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Jay-Jay Johanson „Poison” (2000)
ОглавлениеImmer, wenn er ein Album vorlegt, frühlingt es gerade. Aber Jay-Jay macht auf melancholisch. Der Schwede verdunkelt uns die lichte Saison mit seinem wehmütigen Gesang, der weder zu ihm noch zu seinen tragischen Breakbeats zu passen scheint – und sich doch zusammenfügt zur großartigsten Novembermusik, die man im Mai bekommen kann. 1984 sah er Chet Baker, hörte ihn singen, und danach wusste der dürre Provinzhecht, wie auch er singen wollte. Und er singt bis heute so, genau wie Chet: hoch und dünn, rein wie ein Engel. Von Liebe und Sehnsucht, dem Verlust der Liebe und der Wiederkehr der Sehnsucht. Johanson wäre wohl ein Baker-Epigone geblieben, hätte es keine Clubszene in Stockholm gegeben. Dahin war der Kleinstadtbursche geraten, um Grafikdesign zu studieren, dort wurde er Artdirector, aber auch DJ und Breakdancer. Was in ihm aber immer nachklang, war die Stimme von Chet Baker. Also schmiss er den Job und wurde Musiker – und was für einer. Den Jazzgesang mit den düsteren Grooves des TripHop zu verbinden, war die beste Idee seines Lebens. Kaum ein Song berührt dich so schmerzlich schön wie ein Johanson-Song, und zu kaum einem schmeckt der Kehrausdrink in der Loungebar besser. Seine Musik ist der beste Novembersoundtrack, der mitten im Mai zu haben ist. Denn immer im Frühling gibt es ein neues Jay-Jay-Johanson-Album. Die ewige Abfolge der Jahreszeiten.