Читать книгу Projekt Lucien - Matthias Boden - Страница 11
8. Kapitel Mexiko, Irgendwo an der Küste
ОглавлениеRainer lag auf seiner Decke am weißen Sandstrand des Hotels und las in einem Buch. Er kam jedes Jahr für zwei Wochen hierher, um sich zu erholen. Er liebte das azurblaue Meer, in dem die Sonne glitzerte, den weichen heißen Sand und den Service den ihm das Hotel bieten konnte. All-inclusive und ein Hotel für 18+ only. Keine schreienden, nörgelnden Kinder oder Halbstarke die zu viel Testosteron abbauen mussten und das mit wildem Balzverhalten gegenüber gleichaltrigen jungen Damen zum Ausdruck brachten. Einfach nur Ruhe und Entspannung. Bis auf dieses Jahr. Rainer lag seit Jahren am Strand immer an der gleichen Stelle. Umgeben von hohen Gräsern, in deren Halmen der leichte Wind am Strand etwas Bewegung brachte und so ein entspannendes Säuseln erzeugte. In diesem Jahr kam er sich jedoch beobachtet vor. Nicht von einer jungen Dame, das wäre nicht das Problem, mit der könnte man ja auch ein paar heitere Stunden verbringen, ein Mann beobachtete ihn ständig. Egal wohin Rainer auch ging, immer war der Mann in der Nähe und überwachte mit Argusaugen jeden seiner Schritte. Aber damit sollte jetzt Schluss sein dachte er sich. Er legte das Buch auf seine Decke, stand auf, um an der nahen Bar einen Drink zu nehmen. Nach seinem Drink besuchte er die Toilette, nur nicht, um etwas loszuwerden, sondern um etwas zu fangen. Kleine aufdringliche Gaffer fängt man am besten mit Speck und Rainer war als Betonbauer bestens gerüstet. Er wartete einige Sekunden direkt hinter dem Eingang. Er wusste, dass sein Verfolger gleich in der Nähe der Tür stehen würde.
Rainer riss die Tür auf, stürmte auf den Gang und packte seinen Beobachter, der völlig überrumpelt wurde, am Kragen und warf ihn in einer fließenden Bewegung an die gegenüberliegende Wand aus Backsteinen. Dann stiegen 130 kg Kampfgewicht auf die Zehen seines Stalkers. Rainer funkelte den Mann an, der Tränen in den Augen hatte wegen der Massage seiner unteren Extremitäten und flüsterte »So Kollege, wir beiden Pastorentöchter werden uns jetzt mal bei einem kleinen Tänzchen unterhalten, und glaub mir, du willst nicht wirklich lange mit mir tanzen. Ich stelle dir jetzt ein paar Fragen, und wenn du mir eine Antwort gibst, die mir nicht gefällt, könnten die kleinen Knochen in deinen Zehen etwas Schaden nehmen.«
»Ich deute dein Schweigen mal als Zeichen, dass du begriffen hast, was jetzt hier abläuft. Warum steigst du mir ständig hinterher?«
»Wir wollen wissen, ob sie es haben« brachte er stöhnend hervor.
»Ihr wollt wissen, ob ich was habe?«, fragte Rainer.
»Die kleine Box!«, stammelte der Beobachter.
»Ich habe weder eine Box, noch irgendeine scheiß Ahnung, wovon du singst. Aber eines habe ich, nämlich den Kanal voll in meinem Urlaub beobachtet zu werden!«, flüsterte Rainer bedrohlich und stampfte mit dem Fuß auf die geschundenen Zehen des anderen.
»Auuuuuuu. Wir brauchen diese Box«, heulte der Stalker.
»Okay, noch mal ganz langsam für die Steinmeißler zum Mitmeißeln. Ich habe keine Box, nur einen guten Tipp für dich. Wenn ich dich oder irgendeinen anderen Taugenichts sehe, der mir nachstellt, solange ich noch hier bin, zieh ich jeden von euch auf Links. HAST DU DAS BEGRIFFEN?«, fragte Rainer angriffslustig.
»Ja, ja ich hab es verstanden«, jaulte der Mann.
»Schön, dann hast du jetzt die große Ehre zukünftig deine Schuhe in unterschiedlichen Größen zu kaufen«, spie Rainer aus und trat mit voller Wucht auf die Zehen seines Gegners. Knackgeräusche waren zu hören und ein gellender Schrei ertönte. Rainer Hammer ließ seinen Stalker zu Boden gleiten, zog sein Shirt glatt und verließ die Bar.
Am nächsten Morgen klopfte die Putzfrau Rosalia an Zimmer 409 des Hotels, um dort zu putzen. Niemand meldete sich und Rosalia betrat das Zimmer mit ihrer Keycard. Sie wollte die Vorhänge öffnen, trat am Bad vorbei und erstarrte. Der Gast lag noch im Bett.
Sie verschob Zimmer 409 weiter nach hinten, um den Gast nicht zu stören.
Am späten Nachmittag betrat sie das Zimmer erneut, doch der Gast lag immer noch im Bett. Sie ging vorsichtig an das Bett und rüttelte daran. Der Mann regte sich nicht. Sie trat näher an den Gast heran und fasste ihm an die Schulter. Sie war eiskalt. Rosalia taumelte zurück Richtung Gang, bevor sie anfing, fürchterlich zu schreien.
Der Gast auf Zimmer 409 war tot, in den Unterlagen stand der Name Rainer Hammer.