Читать книгу Projekt Lucien - Matthias Boden - Страница 5
2. Kapitel Italien, Rom
ОглавлениеDie Maschine aus Cancún rollte langsam an das Gate bevor die Fluggastbrücke zum Aussteigen in Position gebracht wurde. Er war wieder zurück in seiner Heimat und freute sich auf seine Frau. Endlich hatten sie finanziell ausgesorgt. Beschwingt verließ er die Boeing und schlenderte zur Einreisekontrolle. Nach den Formalitäten nahm er seinen Koffer vom Transportband in der Ankunftshalle und trat hinaus in die Ewige Stadt. Es war früh am Abend als er endlich gelandet war, aber die sechs Stunden Zeitunterschied gaukelten seiner inneren Uhr vor es wäre früher Nachmittag.
Er nahm sich ein Taxi nach Hause. Endlich wieder seine geliebte Frau in den Arm nehmen, dieses Mal um einige Millionen reicher und nicht mehr auf den Job angewiesen Computerbauteile überall auf der Welt auszutauschen nur, weil wieder irgendjemand zu blöde war das Zeug anständig zu warten. Nie wieder würde er seine Mariella alleine lassen und quer durch die Welt fliegen. Nur noch mit ihr zusammen in den Urlaub, ansonsten würde er in Rom bleiben in dem kleinen Haus, das er mit dem Geld kaufen wollte und sich mit Mariella um einige Bambini zu kümmern. Das Taxi erreichte die kleine Straße mitten in Rom, wo er in einer Bruchbude leben musste, weil das Geld, was er verdiente nicht ausreichte, um zu überleben. Aber das sollte jetzt der Vergangenheit angehören. In spätestens einer Woche hätte er das Geld für seinen Auftrag.
Es war ein Kinderspiel. Alles lag exakt da, wo ihm der Besucher gesagt hatte. Rein in das Labor, Computer aufmachen und das Laufwerk ausbauen. Niemand kümmert sich, um einen kleinen Techniker, der ein Laufwerk aufschraubt, um es zu reparieren. Dann in einem unbeobachteten Moment die Box aus der Schublade ziehen, im Laufwerk verstecken und wieder zusammenschrauben. Einmal nach draußen gehen, um ein neues Laufwerk zu holen und am Ende mit dem alten Laufwerk das Labor zu verlassen. In seinem Hotel musste er nur wieder die Box aus dem Laufwerk holen und in den Kasten packen. Versiegeln, dann vergraben und die Geo-Koordinaten in einem toten Briefkasten hinterlassen. Was er da mit herausgeschmuggelt hat, wurde ihm zwar nicht verraten, aber wenn es dabei um fünf Millionen Euro geht, die in seine Taschen wandern, spielte das keine Rolle.
Er schloss die Haustür auf und schlüpfte leise hinein. Den Koffer stellte er in den Flur, er würde ihn morgen auspacken. Er hörte den Fernseher im Wohnzimmer. Irgendeine Rateshow schon wieder. Mariella liebte diesen Quatsch. Er rief: »Ich bin wieder zu Hause mein Schatz. Hast du mich vermisst?«
Niemand antwortete. War Mariella wieder zu der Nachbarin gegangen und hatte den Fernseher angelassen? Er ging in die Küche und fand Spaghetti mit Meeresfrüchten, die er sich schnell in die Mikrowelle schob. Seine Frau war eine sehr gute Köchin und er freute sich auf die Spaghetti. Er betrachtete sehnsüchtig die Digitalanzeige die quälend langsam herunterlief, um dann mit einem schrillen Piepton verkündete, dass sein Essen fertig war. Er nahm den Teller aus der Maschine und ging damit ins Wohnzimmer. Als er durch die Tür trat, erstarrte er. Dort auf dem Sofa saß nicht Mariella. Ein Typ in einem dunkelblauen Anzug wartete auf ihn mit einer Waffe.
»Schön sie zu sehen Mister Bandini. Es freut mich, sie endlich einmal kennenzulernen. Verzeihen Sie das Eindringen in ihre Wohnung aber wir können keine Zeugen zurücklassen, die der Sache im Wege stehen könnten. Nachher reden sie noch mit den Carabinieri und bringen uns in Verlegenheit. Ach, nur noch eine Kleinigkeit. Ihre Frau wartet schon im Schlafzimmer, wenn sie bitte vorausgehen würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
»We, we, wer sind sie?« Stammelte Bandini und hielt krampfhaft den Teller mit seinen Spaghetti in der Hand.
»Nun, ich bin der Problemlöser Mister Bandini. Und mein Problem sind derzeit sie. Gehen Sie jetzt bitte ins Schlafzimmer ich möchte ungern meinen Anzug ruinieren, nur weil sie keine paar Schritte machen.«
Bandini suchte panisch nach irgendeinem Gegenstand, um sich wehren zu können, aber er fand nichts in seiner Reichweite. Langsam stellte er den Teller auf dem Schränkchen neben der Tür ab und ging mit bedächtigen Schritten zurück in den Flur. Sein Koffer könnte ihm helfen, wenn er schnell genug handeln würde. Vorsichtig bewegte er sich auf den Koffer zu und spannte seine Muskeln um sich auf den Angriff vorzubereiten. Gerade als er mit einem schnellen Handgriff zu dem Gepäckstück abtauchen wollte, spürte er einen Stich an seinem Hals. Mit weit aufgerissenen Augen drehte er sich um und sah den Problemlöser mit einer Spritze hinter sich. Dann fiel er zu Boden und das Letzte, was er sehen konnte, bevor die Welt im schwarzen Nebel verschwand, waren laubgrüne Teppichfasern.
Der Problemlöser zog den erschlafften Körper Bandinis in das Schlafzimmer und wuchtete ihn auf das Bett, in dem Mariella bereits seit einigen Stunden bewegungslos lag. Sie hatte die Spritze am Nachmittag bekommen und würde nicht mehr zur Besinnung kommen, bis die Bude abgebrannt ist. Er sah sich in dem Raum noch einmal um, ob er nichts vergessen hatte. Nur der Koffer im Flur musste noch verschwinden, dann war alles erledigt. Er nahm ihn auf und warf ihn schwungvoll auf den Kleiderschrank. Dann ging er zurück in das Wohnzimmer, stellte den Teller mit den Spaghetti auf den Tisch, griff sich seine Tasche und zog eine gräuliche Dose heraus. Er ging zurück zu den Bandinis und betätigte den Auslöser auf der Dose. Einige Sekunden später verwandelte sich das austretende Gemisch in eine Feuerfontäne, die er achtlos unter das Bett warf und dann im Schutz der Dunkelheit das Haus verließ.
Die Tasche auf der Schulter tragend lief er die Straße entlang und fischte sein Handy aus dem Jackett. Er wählte eine Kurzwahl und sagte dann: »Die Festplatte ist formatiert, alle Daten sind gelöscht und das BBQ wartet.« Dann legte er auf und verschwand in der Nacht.