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18. Kapitel Frankreich, Lyon

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»Gut, dann sind wir uns ja ei­nig!«, be­merk­te Rous­sel mit fröh­li­chem Blick. Er hat­te sein er­stes Te­am zu­sam­men. Die Ar­beit von In­ter­pol wür­de sich nicht län­ger nur auf In­for­ma­tio­nen be­schrän­ken, son­dern auch eige­ne Fäl­le lö­sen.

»Ich ha­be ein Büro für sie ein­rich­ten las­sen. Sie fin­den es im 19. Stock, Raum 23. Be­vor sie jetzt aber alle ver­schwin­den las­sen Sie uns ih­ren er­sten Fall er­läu­tern. Lea, wür­dest du bit­te die Fak­ten schil­dern?«

Rous­sel saß am Kop­fen­de des Ti­sches und leg­te sei­ne Hän­de auf den Tisch. Liz und Mi­ke sa­ßen ne­ben­ein­an­der auf der Fens­ter­sei­te und Lea ih­nen ge­gen­über. Korn stand wie immer am Fens­ter. Sie be­gann:

»Vor et­wa zwei Wo­chen be­kam ich den Auf­trag ei­nen Wis­sen­schaft­ler, der bei ei­nem Kon­gress in New York da­bei sein soll­te, in den Tief­küh­ler zu brin­gen. Sein Na­me war Har­ry Leic­ster, ein bri­ti­scher For­scher in Diens­ten von Si­lOld am For­schungs­zentrum Cancún. Der Mann hat­te nie­man­dem et­was ge­tan, al­so ha­be ich ab­ge­lehnt aber die In­for­ma­tio­nen an Bert­rand weiter­ge­ge­ben. Bert­rand hat mir ver­si­chert die Wis­sen­schaft­ler in Si­cher­heit zu brin­gen und wand­te sich an je­nen Har­ry Leic­ster um ihn zu war­nen und mög­li­cher­wei­se weite­re In­for­ma­tio­nen zu be­schaf­fen. Die­se In­for­ma­tio­nen gin­gen an mich über ei­nen to­ten Brief­kas­ten. Man war auf ei­ne Le­gie­rung, al­so ver­misch­te Me­tal­le, ge­stoßen die Ener­gie pro­du­zier­te. Wie ei­ne Bat­te­rie, aller­dings oh­ne an Span­nung zu ver­lie­ren. Es gab ei­nen Pro­to­typ ei­ner Bat­te­rie. Die Wis­sen­schaft­le­rin, die da­mit be­traut ist, ei­ne ge­wis­se Ma­rie Was­ser­stein, be­fand sich aller­dings im Ur­laub. Wo konn­te man mir nicht sa­gen. Der Pro­to­typ la­ger­te in ei­nem Tre­sor im For­schungs­zentrum Cancún und die For­mel für die Le­gie­rung hat­te Leic­ster ir­gend­wo de­po­niert. Wo woll­te er nicht sa­gen. Je­den­falls wur­de der Pro­to­typ aus dem La­bor ge­stoh­len und Leic­ster in New York ge­tö­tet. Im Kon­gress­hotel fand man ihn mor­gens tot in sei­nem Bett. Er wur­de mit ei­ner Sprit­ze in den Hals ver­gif­tet. Zwei weite­re Wis­sen­schaft­ler wur­den von Bert­rand ver­steckt, nur die­se Ma­rie Was­ser­stein konn­te noch nicht ge­fun­den wer­den. Nie­mand weiß, wo sie steckt. Un­se­re neu­es­ten In­for­ma­tio­nen sind, dass man das For­schungs­zentrum Cancún ge­schlos­sen hat und die Wis­sen­schaft­ler nicht mehr weiter ar­bei­ten dür­fen bis man den Pro­to­ty­pen und das alles ge­fun­den hat. Das For­schungs­zentrum wur­de schwer be­wacht. Si­lOld hat über 30 Si­cher­heits­kräf­te in dem Ge­bäu­de. Sie wur­den in nur ei­ner Nacht ge­tö­tet und das For­schungs­zentrum kom­plett leer­ge­räumt. Es ist ab­so­lut nichts mehr zu fin­den. Wir sol­len die For­schungs­er­geb­nis­se fin­den und si­chers­tel­len, den Pro­to­ty­pen zurück­ho­len, und die­se Was­ser­stein in Si­cher­heit brin­gen«, be­en­de­te Lea ih­ren Be­richt.

Liz und Mi­ke mach­ten sich No­ti­zen, wäh­rend Korn frag­te »Die­se Wis­sen­schaft­ler fin­den wir wo?«

Rous­sel be­ant­wort­ete die Fra­ge mit »Ca­bar­ete in der Do­mi­ni­ka­ni­schen Re­pu­blik!«

»Lea und ich flie­gen noch heu­te Abend nach Pu­er­to Pla­ta in der Nä­he von Ca­bar­ete, wenn mich mein Kopf nicht im Stich lässt. Miss Croll und Mis­ter Banks ma­chen die­sen Was­ser­stein aus­fin­dig, schafft ihn hier­her!«, stell­te Korn klar und wand­te sich zum Ge­hen.

Liz er­klär­te »Ma­rie Was­ser­stein ist ei­ne Frau…«

»Mei­net­we­gen auch ein Alien, ist mir egal. Sor­gen sie nur da­für, dass Banks das sab­bern lässt, wenn er sie sieht!«, brumm­te er und war ver­schwun­den. Lea zuck­te die Schul­tern und eil­te ihm nach. Mi­ke sah Liz et­was ver­wirrt an und frag­te »Er stellt die Te­ams auf und du pro­tes­tiert nicht da­ge­gen? Was hab ich ver­passt?«

»Ich soll sei­ne Me­tho­den nicht in­fra­ge stel­len und was er sagt, macht Sinn. Du und ich su­chen nach die­ser Was­ser­stein. Ich su­che und ha­be Ideen, du bist un­se­re In­for­ma­tions­quel­le im In­ter­net um sie zu fin­den. Er ist der Ver­hör­spe­zi­a­list und Lea die Waf­fen­ex­per­tin. Falls er mit ei­nem An­griff rech­net, ist sie die be­ste Wahl. Außer­dem hat er wohl ge­fal­len an ihr ge­fun­den«, klär­te sie ihn auf.

»Ja si­cher. Er und ge­fal­len an Lea, das wä­re un­ge­fähr so, als wür­de ich ge­fal­len an Gar­ten­ar­beit fin­den«, wit­zel­te er.

»Du musst mal die Augen auf­ma­chen. Ist dir nicht auf­ge­fal­len, dass sei­ne Bli­cke immer wie­der auf Lea ge­fal­len sind? Viel­leicht steht er auf sie«, sag­te sie zu ihm, als sie den Raum ver­lie­ßen und Rous­sel allei­ne zurück­blieb. Der schüt­tel­te nur leicht den Kopf.

Mi­ke setz­te nach »Korn und ei­ne Frau? Du machst wohl Wit­ze.«

»Nein, kein Witz Mi­ke. Ich er­ken­ne Zu­nei­gung, wenn ich sie se­he, und die­se hier war sehr deut­lich zu se­hen.«

»Egal, lass uns jetzt erst mal nach die­ser Was­ser­stein su­chen. Sie kann sich ja nicht in Luft auf­ge­löst ha­ben.«

Sie gin­gen zum Auf­zug und fuh­ren in die 19. Eta­ge. Dort an­ge­kom­men be­ga­ben sie sich zu­sam­men auf die Su­che nach Raum 23, den sie ziem­lich schnell ge­fun­den hat­ten. Liz hielt ih­re Kar­te an den Scan­ner und die Tür zu ih­rem Büro schnapp­te auf.

Es war ein gro­ßer rech­te­cki­ger Raum, in des­sen Mit­te sich vier Schreib­ti­sche ge­gen­über­stan­den. Am hin­te­ren En­de des Rau­mes be­fand sich ei­ne leder­be­zo­ge­ne Sitz­ecke mit pas­sen­dem Bei­stell­tisch. Links ne­ben der lan­gen Fens­ter­front be­fand sich ein Tisch, der mit sechs Mo­ni­to­ren über­laden war, da­vor ei­ne Tas­ta­tur mit Maus und ei­nem Kar­ten­le­ser. Ein klei­nes Spiel­zeug für Mi­ke, des­sen Mund­win­kel nach oben zeig­ten, als er es ent­deck­te. Ge­gen­über führ­te ein klei­ner Durch­gang zu ei­ner Kü­chen­zei­le.

Liz sag­te »Lass uns kei­ne Zeit ver­lie­ren Mi­ke, wir müs­sen die­se Ma­rie Was­ser­stein fin­den, egal wo sie ab­ge­blie­ben ist.«

»OK Liz, aber wo sol­len wir an­fan­gen?«

»Lass uns erst mal alles über sie aus­gra­ben, was wir fin­den kön­nen. Ir­gend­ei­ne Ver­bin­dung muss es ge­ben, an der wir an­set­zen kön­nen.«

»Du bist der Boss«, grins­te er und setz­te sich vor die Bild­schir­me. Als er sei­ne Kar­te vor den Le­ser hielt, pieps­te der Com­pu­ter und gab den Zu­gang frei. Et­wa ei­ne Vier­tel­stun­de spä­ter hat­te er die er­sten In­for­ma­tio­nen aus den Daten­ban­ken her­aus­ge­fil­tert und sprach zu Liz, als er weiter tipp­te »Ma­rie Jo­han­na Was­ser­stein, ge­bo­ren am 20.09.1989 in Han­no­ver. Tochter ei­nes Ar­chi­tek­ten und ei­ner Se­kre­tä­rin die immer noch in Han­no­ver le­ben und ar­bei­ten. Sie stu­dier­te Bau­in­ge­ni­eurs­we­sen. Wur­de direkt nach ih­rem Stu­di­um von Si­lOld an­ge­wor­ben und ar­bei­tet im For­schungs­zentrum Cancún. Kei­ne Ge­schwis­ter. Hat­te ei­ni­ge kur­ze Be­zie­hun­gen, aber nichts Ern­stes, seit vielen Jah­ren Sing­le, lebt in Cancún.«

»Viel­leicht wis­sen ih­re Eltern, wo wir sie fin­den kön­nen. Hast du ei­ne Tele­fon­num­mer?«

Mi­ke dik­tier­te Liz die Num­mer, die sie direkt in ihr Smart­pho­ne tipp­te. Es klin­gel­te ei­ne Wei­le, aber nie­mand hob ab. »OK Mi­ke, da geht nie­mand dran. Hast du viel­leicht noch ei­ne Hand­ynum­mer, am be­sten gleich noch die von Ma­rie?«

Nach ei­nem kur­zen Tip­pen auf der Tas­ta­tur gab er Liz die Num­mern durch. Sie spei­cher­te bei­de in ih­rem Tele­fon und ver­such­te Ma­rie Was­ser­stein an­zu­ru­fen. Sie war nicht er­reich­bar. Liz ver­such­te es auf der an­de­ren Num­mer, die ih­rem Vater ge­hör­te, aber auch dort ging nie­mand dran. Sie schüt­tel­te den Kopf. »Es ist sinn­los Mi­ke, egal wel­che Num­mer ich wäh­le, nie­mand geht an das Tele­fon. Aber wer geht nicht an sein Han­dy?«

»Je­der der nicht ge­stört wer­den will Liz«, sag­te Mi­ke kühl und zuck­te die Schul­tern.

»Kannst du das Mo­bil­tele­fon von Ma­rie Was­ser­stein or­ten?«, frag­te Liz zö­ger­lich.

»Na­tür­lich kann ich«, er­klär­te er, »aller­dings dau­ert das ein biss­chen!«

»OK, mach schnell, ich ver­su­che der­weil weiter sie zu er­rei­chen.«

Mi­ke häm­mer­te auf die Tas­ta­tur ein, wäh­rend Liz Krei­se um die vier Schreib­ti­sche zog und immer wie­der ei­ne Num­mer nach der an­de­ren wähl­te. Das Er­geb­nis war frus­trie­rend. Nie­mand nahm die An­ru­fe ent­ge­gen und auch kei­ne Mo­bil­box ak­ti­vier­te sich. Nach ei­ner Wei­le mel­de­te sich Mi­ke »Ihr Han­dy war zu­letzt in Ko­pen­ha­gen ein­ge­loggt. In ei­nem Café in der Stadt. Das war vor et­wa drei Stun­den!«

»In Ko­pen­ha­gen? Gibt es da Freun­de oder Ver­wand­te? Ir­gend­ei­ne Ver­bin­dung nach Dä­ne­mark?«, frag­te Liz.

»Nein, ab­so­lut nichts. Viel­leicht macht sie ein biss­chen Sight­se­eing!«, ora­kel­te er.

»OK, dann hal­ten wir uns an ih­re Eltern, die wer­den hof­fent­lich wis­sen, wo sie steckt. Be­sor­ge die Adres­se, in 5 Mi­nu­ten bre­chen wir auf.«

Lea muss­te bei­nahe ne­ben Korn ren­nen, der mit sei­nen lan­gen Bei­nen gro­ße Schrit­te ma­chen konn­te. Er war in Rich­tung Hotel ge­lau­fen, um sei­ne Sa­chen zu pa­cken, be­vor sie ab­flo­gen.

»Mi­cha­el, war­te mal, oder mach we­nigs­tens ein biss­chen lang­sa­mer. Be­vor wir weg­flie­gen, brau­che ich noch ei­ne Klei­nig­keit.«

»Ich ha­be kei­ne Zeit zu war­ten, die bei­den Ge­hirn­akro­ba­ten sind viel­leicht in Ge­fahr. Da kei­ner auf die Idee ge­kom­men ist, die zwei aus­zu­pres­sen wie ei­ne fau­le Zi­tro­ne, ha­ben sie, ver­mut­lich noch je­de men­ge nütz­li­cher In­for­ma­tio­nen für uns. Al­so bleibt kei­ne Zeit mehr für ei­nen Um­trunk mit dem Gi­go­lo und sei­ner Copf­reun­din«, fauch­te er ihr über die Schul­ter zu.

»Ich will auch kei­ne Fei­er ab­hal­ten, aber wenn wir da hin­flie­gen, brau­che ich ei­ne an­stän­di­ge Waf­fe.«

»Se­he ich viel­leicht wie ein Waf­fen­händ­ler aus?«, frag­te er.

»Weit weg da­von je­den­falls nicht, aber ich bin erst seit knapp 2 Stun­den hier und ha­be kei­ne Ah­nung, ob es hier ei­ne Waf­fen­kam­mer gibt. Und in Frank­reich kann man kein Scharf­schüt­zen­ge­wehr aus dem Auto­ma­ten zie­hen, leuch­tet ein, oder?«

»Frag die Aus­kunft!«

Lea ver­dreh­te die Augen und blieb ste­hen. Korn stapf­te weiter da­von, oh­ne sie zu be­ach­ten. »Blö­der Arsch!«, rief sie ihm hin­ter­her und ging lang­sam zurück in das Haupt­ge­bäu­de. Sie lief direkt auf den Pfört­ner zu, zück­te ih­ren Aus­weis und sag­te »Wo fin­de ich die Waf­fen­kam­mer?«

Der Pfört­ner be­trach­te­te ein­ge­hend den Aus­weis und sag­te dann »Im zwei­ten Un­ter­ge­schoss, Raum 47.«

»Dan­ke« brach­te sie her­vor und ging zu den Fahr­stüh­len. Un­ten an­ge­kom­men wand­te sie sich ver­wirrt um. Es sah nicht sehr ein­la­dend aus hier un­ten. Die Luft war ab­ge­stan­den und ei­ne Rei­ni­gungs­kraft schien es hier nicht zu ge­ben. Der Staub türm­te sich in grau­en Wol­ken auf dem grün gest­ri­che­nen Boden und man konn­te deut­li­che Fuß­spu­ren da­rin er­ken­nen. Lea schritt lang­sam weiter und fand Raum 47. Es war die ein­zi­ge Tür, die nicht aus nor­ma­lem Holz be­stand, son­dern aus matt­braun la­ckier­tem Stahl. Sie hielt ih­ren Aus­weis an den Kar­ten­le­ser, aber es pas­sier­te nichts. Sie ver­such­te es noch ein zwei­tes Mal mit dem­sel­ben Er­geb­nis. Lea woll­te sich schon wie­der zum Ge­hen wen­den, als sie ein Ge­räusch ver­nahm. Die ver­rie­gel­te Tür schwang auf und vor ihr stand ein klei­ner Mann mit schwar­zen Haaren und hielt ihr ei­ne Waf­fe ins Ge­sicht. »Wer sind sie, und was wol­len sie hier?«

»Mein Na­me ist Lea Tay­lor, hier ist mein Aus­weis«, sag­te sie und hielt ihm den Aus­weis hin.

»Das ha­be ich ge­se­hen Miss, was wol­len sie hier in mei­nem Reich?«

»Ich soll auf ei­ne Mis­sion ge­hen und zwei Wis­sen­schaft­ler be­schüt­zen, nur das kann ich nicht oh­ne Waf­fe!«, er­klär­te Lea.

»Sie ha­ben ih­re Dienst­waf­fe, die soll­te ge­nü­gen!«, er­wi­der­te er oh­ne das Ge­wehr run­ter­zu­neh­men.

»Mei­ne Dienst­waf­fe? Mit ei­ner Glock auf An­grei­fer zu bal­lern ist un­ge­fähr so wie mit ei­ner Stein­schleu­der auf ei­nen Panzer zu zie­len. Ich brau­che ei­ne rich­ti­ge Waf­fe und kein Spiel­zeug für Grund­schüler!«

»Sie ge­fal­len mir La­dy«, grins­te er und senk­te sei­ne Waf­fe »kom­men sie rein, wir wer­den schon et­was für sie fin­den!«

Er dreh­te sich um und steck­te die Waf­fe ne­ben der Tür in ei­ne Hal­te­rung, be­vor er weiter­ging. Lea war über­rascht. Es gab je­de Men­ge Aus­wahl und so­gar ei­ni­ge Knar­ren, die sie noch nie ge­se­hen hat­te.

»Was ist das hier alles?«, staun­te sie.

»Das ist mei­ne klei­ne Aus­wahl. Das meis­te da­von ist selbst her­ge­stellt. Bis auf die Stan­dard­waf­fen, die ich ver­ge­be, na­tür­lich.«

»Be­ein­druckend. Ich brau­che ein Ge­wehr. Am liebs­ten mei­ne Lie­blings­waf­fe die M24!«

Er dreh­te sich um und blick­te Lea ei­ni­ge Se­kun­den prü­fend an. Ver­wirrt hob er an »Ei­ne M24? Ich glau­be eher, die reißt ih­nen den Arm ab, wenn sie die ab­feu­ern. Das ist ein Prä­zi­sions­ge­wehr für Scharf­schüt­zen und kei­ne Waf­fe für ei­ne zar­te Per­son wie sie mei­ne lie­be.«

»Ha­ben sie ei­ne hier? Wenn ja, dann her da­mit!«, sag­te sie, oh­ne mit der Wim­per zu zu­cken.

»Ich ha­be kei­ne M24 hier, aber ei­ne ver­bes­ser­te Ver­sion. Ich nen­ne sie Z501. Leich­ter, ver­bes­ser­tes Ob­jek­tiv und wirft Hohl­man­tel­ge­schos­se aus, nur sie wer­den nicht mit ihr schie­ßen kön­nen. Die meis­ten Män­ner kön­nen die nicht mal hal­ten! Aber ich ma­che ih­nen ei­nen Vor­schlag Miss Tay­lor. Sie dür­fen ei­nen Schuss auf mei­nem pri­va­ten Schieß­stand ab­ge­ben, wenn ich se­he, dass sie in der La­ge sind mit ei­nem klein­eren Ge­wehr um­zu­ge­hen dann be­kom­men sie et­was von mir, was der M24 na­he­kommt, ein­ver­stan­den?«

»Ich ha­be nicht die Zeit, auf ih­ren pri­va­ten Schieß­stand zu kom­men und dort ein Spiel­zeug ab­zu­feu­ern. Ich flie­ge in we­ni­ger als ei­ner Stun­de ab und brau­che ei­ne rich­ti­ge Waf­fe!«

»Es dau­ert nur 5 Se­kun­den. Ein­fach durch die­se Tür da«, sag­te er und zeig­te auf ei­ne klei­ne Tür an der Stirn­wand. »Sie be­kom­men ei­ne mei­ner Er­fin­dun­gen. Das ist ei­ne LR9« sag­te er und griff sich ein Ge­wehr aus ei­nem Stän­der »et­was klei­ner als ei­ne M24, aber der Rück­stoß ist un­ge­fähr der glei­che.«

»Ge­ben sie das Spiel­zeug her«, maul­te Lea leicht an­ge­fres­sen.

Sie gin­gen durch die Tür und sie trau­te ih­ren Augen kaum. Vor ihr er­streck­ten sich ei­ni­ge Bah­nen, um auf Zie­le zu schie­ßen. Von et­wa 10 m Ent­fer­nung bis hin zu knapp 100 m. Er trat vor die längs­te der Bah­nen und er­klär­te »Die­se Bahn ist 90 m lang. Am En­de be­fin­det sich ei­ne Ziel­schei­be. Sie schie­ßen und wenn sie or­dent­lich tref­fen, oh­ne ei­nen Arm ver­lo­ren zu ha­ben dür­fen sie sich an der Z501 ver­su­chen. Or­dent­lich ge­trof­fen be­deu­tet alles über 7 Punk­te« lä­chel­te er.

Lea riss ihm die LR9 aus der Hand, trat an das klei­ne Fens­ter und such­te sich ei­nen fes­ten Stand. Dann leg­te sie ei­ne Pa­tro­ne in die Kam­mer, setz­te sich ei­nen Ge­hör­schutz auf und leg­te an. Ein ein­zel­ner Schuss krach­te durch den Raum. Lea leg­te das LR9 ab und sag­te »Ho­len sie die 10 nach vor­ne und brin­gen sie die Z501 her.«

Un­gläu­big schau­te er Lea an, als die Ziel­schei­be nach vor­ne rausch­te. Sie hat­te ex­akt die 10 ge­trof­fen, in der ein kreis­run­des Loch zu se­hen war. Wort­los griff er sich das Ge­wehr und stell­te es zurück, be­vor er ein grö­ße­res aus ei­nem Stän­der nahm und es Lea brach­te.

Lea nahm das Z501 an sich und leg­te ei­ne Pa­tro­ne ein. Die Ziel­schei­be mach­te sich wie­der auf den Weg nach hin­ten. Wie­der krach­te ein Schuss durch den Raum und hall­te lan­ge nach. Lea leg­te das Ge­wehr vor sich ab und nahm den Ge­hör­schutz ab.

»Gar nicht mal so übel das Ge­wehr, auch wenn die Op­tik et­was ab­weicht. Es zieht ein biss­chen nach links.«

Auf der Ziel­schei­be saß ein run­des Loch links in der 9, ge­nau auf der Hö­he der 10. Fran­co­is Pier­lot stand stau­nend und scho­ckiert hin­ter Lea. Er konn­te nicht glau­ben, was er eben mit­er­lebt hat­te. Er gab sich ge­schla­gen.

»Ich wer­de die Op­tik ein­stel­len, dau­ert et­wa 5 Mi­nu­ten, dann kön­nen sie die Z501 mit­neh­men«, sag­te er und nahm das Ge­wehr an sich. Er trat an ei­ne Vor­rich­tung und spann­te das Ge­wehr ein. Ei­nen La­ser schob er in den Lauf und blick­te durch die Op­tik. Er jus­tier­te das Fa­denk­reuz der Op­tik neu. Als er fer­tig war, nahm er es her­aus und gab es Lea. Sie nahm es ent­ge­gen und ging wie­der an die Bahn. Er­neut krach­te ein Schuss. Sie nick­te ihm zu. Die Op­tik stimm­te wie­der.

»Wo be­kom­me ich Mu­ni­tion für die Klei­ne hier?«, frag­te sie lä­chelnd.

Pier­lot trat an ei­nen Stahl­schrank und öff­ne­te ihn »Hier drin ist alles, was sie brau­chen Miss Tay­lor«.

Lea nahm ge­nug Mu­ni­tion mit, um in Pa­na­ma ein­mar­schie­ren zu kön­nen, und ver­ließ freu­de­strah­lend die Waf­fen­kam­mer.

We­nig spä­ter klet­ter­te sie vor Korn in die Gulf­stre­am, aus­ge­rüs­tet als wür­de sie in den Krieg zie­hen, nahm sie in ei­nem Ses­sel Platz. Korn setz­te sich ihr ge­gen­über. Die Tür wur­de ge­schlos­sen und die Pilo­ten star­te­ten die Trieb­wer­ke. Als sie Rich­tung Start­bahn roll­ten, blick­te Korn aus dem Fens­ter und mur­mel­te lei­se »Es tut mir leid Lea.«

»Das soll­te es auch«, gab sie et­was feind­se­li­ger zurück, als sie es woll­te.

»Ich bin manch­mal et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­tig«, gab er klein­laut zu.

»Das hal­te ich für die Un­ter­trei­bung des Jah­res. Ich hab dir nur ge­sagt, ich brau­che ei­ne Waf­fe und an­statt mir zu hel­fen, drückst du mir dum­me Sprü­che«, hielt sie ihm vor.

Er nick­te leicht. »Es ist nicht ganz so ein­fach für…«, dann brach er ab.

»Was ist nicht ein­fach?«, frag­te sie.

»Ver­giss es, ich kann nicht da­rüber re­den«, wie­gel­te er ab.

»Du kannst nicht, oder du willst nicht?«, bohr­te sie nach.

Er mach­te sei­nen Gurt los und stand auf. »Bei­des«, flüs­ter­te er und setz­te sich ei­ni­ge Me­ter von ihr weg. Dann starr­te er wie­der aus dem Fens­ter, an dem ge­ra­de die Wol­ken vor­bei­flo­gen. Lea sah ihm ir­ri­tiert nach.

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