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19. Kapitel Deutschland, Hannover

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Liz und Mi­ke waren noch kei­ne hal­be Stun­de in Han­no­ver ge­lan­det, als sie be­reits zu der Adres­se der Was­ser­steins un­ter­wegs waren. Der Miet­wagen war die­ses Mal ein Auto­ma­tik­ge­trie­be. Da sich Liz so­mit nicht um das Schal­ten küm­mern muss­te, was für sie auf der un­ge­wohn­ten rech­ten Sei­te war, fuhr sie selbst. Mi­ke be­ar­beit­ete ne­ben­an sei­nen Lap­top, um auf die Spur von Ma­rie Was­ser­stein zu kom­men. Sie war nicht zu er­rei­chen. Sie ka­men zü­gig vo­ran und bogen bald in die ge­such­te Stra­ße ein. Liz stopp­te hin­ter ei­nem al­ten Van, der am Stra­ßen­rand ge­parkt war. Mi­ke pack­te den Lap­top wie­der in die Ta­sche, als Liz schon die Tür ge­öff­net hat­te und auf den Ein­gang des Hau­ses zu­lief. Sie drück­te ih­ren Fin­ger auf die Klin­gel. Der Gong im In­ne­ren war so laut ein­ge­stellt, dass sie ihn bis auf die Stra­ße hö­ren konn­ten. Es rühr­te sich nichts. Liz ver­such­te es noch ein­mal, als Mi­ke sie an­stups­te. »Sie wer­den nicht da sein. Der Brief­kas­ten quillt über. Siehst du?«

»Aber wo könn­ten sie sein? Du hast mir doch ge­sagt, das Han­dy ih­res Vaters wä­re hier«, frag­te sie.

»Ja, sein Han­dy war auch hier. Ge­stern Abend zu­min­dest.«

»Ich ver­su­che, ihn noch mal an­zu­ru­fen, aber das kommt mir sehr ko­misch vor Mi­ke. Ich hab das Ge­fühl, hier stimmt was nicht.«

Liz wähl­te die Hand­ynum­mer des Vaters. Ne­ben dem tu­ten am rech­ten Ohr an, dass sie das Tele­fon hielt, hör­te sie mit dem lin­ken ei­ne Me­lo­die aus dem Haus. Wie­der ging nie­mand dran. Sie pack­te das Smart­pho­ne wie­der in ih­re Ta­sche.

»Das Han­dy ist hier, der Klin­gel­ton war hier zu hö­ren. Nie­mand mel­det sich und der Brief­kas­ten ist we­gen Über­fül­lung ge­schlos­sen. Es könn­te et­was pas­siert sein«, sag­te sie miss­trau­isch.

»Mög­lich wä­re es«, sag­te Mi­ke.

»Wir ge­hen rein, ich will wis­sen, was hier ge­spielt wird Mi­ke.«

Sie ver­such­te das Tor, im Jäger­zaun zu öff­nen, doch es war ver­schlos­sen. Grum­melnd stieg sie über das Tor. Mi­ke folg­te ihr vor­sich­tig. An der Haus­tür das glei­che, sie war ver­schlos­sen. Sie späh­te durch ein klei­nes Glas­fens­ter ne­ben der Tür, konn­te aber nichts Un­ge­wöhn­li­ches ent­de­cken. Sie ging nach rechts um die Ecke und blick­te in je­des Fens­ter. Mi­ke blieb un­schlüs­sig an der Tür ste­hen. Die Ter­ras­sen­tür war nur an­ge­lehnt, aber nicht ver­schlos­sen. Liz be­trat vor­sich­tig das Wohn­zim­mer und rief nach den Was­ser­steins. Dann roch sie den Duft von Ver­we­sung. Tausen­de Flie­gen sto­ben aus­ein­an­der als Sie den Ar­chi­tek­ten und sei­ne Frau in der Kü­che fand. Sie trat ei­nen Schritt zurück. Das Bild ver­schlug ihr den Atem. Man hat­te ih­nen die Hals­schlag­ader durch­trennt. Der wei­ße Flie­sen­boden war kaum mehr zu er­ken­nen. Das gan­ze Blut war be­reits ein­ge­trock­net und bil­de­te ei­nen rie­si­gen rot­bräun­li­chen See. Liz fass­te nichts an, um even­tu­el­le Spu­ren nicht zu ver­wi­schen. Sie ging wie­der in das Wohn­zim­mer und trat auf die Ter­ras­se hin­aus. Dort japs­te sie nach Luft, zog ihr Han­dy aus der Ta­sche und rief die Not­ruf­num­mer der Poli­zei an, als sie wie­der nach vor­ne lief, um Mi­ke zu in­for­mie­ren. Sie gab dem Be­am­ten am Tele­fon Be­scheid, dass sie von In­ter­pol war und so­eben zwei Lei­chen ge­fun­den hat­te. Die Mord­kom­mis­sion soll­te mit der Spu­ren­si­che­rung an­rü­cken. Das vol­le Pro­gramm eben. Als nach ei­ni­gen Mi­nu­ten der er­ste Strei­fen­wagen an­ge­rast kam, saß Liz auf der Trep­pe. Mi­ke stand un­be­tei­ligt da­ne­ben und kau­te an sei­ner Un­ter­lip­pe. Sie er­klär­ten den Be­am­ten, was sie vor­ge­fun­den hat­ten. Die Be­am­ten ver­schwan­den im Haus. Die Spur war so kalt wie die bei­den Lei­chen, kam es Liz in den Sinn. Zö­gernd frag­te Mi­ke »Und was ma­chen wir jetzt?«

»Weiter­su­chen Mi­ke«, ant­wort­ete sie ge­schockt.

»Und wie? Die Was­ser­steins wer­den uns wohl kaum mehr In­for­ma­tio­nen ge­ben kön­nen.«

»Im Mo­ment ha­be ich kei­ne Idee ehr­lich ge­sagt. Aber mir wird schon noch was ein­fal­len«, kam ton­los von ihr zurück.

»Al­so flie­gen wir nach Ko­pen­ha­gen, denn dort be­fin­det sich wohl das Han­dy von Ma­rie Was­ser­stein.«

»Ko­pen­ha­gen ist groß Mi­ke. Da kön­nen wir ta­ge­lang um­he­rir­ren. Aber du kannst mal die Hotel­daten che­cken, ir­gend­wo muss sie ja ab­ge­stie­gen sein.«

»Das ha­be ich be­reits, Liz. Sie hat in kei­nem Hotel in oder um Ko­pen­ha­gen ein Zim­mer ge­nom­men. Die ein­zi­ge Spur ver­liert sich in dem Café. Selbst, wenn wir da je­man­den fin­den, der sich an sie er­in­nert wird er uns nicht sa­gen kön­nen, wo sie wohnt.«

»Du hast recht Mi­ke, aber ver­su­chen soll­ten wir es. Al­so los, lass uns fah­ren, hier sind wir fer­tig.«

Liz stand auf und schlich auf den Miet­wagen zu. Ge­ra­de als sie das Grund­stück ver­las­sen woll­te, stell­te sich ihr ei­ne jun­ge Frau in ei­ner blau­en Uni­form in den Weg. »Sind sie von der Poli­zei?«, frag­te sie die bei­den.

»Ja, wir sind von In­ter­pol. Und wer sind sie?«, frag­te Liz.

»Ich bin von der Post und ha­be ei­nen Brief für Herrn Was­ser­stein, aber ih­re Kol­le­gen wol­len mich nicht an den Brief­kas­ten las­sen. Wür­den sie den viel­leicht neh­men, da­mit ich mei­ne Ar­beit weiter­ma­chen kann?«

»Mei­net­we­gen. Ge­ben sie ihn her, ich ste­cke ihn zu den hun­dert an­de­ren da­zu«, er­wi­der­te Liz.

Die Post­bo­tin hän­dig­te Liz das Schrei­ben aus und ra­del­te dann da­von. Ge­ra­de als Liz auf den Brief­kas­ten, der so­wie­so schon über­voll war, zu­ging, fiel ihr der Post­stem­pel auf dem Schrei­ben auf. Er war in Ko­pen­ha­gen auf­ge­ge­ben wor­den. Sie dreh­te sich um und eil­te zu Mi­ke zurück, der be­reits am Wagen stand und war­te­te.

»Mi­ke, der Brief kommt aus Ko­pen­ha­gen«, flüs­ter­te sie ihm zu. »Wir neh­men ihn mit, das kann kein Zu­fall sein.«

Sie stie­gen ein und wäh­rend Liz aus der Stra­ße fuhr, riss Mi­ke den Brief auf.

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