Читать книгу Projekt Lucien - Matthias Boden - Страница 13
10. Kapitel Mexiko, Cancún
ОглавлениеIn dem kleinen Raum roch es nach Kaffee und Reinigungsmittel. Es war die kleine Küche für die Laborarbeiter geworden, nachdem man den Komplex etwas umgebaut und modernisiert hatte. Marie Wasserstein saß an dem kleinen Tisch, trank eine Tasse Kaffee und blätterte in einer Illustrierten. Es war früh am Morgen. Heute war ihr erster Arbeitstag nach den drei Wochen Urlaub, die sie mit ihrer Familie in Deutschland verbracht hatte, und wie üblich war sie die Erste im Büro. Als Büroleiterin musste sie mit gutem Beispiel vorangehen. Das Projekt „Lucien“ war ihr übertragen worden. Das sollte der größte Durchbruch in der Geschichte werden, wenn sie es schaffen würden. Bisher gab es nur einen Prototyp, der aber noch nicht einsatzfähig war. Das wichtigste fehlte noch, nämlich der Inhalt. Sie hatte es vor ihrem Urlaub mal zusammengesetzt, um zu sehen, wie es funktioniert, aber es wurde einfach zu heiß. Deshalb nahm sie die Füllung wieder heraus und legte sie in ihren persönlichen Tresor. Der Prototyp lagerte so lange im großen Safe. Während ihres Urlaubs dachte sie trotzdem ständig an Projekt Lucien, insbesondere wenn sie ihr Handy zur Hand nahm, müsste sie jedes Mal daran denken. Wenn es wirklich funktionieren würde, und daran gab es nicht den geringsten Zweifel mehr, wären Ladegeräte und Stromleitungen komplett überflüssig. Das einzige Problem war noch die Hitze nach zwei Stunden. Sie hatte im Urlaub einige Ideen aufgeschnappt, um das Problem zu lösen, nur den Prototypen musste sie noch verändern. Das wollte sie heute Morgen angehen. Projekt Lucien war ein Meilenstein in der Geschichte der Forschung. Eine Batterie, die niemals leer wird, wäre die größte Entdeckung ihrer Zeit und sie war näher dran als niemals zuvor. Begonnen hatte, alles mit einem kleinen Unfall im Labor für Materialkunde als irgendein Mitarbeiter mit seinem Kopf nicht bei der Arbeit war. Seine Frau brachte ihr erstes Kind zu Welt und er war nicht ganz bei der Sache. Das verbrauchte Kernmaterial sollte eigentlich irgendwie wieder aufbereitet werden können. Daran hatte er gearbeitet. Unglücklicherweise verwechselte er seine Werkbank mit der eines Kollegen und brachte das verbrauchte Material in dessen Legierung ein. Daraufhin wurde das Material fest und die Mitarbeiter versuchten, den Kessel zu reinigen. Es war unmöglich, denn so bald sie mit der erkalteten Masse in Berührung kamen, erhielten sie einen Stromschlag. Die Formel der Masse wurde in einem unzugänglichen Safe aufbewahrt. Aus Sicherheitsgründen hatte nur ein Mann darauf Zugriff. Sie bekam für Projekt Lucien das Material und machte sich dann sofort an die Arbeit. Nach Hunderten fehlgeschlagenen Versuchen stellte sie fest das man die Spannung und die Stromstärke variieren konnte. Diese Erkenntnis öffnete völlig neue Möglichkeiten der Anwendung. Dachte man zuerst nur an kleine Batterien für mobile Geräte, mit gerade mal 5V Ausgangsspannung, ergab sich aber damit die Möglichkeit, auch größere herzustellen mit bis zu 250 V-Ausgangsspannung. Die ganzen Stromkonzerne wären auf der Stelle Bankrott gegangen. Mit einem Kasten in der Größe einer Badewanne wäre man in der Lage jedes Haus autark mit Energie zu versorgen, und zwar bis in alle Ewigkeit.
Marie schenkte sich noch eine Tasse ein und brachte sie zu ihrem Arbeitsplatz, bevor sie über den Flur zum großen Safe lief. Unterwegs traf sie noch auf Martina, eine Freundin aus Kopenhagen, und sie erlaubten sich einen kleinen Plausch unter Kollegen. Bestens gelaunt setzte Marie ihren weg fort und legte ihre rechte Hand auf die Glasplatte für den Fingerabdruck. Die erste Tür öffnete sich und sofort schloss sich die Tür wieder hinter ihr. Sie war jetzt in der Schleuse. Die zweite Tür öffnete sich nur durch einen Retinascan, damit man den Safe betreten konnte. Die Kammer hatte die Ausmaße eines Wohnzimmers und überall lagen Teile für andere Projekte. Sie lief an dem Regal entlang bis zur Lagerbox von Projekt Lucien. Erschrocken blickte sie in das Fach. Es war leer!