonst immer mehr Chinesen in Tibet, aber auch in afrikanischen Staaten und auf pazifischen Inseln, die sie über ihre Investitionspolitik mehr oder weniger von sich abhängig gemacht hat, ansiedeln.

Der Konsumstil der etwa 900 Millionen Menschen in den Industriestaaten ist das Vorbild für alle ärmeren Länder. Bei uns hat Konsum immer noch Statussymbol. Das Bewusstsein bewegt sich langsam, es braucht Zeit. Veränderung braucht auch Wissen, Willen und Verantwortungsbewusstsein. Deshalb wollen viele Men-schen ihren Konsumstil nicht verändern, weil sie sich vor dieser psychischen Herausforderung fürchten. Es besteht ein großes Auseinanderklaffen zwischen Umweltwissen und Umwelthandeln.

Durch die marktkonforme Demokratie wird nicht nur die Umwelt, sondern auch soziale Werte wie Mitmenschlichkeit, Mitgefühl, Gerechtigkeit Moral allgemein zunehmend abgebaut. Dafür werden andere „Werte“ durch den Neo-Kapitalismus dynamisch gezüchtet: Gier, Neid, Angst, Egoismus, Stress, Gleichgültigkeit, Ver-drängung, psychosomatische Krankheiten. Spätestens seit den 70er Jahren leben wir nicht mehr in einer Bedarfsdeckungsgesellschaft sondern in einer Bedarfs-weckungsgesellschaft. Deshalb wird fast die „Hälfte“ unserer Lebensmittel ver-nichtet! Und wen interessiert dieser perverse Zustand?

Im letzten Jahrhundert wurde etwa die Hälfte des gesamten Waldbestandes der Erde abgeholzt. Tropische Regenwälder bedeckten zu Beginn des 20. Jahrhundert ca.12 % der Erdoberfläche. Heute sind es noch 6 %. Jährlich verringern sich zur- zeit in einem Jahr die Regenwälder um die Größe Österreichs. Setzt sich dieser Trend fort, dann werden die Kinder der heutigen Generationen den Regenwald nur noch als Geschichte auf Bildern zu sehen bekommen. Hauptverursacher ist die Holz und Landwirtschaft. Brasiliens Regierung hatte versprochen die Abhol-zung des Regenwaldes um 80 % zu senken. Tatsächlich hat sich die Abholzung im Jahre 2011 um 15 % erhöht. Außerdem hat sie landwirtschaftlichen Betrieben Brandrodung erlaubt. Diese betrifft eine Fläche so groß wie Deutschland, Öster-reich und Italien zusammen. Dort entstehen dann in der Regel Monokulturen häufig mit Sojapflanzen.

Doch nun droht in Brasilien eine Katastrophe einer ganz anderen Dimension. Sie bauen mitten im Urwald das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Dabei wird ein Fluss über viele Kilometer umgeleitet. Dadurch ist nicht nur die Existenz vieler Menschen aus der Urbevölkerung bedroht, sondern Umweltschützer gehen davon aus, dass die „Hälfte“ des gesamten Regenwaldes dabei zerstört wird. Ich schreibe das immer noch ungläubig, obwohl ich mich noch einmal erkundigt habe. Es soll stimmen. Die Hälfte des Brasilianischen Regenwaldes soll dieser Art Energiegewinnung zum Opfer fallen. Können wir diesen Verlust überhaupt ein-schätzen?

Geht der Wald verloren, gehen die Regenfälle zurück, die fruchtbare Erde wird abgetragen und Ödlandschaften entstehen. Dies führte dazu, dass 30 % der Erd-masse Asiens, 75 % Australiens, 55 % Afrikas und 20 % des amerikanischen Kontinents jetzt schon verwüstet sind. Der Wald besitzt eine Multifunktionalität. Er bildet die existenzielle Grundlage für unzählige Lebewesen. Er ist erneuerbare Energie, hat Erholungsfunktion, er gibt uns Früchte und Heilpflanzen, er beein-flusst das Klima und sorgt für Regen, bindet CO2, verhindert die Bodenerosion und begünstigt die Artenvielfalt.

Die wachsende Güterproduktion exponentielles, wirtschaftliches Wachstum führt dazu, dass in immer größerem Umfange Rohstoffe verbraucht werden. Dabei entstehen auch immer mehr „Abfälle, Schadstoffe, und zerstörtes Land. Durch Erosion, Versalzung und Besiedelung hat die Erde in den letzten 40 Jahren eine Fläche so groß wie Australien eingebüßt. 50 % der globalen Landfläche ist durch den direkten Einfluss des Menschen verändert oder durch Rohstoffausbeutung sogar degradiert worden. Die Erde verfügt nur noch über wenige nicht genutzte Flächen. Durch Siedlungs- und Verkehrsflächen werden täglich in Deutschland 125 Hektar oder Fußballfelder für immer zugebaut. Flächen die mit großer Wahrscheinlichkeit keine Wiese oder Wald mehr sehen werden. Kein Platz mehr an dem ich meine Füße von den Gräsern streicheln lassen kann. Der Biologe Andreas Weber sagt, dass wir weltweit eine Landfläche von 15% wilder Natur brauchen, damit die Natur, die von uns geforderten Güter bereitstellen kann. Auch um Leistungen wie sauberes Wasser, Luft und Klimaschutz zu gewährleis-ten.

Fast alle natürlichen Ressourcen weisen Knappheitsgrenzen auf. Der Rohstoffverbrauch wird bis 2020 um mindestens 40 % ansteigen. Daher hat der Kampf um Rohstoffe längst begonnen. Mittlerweile sucht man schon am Nordpol und in den gesamten arktischen Gewässern danach. China, Russland aber auch Kanada und Norwegen kreuzen im Polarmeer dort, wo es bald keine zusam-menhängende Eisdecke mehr geben wird mit „Kriegsschiffen“, um so viel Claim wie möglich, in diesem noch rechtsfreien Raum jetzt schon abzustecken, denn dort werden ein Viertel aller Rohstoffe vermutet. Russland hat am Nordpol in 4000 m Tiefe die russische Flagge gehisst. Sie bauen acht riesige Schiffe, auf denen je ein „Kernkraftwerk“ angelegt ist. Wenn man die Rohstoffe abbauen will, braucht man erstmals viel Energie, um Energie abbauen zu können. Bleibt die Frage, was sie dann machen, wenn es auch dort nichts mehr zu holen gibt?

Wegen des Öls waren die Amerikaner im Irak, und Deutschland ist in Afghanistan, wie unser ehemaliger Bundespräsident Horst Köhler sagte, um an den Bodenschätzen teilzuhaben, die es dort gibt. China versucht sich in vielen afrikanischen Staaten einzukaufen. Auch Südamerika, Sudan und die pazifischen Inseln wie Tonja zählen dazu. Überall wo China investiert, bringen sie die eigene Bevölkerung mit. In Afrika leben jetzt schon ein Million Chinesen. Chinesen, die investiert haben und deshalb auch von den dortigen Rohstoffen profitieren wollen. Eine Art moderne Kolonialisierung. In Indien wird zurzeit viel Ackerland von der Stahlindustrie in Besitz genommen. Deshalb kauft sich Indien in Äthi-opien ein. In einem Land, indem die Hälfte von 80 Millionen Menschen der Bevölkerung unterernährt und mehr als 4,5 Millionen von Nothilfe dauerhaft abhängig sind. Außerdem brauchen dort 7,5 Millionen Menschen regelmäßig Ernährungsrationen, in Form von Reis und Mais. Ausgerechnet dort werden jetzt riesige Reisplantagen für Indien entstehen!

Schon heute ist ¼ aller Fischbestände erschöpft, die Hälfte wird im biologischen Limit gefischt. Der Gesamtbestand hat sich zwischen 1970- 2000 halbiert und seitdem stagniert der Fischertrag. Gleichgültig wie riesig die Netze mittlerweile sind. Aber die riesigen Fischfabriken auf dem Meer nehmen der Bevölkerung, die seit Jahrhunderten vom Fischfang lebte und die am Meeresufer fischen, diese Bestände hinweg, so dass immer mehr dieser Fischer vom Fischfang nicht mehr leben können. Dies ist z.B. in Ghana der Fall. Vor den Küsten befinden sich riesige chinesische und russische Fischfabriken und fischen den Küstenbewoh-nern ihre „Existenz“ weg.

Das Öl kostete 2002 pro Fass noch 20 Dollar. Die Weltbank und andere Banken gingen davon aus, dass das Öl im Jahre 2020, also 18 Jahre später, fünfundzwanzig Dollar pro Fass kosten wird. Die Realität sieht anders aus. Knapp 10 Jahre später 2012 kostet das Fass schon mehr als das 5 fache, mehr als 100 Dollar. Die AsPO ( Association for the study of Peak Öil and Gas) glaubt, dass der Höhepunkt der globalen Erdölförderung schon jetzt überschritten ist. Die Welt und vor allem die Politiker wollen diese ökonomische, politische und militärische Gefahr nicht erkennen, sagt der US Konfliktforscher Michael Klare. Er sagt „extrem gewalttägige Konflikte“ voraus. Spätestens 2035, wenn der „Todeskampf“ des Öls beginnt. Mittlerweile (2008) wird 40 % des Öls, das im Meer geortet wurde aus mehr als in 2000 m Tiefe gefördert. Ölsande und Öl-schiefer waren noch vor kurzem unrentabel. Heute werden sie immer exzessiver abgebaut. Obama hat es in der Hand, ob in Nordamerika die Keystone XL Pipeline gebaut wird. Nach der größten Erdölkatastrophe für Amerika im Golf von Mexiko hatte er den Bau untersagt. Nun wird er aber von der riesigen Lobby getrieben, die 2700 km lange Röhre durch die täglich 700 000 Barrel Öl fließen sollen, doch bauen zu lassen. Das Öl soll aus Teersand abgebaut werden. In der Nähe pflügen riesige Schaufelbagger schon jetzt eine Fläche so groß wie „England“ auf der Suche nach Teersand um. Schon jetzt zeigt sich ein schlei-chende Vergiftung. Dabei werden Flüsse umgeleitet und Wälder abgeholzt. Der Teersand gibt seinen „Schatz“ nur frei, wenn man Wasserdampf versetzt mit Chemikalien mit hohem Druck tief in den Boden presst. Zurück bleiben giftige Abwässer und vergiftete Seen. Intakte Ökotope werden zu Mondlandschaften. Der CO2 Ausstoß ist bei dieser Technik um das 23 fache häher als bei der bisherigen Ölgewinnung. Je teurer das Öl auf dem Weltmarkt wird, umso mehr lohnt sich dieser kompliziertere und zerstörerische Ölabbau. In den Wäldern gibt es schon jetzt weniger Elche und in den Flüssen sind tote Fische. In den Indianergebieten der Crees steigen die Krebsraten. Immer mehr Menschen ha-ben Asthma, Migräne, Atembeschwerden und Ausschläge. (Berliner Zeitung, Jörg Michel, am 4. Nov 11). Heute haben wir den 11. November 2011 und Barak Obama hat zu diesem Wahnsinn „Nein“ gesagt. Die Pipeline wird (vorerst) nicht gebaut. Wenigstens eine positive Information in diesem Abschnitt.

Ähnlich bedeutend wie Öl sind Metalle, vor allem seltene Erden. Sie werden gesucht, weil sie für die Elektronik und Medienindustrie unerlässlich sind.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat man Kupfererz mit einem 5 prozentigem Metallanteil abgebaut. Heute wird mit einem Zehntel an Metallanteil der Berg abgebaut. Je kleiner der Metallgehalt, umso mehr Sand und Steine müssen abgebaut werden. Die Geschäfte mit Rohstoffen stiegen von 13 Milliarden im Jahre 2003 auf „600 Milliarden“ an, nur 8 Jahre später. Zwischen 2000 2005 sind im Euro- Raum die Kosten für Rohstoffe um 80 % gestiegen. Für Entwick-lungsländer kaum mehr bezahlbar.

Seit Beginn des Kapitalismus existiert der Mythos des freien Marktes. Man muss nur den Lobbyismus, die Subventionen und an die Rettung der Banken denken, um diesen Mythos zu entlarven. Trotzdem dient dieses Argument immer noch, um staatliche Eingriffe rechtzeitig zu unterbinden. Mit diesem Mythos werden auch die „Boni“ trotz Pleiten gerechtfertigt.

Dass wir Exportweltmeister sind, wird auch dauernd mit Stolz berichtet, um uns wohl zu schmeicheln, besser als die anderen zu sein. Faktisch heißt das, wenn wir Exportüberschüsse erzielen und damit mehr aus als einführen, andere Länder dadurch gezwungen werden, mehr ein als auszuführen. Damit nehmen wir ihnen die Arbeitsplätze weg. Wir sind zumindest nicht fair. Wir sind das Land, das an dritter Stelle bei Waffenexporten steht. Im letzten Jahr haben sich die Waf-fenverkäufe um 50 % auf über 2,1 Milliarden Euro erhöht. Im November ist ein Gesetz verabschiedet worden, dass es Firmen noch mehr erleichtert Waffen auszuführen. Dass die FDP Spenden von Waffenhersteller annimmt, verwundert nicht, aber genauso nimmt auch die CDU solche Spenden an. Heckler und Koch gab an, an die CDU in letzten 10 Jahren 70 000 Euro überwiesen zu haben. Nun es hat sich scheinbar gelohnt. Immerhin konnte Gaddhafi mit ihren Gewehren noch länger an der Macht bleiben!

1970 wurde erstmals ein stetiges wirtschaftliches Wachstum durch den Club of Rome infrage gestellt und über die Folgen der Großtechnologien und die Grenzen des Wachstums nachgedacht. Kaum jemand, auch ich nicht, konnte dies damals glauben. Wir wollten leben und was der Club of Rome sagte, war sehr weit weg. 40 Jahre später sind diese Folgen um einiges näher gerückt. Schon damals in den 70er Jahren wurde erkannt, dass diese „Tauschakte“ auf dem Markt nicht zum Wohlstand der Mehrheit führt. Dieses Marktversagen z. B. bei den Wachs-tumskrisen, wurde aber als Ausnahme gesehen und die liberale Ökonomie daher von keiner Partei infrage gestellt.

Rund 30 Jahre ist in Bezug auf Nachhaltigkeit so gut wie nichts geschehen. Umweltpolitik bestand seit der 70er Jahre im Versuch die erkannten Schadstoffe zu mindern. Oder man baute wegen der Schadstoffe „höhere Schornsteine.“ Stattdessen kam spätestens mit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Os-ten Europas, die Globalisierung.

In Kyoto 1997 wurden zum ersten Mal verbindliche Ziele für den Umweltschutz formuliert Das Kyoto-Protokoll zur Umweltbelastung haben die USA, China und Russland, also die größten Beschmutzer, bisher nicht unterschrieben. Japan wird erst ratifizieren, wenn die USA auch mitmacht.. Die Ziele sind aber viel zu gering angesetzt und außerdem gibt es keinerlei Sanktionsmechanismen, wie wir dies im Fall Kanada gesehen haben. Aber mit realistischen Zahlen hätten die meisten Staaten dieses Abkommen, bei dem es immerhin um Sein oder Nichtsein für viele Menschen geht, nicht ratifiziert. Aber nicht einmal diese Ziele sind erreicht worden, im Gegenteil. Die Treibhausgase sollten sinken, stattdessen sind sie zwischen 1990 2007 um 36 % gestiegen. Hauptverursacher sind USA und China.

Die Ergebnisse des UN Umweltgipfel, im Juni 2012 in Rio, 20 Jahre nachdem man sich ebenfalls in Rio auf Nachhaltigkeit geeinigt hatte, passt zu diesen Widersprüchen. Die meisten der führenden Politiker der Industriestaaten waren nicht einmal anwesend. Unsere Kanzlerin zog es vor nach Danzig zum Viertel-finale der Fußballeuropameisterschaft zu fahren. Alle Umweltverbände waren sich einig in der Meinung, dass dieser „Gipfel“ ein glatter Fehlschlag war. Die 190 Staaten trafen sich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Alle umstrittenen Punkte wurden im Abschlussdokument ausgeklammert. Viel blieb dann nicht übrig. Weder gab es zu alten Absichtserklärungen einen Zeitplan noch wurden Maßnahmen konkret aufgeführt. Ziele sollen erst 2015 konkret genannt werden. Selbst den Artenschutz der Meere haben die USA, Russland und Schwellenländer wie Brasilien und Indien verhindert. Von den zuvor genannten Staaten wurde auch verhindert, dass das Umweltprogramm der UNO UNEP in eine Umwelt-organisation umbenannt und dadurch aufgewertet wird. Auch die zuvor genann-ten umweltschädlichen Subventionen werden nicht abgebaut. Der Vorsitzende vom BUND (Bund für Umweltschutz und Naturschutz) in Deutschland Hubert Weigel sagte zum Ergebnis von Rio: „Die Welt steht näher am Abgrund als vor 20 Jahren,“ und der Greenpeace-Vorsitzende Martin Kaiser meinte, dass die Politiker an „Realitätsschwund leiden.“ Von der Nachhaltigkeit ist man auch wieder abgerückt und hat jetzt als neues Schlagwort „Green Economy“ hervorgebracht. Nachhaltigkeit ist in Bezug auf Ökologie für die Umwelt grundsätzlich positiv und klar definiert. Grüne Ökonomie kann alles andere als nachhaltig sein, wenn z.B. für ein Sojafeld ein Wald gerodet wird. Trotzdem ist es grüne Ökonomie.

Kanada hat sich aus dem Klimaabkommen, das sie ratifiziert hatten, verab-schiedet. Ein völkerrechtlich bindender Vertrag einfach aufgekündigt, weil sie so viel CO2 erzeugt haben, sodass sie mit einer Strafe von rund 10 Milliarden Dollar hätten rechnen müssen. Die anderen fast 190 Staaten haben keine Macht dies zu verhindern. Jedes Land kann im umweltpolitischen Bereich machen, was es will. Es gibt noch kein internationales Recht dies zu verhindern.

Die Natur hat in der neoklassischen Ökonomie keinen Eigenwert. Ihren Wert er-hält sie nur aus der Nutzungsbewertung. Sie folgt auch einem strengen anthropozentrischen Ansatz, denn der Mensch und nicht die Natur wird in den Mittelpunkt gesetzt. Da die Natur den Menschen nicht braucht, wir Menschen aber die Natur, muss diese Hierarchie umgedreht werden.

Bisher werden wirtschaftliche Interessen so formuliert, dass sie den herrschen-den Schichten dienen, zugleich aber erwecken sie den Eindruck, zum Wohle aller Menschen zu handeln. Es hat aber noch nie eine interessenlose Sozialwirtschaft gegeben. Lehren über den Markt beinhalten immer auch ein Werturteil.

In den letzten 10 Jahren hat der Reallohn im Durchschnitt abgenommen. Wenn man alles dem Wachstum unterordnet hat man natürlich ein Problem, wenn es keines oder wenig Wachstum gibt. Dies heißt wir müssen kaufen, um des Kau-fens willen. Selbst wenn wir alles haben, wenn wir wollen, dass die Wirtschaft wächst, müssen wir ständig Neues kaufen. Nun ist es schon eher so, dass wir vieles nicht wirklich brauchen, was wir alles angehäuft haben. Aber wenn wir nichts Neues kaufen, bricht unser Binnenmarkt zusammen.

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