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2. Kapitel Italien, Rom

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Die Ma­schi­ne aus Cancún roll­te lang­sam an das Ga­te be­vor die Flug­gast­brü­cke zum Aus­stei­gen in Po­si­tion ge­bracht wur­de. Er war wie­der zurück in sei­ner Heimat und freu­te sich auf sei­ne Frau. End­lich hat­ten sie fi­nanz­iell aus­ge­sorgt. Be­schwingt ver­ließ er die Bo­eing und schlen­der­te zur Ein­rei­se­kon­trol­le. Nach den For­mal­itä­ten nahm er sei­nen Kof­fer vom Trans­port­band in der An­kunfts­hal­le und trat hin­aus in die Ewi­ge Stadt. Es war früh am Abend als er end­lich ge­lan­det war, aber die sechs Stun­den Zeit­un­ter­schied gau­kel­ten sei­ner in­ne­ren Uhr vor es wä­re frü­her Nach­mit­tag.

Er nahm sich ein Ta­xi nach Hau­se. End­lich wie­der sei­ne ge­lieb­te Frau in den Arm neh­men, die­ses Mal um ei­ni­ge Mil­lio­nen rei­cher und nicht mehr auf den Job an­ge­wie­sen Com­pu­ter­bau­tei­le über­all auf der Welt aus­zu­tau­schen nur, weil wie­der ir­gend­je­mand zu blö­de war das Zeug an­stän­dig zu war­ten. Nie wie­der wür­de er sei­ne Ma­riel­la allei­ne las­sen und quer durch die Welt flie­gen. Nur noch mit ihr zu­sam­men in den Ur­laub, an­sons­ten wür­de er in Rom blei­ben in dem klei­nen Haus, das er mit dem Geld kau­fen woll­te und sich mit Ma­riel­la um ei­ni­ge Bam­bi­ni zu küm­mern. Das Ta­xi er­reich­te die klei­ne Stra­ße mit­ten in Rom, wo er in ei­ner Bruch­bu­de le­ben muss­te, weil das Geld, was er ver­dien­te nicht aus­reich­te, um zu über­le­ben. Aber das soll­te jetzt der Ver­gan­gen­heit an­ge­hö­ren. In spä­tes­tens ei­ner Wo­che hät­te er das Geld für sei­nen Auf­trag.

Es war ein Kin­der­spiel. Alles lag ex­akt da, wo ihm der Be­su­cher ge­sagt hat­te. Rein in das La­bor, Com­pu­ter auf­ma­chen und das Lauf­werk aus­bauen. Nie­mand küm­mert sich, um ei­nen klei­nen Tech­ni­ker, der ein Lauf­werk auf­schraubt, um es zu re­pa­rie­ren. Dann in ei­nem un­be­obach­te­ten Mo­ment die Box aus der Schub­la­de zie­hen, im Lauf­werk ver­ste­cken und wie­der zu­sam­men­schrau­ben. Ein­mal nach drau­ßen ge­hen, um ein neu­es Lauf­werk zu ho­len und am En­de mit dem al­ten Lauf­werk das La­bor zu ver­las­sen. In sei­nem Hotel muss­te er nur wie­der die Box aus dem Lauf­werk ho­len und in den Kas­ten pa­cken. Ver­sie­geln, dann ver­gra­ben und die Geo-Ko­or­di­na­ten in ei­nem to­ten Brief­kas­ten hin­ter­las­sen. Was er da mit her­aus­ge­schmug­gelt hat, wur­de ihm zwar nicht ver­ra­ten, aber wenn es da­bei um fünf Mil­lio­nen Eu­ro geht, die in sei­ne Taschen wan­dern, spiel­te das kei­ne Rol­le.

Er schloss die Haus­tür auf und schlüpf­te lei­se hin­ein. Den Kof­fer stell­te er in den Flur, er wür­de ihn mor­gen aus­pa­cken. Er hör­te den Fern­se­her im Wohn­zim­mer. Ir­gend­ei­ne Ra­tes­how schon wie­der. Ma­riel­la lieb­te die­sen Quatsch. Er rief: »Ich bin wie­der zu Hau­se mein Schatz. Hast du mich ver­misst?«

Nie­mand ant­wort­ete. War Ma­riel­la wie­der zu der Nach­ba­rin ge­gan­gen und hat­te den Fern­se­her an­ge­las­sen? Er ging in die Kü­che und fand Spag­het­ti mit Meeres­früch­ten, die er sich schnell in die Mi­kro­wel­le schob. Sei­ne Frau war ei­ne sehr gu­te Kö­chin und er freu­te sich auf die Spag­het­ti. Er be­trach­te­te sehn­süch­tig die Di­gi­ta­lan­zei­ge die quä­lend lang­sam her­un­ter­lief, um dann mit ei­nem schril­len Piep­ton ver­kün­de­te, dass sein Es­sen fer­tig war. Er nahm den Tel­ler aus der Ma­schi­ne und ging da­mit ins Wohn­zim­mer. Als er durch die Tür trat, er­starr­te er. Dort auf dem So­fa saß nicht Ma­riel­la. Ein Typ in ei­nem dun­kel­blau­en An­zug war­te­te auf ihn mit ei­ner Waf­fe.

»Schön sie zu se­hen Mis­ter Ban­di­ni. Es freut mich, sie end­lich ein­mal ken­nen­zu­ler­nen. Ver­zei­hen Sie das Ein­drin­gen in ih­re Woh­nung aber wir kön­nen kei­ne Zeugen zurück­las­sen, die der Sa­che im We­ge ste­hen könn­ten. Nach­her re­den sie noch mit den Ca­ra­bi­nie­ri und brin­gen uns in Ver­le­gen­heit. Ach, nur noch ei­ne Klei­nig­keit. Ih­re Frau war­tet schon im Schlaf­zim­mer, wenn sie bit­te vor­aus­ge­hen wür­den, wä­re ich Ih­nen sehr ver­bun­den.«

»We, we, wer sind sie?« Stamm­el­te Ban­di­ni und hielt krampf­haft den Tel­ler mit sei­nen Spag­het­ti in der Hand.

»Nun, ich bin der Pro­blem­lö­ser Mis­ter Ban­di­ni. Und mein Pro­blem sind der­zeit sie. Ge­hen Sie jetzt bit­te ins Schlaf­zim­mer ich möch­te un­gern mei­nen An­zug rui­nie­ren, nur weil sie kei­ne paar Schrit­te ma­chen.«

Ban­di­ni such­te pa­nisch nach ir­gend­ei­nem Ge­gen­stand, um sich weh­ren zu kön­nen, aber er fand nichts in sei­ner Reich­wei­te. Lang­sam stell­te er den Tel­ler auf dem Schränk­chen ne­ben der Tür ab und ging mit be­däch­ti­gen Schrit­ten zurück in den Flur. Sein Kof­fer könn­te ihm hel­fen, wenn er schnell ge­nug han­deln wür­de. Vor­sich­tig be­weg­te er sich auf den Kof­fer zu und spann­te sei­ne Mus­keln um sich auf den An­griff vor­zu­be­rei­ten. Ge­ra­de als er mit ei­nem schnel­len Hand­griff zu dem Ge­päck­stück ab­tau­chen woll­te, spür­te er ei­nen Stich an sei­nem Hals. Mit weit auf­ge­ris­se­nen Augen dreh­te er sich um und sah den Pro­blem­lö­ser mit ei­ner Sprit­ze hin­ter sich. Dann fiel er zu Boden und das Letz­te, was er se­hen konn­te, be­vor die Welt im schwar­zen Ne­bel ver­schwand, waren laub­grü­ne Tep­pich­fa­sern.

Der Pro­blem­lö­ser zog den er­schlaff­ten Körper Ban­di­nis in das Schlaf­zim­mer und wuch­te­te ihn auf das Bett, in dem Ma­riel­la be­reits seit ei­ni­gen Stun­den be­we­gungs­los lag. Sie hat­te die Sprit­ze am Nach­mit­tag be­kom­men und wür­de nicht mehr zur Be­sin­nung kom­men, bis die Bu­de ab­ge­brannt ist. Er sah sich in dem Raum noch ein­mal um, ob er nichts ver­ges­sen hat­te. Nur der Kof­fer im Flur muss­te noch ver­schwin­den, dann war alles er­le­digt. Er nahm ihn auf und warf ihn schwung­voll auf den Klei­der­schrank. Dann ging er zurück in das Wohn­zim­mer, stell­te den Tel­ler mit den Spag­het­ti auf den Tisch, griff sich sei­ne Ta­sche und zog ei­ne gräu­li­che Do­se her­aus. Er ging zurück zu den Ban­di­nis und be­tä­tig­te den Aus­lö­ser auf der Do­se. Ei­ni­ge Se­kun­den spä­ter ver­wan­del­te sich das aus­tre­ten­de Ge­misch in ei­ne Feu­er­fon­tä­ne, die er acht­los un­ter das Bett warf und dann im Schutz der Dun­kel­heit das Haus ver­ließ.

Die Ta­sche auf der Schul­ter tra­gend lief er die Stra­ße ent­lang und fisch­te sein Han­dy aus dem Ja­ckett. Er wähl­te ei­ne Kurz­wahl und sag­te dann: »Die Fest­plat­te ist for­ma­tiert, alle Daten sind ge­löscht und das BBQ war­tet.« Dann leg­te er auf und ver­schwand in der Nacht.

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