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Kapitel 15 - Nächtliche Spurensuche

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Der Landstreicher hatte einen beschwerlichen Weg hinter sich gebracht. Mehr als knöcheltief versanken seine Stiefel im Matsch, und auch sein Stock war ihm auf diesem verfluchten Acker keine große Hilfe mehr. Es schien fast so, als hätte sein Ziel schon aus der Ferne Witterung aufgenommen und keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Sein Mantel war bereits triefend nass, das Werk der tobenden Sturmböen und ein kleiner Vorgeschmack auf das, was ihm in dieser Nacht noch alles bevorstehen sollte.

Das Ziel lag nur noch ein paar hundert Meter von ihm entfernt, am Ufer eines kleinen Sees. Er hatte es erst gestern beobachtet und an den Tagen davor ebenfalls, sich jedoch nie an das wütende Monster herangewagt. Er war ja schließlich kein Selbstmörder.

Jetzt, am Waldrand, hielt er kurz inne, denn Regen und Wind waren ganz plötzlich schwächer geworden - ein sicheres Zeichen, dass das Biest ihn schon längst entdeckt hatte und nun irgendwo im Dunkeln lauerte...

Da kamen auch schon die Krähen herbeigeflogen, seine treuen Begleiter, die die drohende Gefahr mit ihren wachen Augen vom ersten Augenblick an erkannt hatten.

Er musste zugeben, dass ihm ein Fehler unterlaufen war. Ein unverzeihlicher Fehler! Er hatte einfach zu lange gebraucht, die Zeichen richtig zu deuten. Schließlich waren ja schon immer Krähen auf dem Dach dieses unscheinbaren Stadthauses gelandet. Er dachte jedoch, es handle sich dabei nur um eine der vielen unergründlichen Marotten dieser überaus intelligenten Tiere.

Aber die alte Dame, die das Biest so lange behütet hatte, war offenbar eine wahre Meisterin der Verschleierung gewesen. Sie besaß die perfekte Tarnung. Aloisia Krah, die nette alte Dame mit der Handtasche, die sich jeden Morgen von hilfsbereiten Mitbürgern über die Straße führen ließ. Wer hätte das von ihr gedacht...

Doch auch sie hatte einen Fehler begangen. Sie hatte nicht vorgesorgt für den Fall, dass ihr der Sensenmann einen Strich durch die Rechnung machte. Und es wäre ihre verdammte Pflicht gewesen, dies zu tun. Aber trotz ihrer Nachlässigkeit wäre noch lange nichts aus den Fugen geraten, wenn nicht ahnungslose Dummköpfe ihre Finger im Spiel gehabt hätten.

Da war Lester Zacharias, dieser selbstvergessene Narr, der ja unbedingt Krahs Nachlass erstehen musste - und dann dieser dumme Junge, der all das Unglück erst heraufbeschwor. Der Junge, der offenbar Gefallen daran gefunden hatte, so jung und so grausam zu sterben...

Nachdem der Mann das Waldstück durchquert hatte und die kleine Lichtung mit dem See erblickte, verlöschte er das Licht in seiner Laterne. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, obwohl er sich sicher war, dass ihn das Biest längst bemerkt haben musste. Schließlich war es mittlerweile windstill, und kein einziger Regentropfen fiel mehr vom Himmel herab.

Das war er nun, der Moment, auf den der Landstreicher so lange hatte warten müssen. Fünf unendlich lange Tage lagen hinter ihm. Tage, in denen er rein gar nichts unternehmen konnte, weil jedes Handeln von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Jetzt aber war der richtige Zeitpunkt gekommen, der Augenblick erschien günstig. Doch er machte sich keine Illusionen. Trotz der Gewitterpause war die Gefahr allgegenwärtig, die Ruhe sicher nur ein Schachzug unendlicher Tücke. Der Teufel ist und bleibt nunmal ein ewiger Trickser. Selbst der Hofhund in weiter Ferne war sich der horrenden Gefahr bewusst. Er bellte schon wieder, kluges Tier.

Der Landstreicher stellte die qualmende Laterne in den Matsch und zog eine kleine silberne Flasche aus seinem Mantel. Er hasste sich dafür, denn es war dumm und vernebelte sein Gehirn. Aber er konnte das einfach nicht, ohne sich vorher Mut anzutrinken. Vielleicht war der Tod auch ein wenig erträglicher, wenn man ihm mit nicht allzu klarem Blick begegnete.

Die vom Tod verschmähte Katze

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