Читать книгу Projekt Lucien - Matthias Boden - Страница 14
Оглавление11. Kapitel
Vereinigte Staaten, Langley (VA)
»Was soll das heißen, er hatte sie nicht?«, schrie John Clarkson in den Hörer seines Telefons.
»Das heißt, dass sie nicht da war. Wir haben alles durchsucht, aber sie war nicht zu finden« krächzte eine Stimme.
»Finden Sie es, völlig egal was dafür notwendig ist, aber machen Sie ihren verdammen Job!«, schnaubte er und knallte den Hörer auf.
Frankreich, Lyon
Bernand Roussel war bleich geworden in der Pause. Er versuchte nüchtern und sachlich die Fakten zu schildern, gelang ihm aber nicht überzeugend. Mehrmals musste er innehalten und sich etwas sammeln, als er berichtete:
»Das vierte Mitglied ihres Teams sollte bereits eingetroffen sein, zumindest war das unsere Verabredung. Vor der Pause hatte ich darauf gewartet und habe mich gefreut, als die Tür aufging. Verzeihen Sie mir, dass ich Lea zuerst alleine treffen wollte. Leider ist sie nicht hier angekommen. Man hat mich in der Pause informiert, dass das FBI Lea Enis in Houston verhaftet hat. Verzeihen Sie mir …« brach er ab und verbarg sein Gesicht in den Händen, als er von seinen Gefühlen übermannt wurde und die Tränen nicht mehr halten konnte.
Liz, Michael und Mike tauschten Blicke aus. Niemand sprach ein Wort, die Stille würde nur durch das Schluchzen von Roussel gebrochen.
Korn stand auf und ging wieder zum Fenster. Er blickte in den sanft blauen Himmel hinauf, machte aber nicht den Eindruck etwas sagen zu wollen. Dafür ergriff Mike das Wort:
»Dann holen wir sie eben ab. Das FBI Gebäude in Houston kenne ich. Die Baupläne hatte ich mal auf einem Server gefunden und kopiert. Extrem schlecht gesichert, meine Oma würde da sogar ungesehen hereingehen können!«
»Mike, das war nicht gerade hilfreich, aber halten wir den Gedanken mal fest. Wir können nicht einfach in den nächsten Flieger steigen und eine Profikillerin aus einem FBI Gebäude mitnehmen. Aber das FBI wird sie sicher nicht lange dort festhalten, sondern sie in ein Gefängnis überführen lassen. Dort sind unsere Chancen weit höher«, stellte Liz fest.
»Dann brauchen wir aber mehr Informationen. Ich werd das gleich mal in Angriff nehmen«, stellte Mike fest.
Korn starrte weiter völlig unbeteiligt in den Himmel hinauf. Mike klapperte wieder auf seiner Tastatur während Liz versuchte aus der Situation Erkenntnisse abzuleiten.
»Hey Mr. Arsch, könnten sie auch etwas zur Lösung beitragen?«, pflaumte Liz Korn an. Der stand allerdings weiterhin unbewegt am Fenster und starrte in die Wolken. Liz stand auf und stellte sich direkt neben den Bodyguard. Sie konnte es nicht fassen. Er hatte die Augen geschlossen und auf seinen Wangen glitzerten Tränen im Sonnenlicht.
»Was zum Teufel ist mit ihnen los! Reden Sie mit mir!«, schrie sie ihn an und schlug ihm mit der Faust auf den Oberarm.
Seine Reaktion folgte innerhalb von Sekundenbruchteilen. Der rechte Arm schnellte wie eine Schleuder nach außen und traf Liz am Oberkörper, was sie wie einen Ballon durch den Raum fegte. Aber sonst erhielt sie keine weitere Reaktion. Sein Arm hing wieder an der Seite herab, aber der Kopf hatte sich nicht bewegt. Er stand immer noch wie ein Baum auf einer Stelle und bewegte sich nicht.
»Lass es Liz, er hat das Gebäude verlassen!«, platzte es aus Mike, während er weiterhin auf seiner Tastatur spielte.
»Ich hab es gefunden Liz, sie bringen Enis in den Hochsicherheitstrakt in Austin. Noch heute Abend soll sie dort hingebracht werden, bis sie ihren Prozess hat.«
»Dann sollten wir nicht viel Zeit vergeuden und überlegen, wie wir sie da herauskriegen. Die Frage ist nur wie wir diesen Arsch hier wieder zum Laufen bekommen?«, fragte Liz während sie auf Korn zeigte, der weiterhin völlig unbeweglich am Fenster stand.
»Ich habe da eine Idee, allerdings brauche ich dafür Zugang zu den Datenbanken von Interpol«, rief Mike.
»Sie werden den Zugang bekommen, jetzt!«, schluchzte Roussel und griff in seine Tasche. Mit zittrigen Fingern fischte er seine Zugangskarte aus der Tasche und schob sie über den Tisch zu Mike hin. Der nahm die Karte auf, drehte den Kopf zu Liz und sagte »Komm mit Liz, wir brauchen einen anderen Terminal und einen Kartendrucker!«
Liz und Mike rannten zur Tür hinaus auf den Korridor. Wie von Geisterhand klickte die Tür wieder ins Schloss. Korn, der immer noch am Fenster stand wie angewurzelt und der schluchzende Roussel blieben alleine zurück.
Mike erreichte mit Liz im Schlepptau einen der kleinen Büroräume im 4. Stockwerk des Gebäudes. Er setzte sich sofort an den Rechner, während sich Liz einen Drehstuhl von dem anderen Schreibtisch neben ihn rollte und auf dem Sitz Platz nahm. Mike erklärte ihr, was er vorhatte, »Ich habe entdeckt, dass sie Enis heute Abend schon verlegen werden, bereits morgen Vormittag ist das erste Verhör angesetzt. Die Beamten, die sie abholen sollen heißen John Price und Laura Spencer. Wir werden diese Namen übernehmen, hinfliegen und einfach mit den richtigen Papieren anstelle der Beamten hereingehen und Enis herausholen. Ganz offiziell«
»Das klappt nie Mike. Spätestens wenn die richtigen Beamten erscheinen, sind wir aufgeflogen und kommen nicht mehr von dort weg!«, reagierte Liz.
»Das klappt, denn die Beamten wissen noch nichts von ihrem Glück. Sie haben den Auftrag per E-Mail erhalten und sie noch nicht abgerufen. Ich klinke mich jetzt über den Zugang von Interpol ein und entferne die E-Mails aus ihren Postfächern. Bis die mitkriegen, was da läuft, sind wir längst wieder in der Luft und auf dem Weg hierher. Sie werden sich nur wundern, dass die Papiere liegen geblieben sind, aber das geht in den Akten unter. Alles, was ich dann noch tun muss, ist uns die Papiere auszudrucken und uns zwei Ausweise basteln, die auf die Namen Price und Spencer ausgestellt sind. Die Bilder besorge ich mir aus der Datenbank von Interpol«, erklärte er Liz seinen Plan.
»Du bist ein teuflisches Genie Mike, aber wie kommen wir rechtzeitig nach Austin?«, fragte sie mit leichter Sorge in der Stimme.
Mike schmunzelte »Interpol hat hier auf dem Flughafen, eine ganze Flotte von Gulfstream Maschinen stehen, inklusive Piloten. Die werden wir nehmen und direkt nach Austin starten. Morgen früh sind wir bereits vor Ort. Alles, was dann noch fehlt, sind ein schwarzer Anzug für mich und ein Businessoutfit für Dich. Aber das sollte das kleinste Problem werden.«
Einige Minuten später erwachte der Kartendrucker in der Ecke mit einem Piepton zum Leben und begann surrend seine Arbeit. Mike kopierte die offiziellen Papiere, veränderte einige Angaben darauf und ließ sie anschließend ausdrucken. Liz saß schweigend daneben und beobachtete den Hacker bei seiner Vorstellung der Computermagie.
Es dauerte nicht lange, bis alles erledigt war und sie ihre Ausweiskarten in den Händen hielten. Zwei Stunden später verließen sie Lyon mit der Gulfstream in Richtung Texas.