Читать книгу Projekt Lucien - Matthias Boden - Страница 3
Prolog Mexiko, Irgendwo an der Küste
ОглавлениеMondlicht spiegelte sich auf dem leicht gewellten Karibischen Meer und tauchte den weichen Sandstrand des Hotels in ein sanftes Zwielicht. Der komplett in schwarz gekleidete Mann verbarg sich in den Schatten der Sträucher und hohen Gräser, während er langsam und vorsichtig seinem Ziel immer näher kam. Die Luft roch nach Salz und Algen, die von den Wellen an den Strand gespült wurden. Ihm lief der Schweiß über die Stirn. Er war nicht sonderlich gut trainiert, und die vom Tag aufgeheizte Luft und der Wärme Sand unter seinen schwarzen Gummischuhen, sowie die hohe Luftfeuchtigkeit in dem subtropischen Land taten ihr Übriges. In seiner Hand hielt er ein kleines Kästchen, auf dem leicht rötliche Ziffern, in schneller Folge ihre Werte änderten. Zwischen zwei Gräsern, unweit vom Ufer, an den sich sanft die Wassermassen legten, fand er endlich den geeigneten Ort. Lange hatte er gesucht, während er in den vergangenen Tagen stundenlang am Strand umherging. Seine Armbanduhr gab ein akustisches Signal von sich. Punkt 3 Uhr am Morgen. In knapp anderthalb Stunden würde sich wieder die Sonne aus den Fluten erheben und den paradiesischen weißen Sand in gleißendes Sonnenlicht tauchen. Bis dahin wollte er aber bereits wieder abgereist sein. Der Auftrag war erfüllt und er, wenn er zurückgekehrt ist endlich reich genug sein, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Derjenige, der ihn angesprochen hat, wusste über wirklich alles in seinem Leben Bescheid und stellte ihm eine sehr hohe Summe in Aussicht. Doch zuerst müsste er noch den letzten Teil zu Ende bringen und sich ungesehen aus dem Staub machen. Er ging auf die Knie und zog aus seiner Tasche eine kleine Schaufel heraus. Der Sand war weich und er müsste nicht lange graben, um ein Loch auszuheben, in dem er den kleinen Kasten sicher verbergen könnte.
Wenige Minuten später war das Sandloch groß genug. Er steckte die kleine Schaufel wieder ein und befreite behutsam den etwa 10 cm großen Kasten aus seiner Tasche, und legte ihn in die Vertiefung. Dann nahm er seinen elektronischen Helfer und legte ihn direkt über das Kästchen. Die rötlichen Zahlen verströmen ein sanftes Licht, das er so gut es eben ging, abschirmte. Genauestens notierte er sich die Zahlen, die aufgehört hatten, sich zu bewegen. Nachdem er alles noch einmal überprüft hatte, verschwand sein Helfer in seiner Hosentasche, und er verteilte den immer noch warmen Sand über dem Kasten. Zuletzt beseitigte er noch gewissenhaft seine Spuren und verließ den Strand. Zwischen einigen Kokospalmen hielt er inne und stellte erleichtert fest das die komplette Hotelanlage, mit Ausnahme der Notausgangsbeleuchtung im Dunkeln lag. Niemand war zu sehen. Auf leisen Sohlen stahl er sich an der Anlage vorbei und lief zu seinem Wagen, der nicht weit vom Strand zwischen Palmwedeln versteckt war.
Zufrieden startete er den Motor und fuhr in Richtung Cancún davon. Auf zur letzten Etappe seinem neuen Leben entgegen.
In Playa del Carmen stoppte er unweit des Wasserparks Xcaret und ging bester Laune auf den Eingang zu. Neben einem Kassenhäuschen verlief ein kleines Rinnsal und verschwand in einem etwa handbreiten Rohr. Dort nahm er seinen Zettel mit den Ziffern zu Hand, faltete ihn dreimal und schob ihn in eine kleine verschließbare Plastiktüte. Diese befestigte er mit Knetmasse an der oberen Innenseite des Rohres und stapfte wieder zu seinem Auto zurück. Er ließ sich in den Fahrersitz fallen und griff nach seinem Smartphone. Er wählte eine Nummer und wartete, bis die Verbindung stand. Nach dem Zweiten läuten wurde das Gespräch angenommen. Er flüsterte: »Paket geliefert!«, und beendete die Verbindung. Sein Auftrag war beendet. Er verließ den Parkplatz und steuerte seinen Wagen direkt zum Flughafen von Cancún. Sein neues Leben in Reichtum konnte beginnen.