Читать книгу Aufzucht- und Haltungsanleitung für Jungbullen - Max Busch - Страница 12
ОглавлениеSchießplatz
Zusätzlich zur theoretischen Waffenkunde, bei der die einzelnen Teile von Pistole, MP und Sturmgewehr erläutert wurden, gab es die Schießausbildung auf dem Truppenschießplatz, ca. fünf Kilometer von unserer Kaserne entfernt. Beliebt war es, uns mit dem Bus zum Schießen zu fahren und danach zurücklaufen zu lassen. So wurde das an sich beliebte Schießen für uns zunehmend unattraktiv.
Eines Tages wurde eine neue Waffe besprochen, das noch aus dem 2. Weltkrieg stammende Maschinengewehr MG 42. MG, MP und Sturmgewehr konnten auch Übungsmunition verschießen. Damit das automatische Laden klappt, wurden so genannte P-Rohre montiert. Diese hatten vorne keine Mündungsöffnung für Geschosse, sonder eine ca. 2 mm kleine Bohrung. Mit dieser Munition konnte auch abseits von Schießplätzen geübt werden. Das MG war ein Furcht einflößendes Gerät. Es stand auf einem Zweibein und wurde von zwei Personen bedient. Meistens wurde im Liegen geschossen. Der Ladeschütze lag rechts vom Schützen und hatte dafür zu sorgen, dass der Gurt mit der Munition stramm war und sich nicht verhedderte.
Eines sonnigen Tages war es dann mal wieder so weit. Wir traten auf dem Kasernengelände im Ausbildungsanzug an und trabten anschließend die fünf km zum Schießplatz. Schön diesmal andersherum, dachten wir. Nicht ahnend, dass auch der Rückweg im Laufschritt geplant war. Auf dem Platz wurden dann die drei MG verteilt und die ersten Schützen eingeteilt. Ich lag als Schütze am ganz linken Gewehr, Lucky lag als Ladeschütze rechts von mir. Das Kommando kam: „Feuer frei!“ Ich gab die erste Salve auf die Zielscheibe mit kleinen Panzerzeichnungen ab. Da gab es neben mir, auf der dritten Schießbahn, eine heftige Detonation. Stahlsplitter sirrten durch die Luft. Lucky und ich steckten unsere Gesichter in den Dreck und hielten mit beiden Händen den Stahlhelm fest. Nach einigen Sekunden sprangen wir auf und schauten uns um. Manni lag am ganz rechten MG, hatte den Mund weit aufgerissen und war aschfahl. Er rührte sich überhaupt nicht. Sein MG vor ihm war schlicht explodiert. Das Rohr war komplett geborsten und vorne aufgepilzt. Teile des MG lagen in einigen Metern Entfernung herum. Manni hielt sich das rechte Ohr, aus dem Blut floss. Inzwischen waren schon Sepp und einige andere zu Manni gestürzt. Mannis Trommelfell war offenbar geplatzt. Weitere Verletzungen wurden bei keinem festgestellt. Ich sah mir das MG näher an. Ich traute meinen Augen nicht. Es war vergessen worden, das zugeschweißte P-Rohr gegen das richtige auszutauschen. So war praktisch eine Rohrbombe entstanden, die direkt vor Manni explodiert war. Zum Glück gab es tatsächlich keine weiteren Verletzten. Manni wurde mit dem immer mitgeführten Sanitätswagen sofort ins Krankenhaus gefahren. Das Schießen wurde an diesem Tag abgebrochen und wir durften zurück laufen. Manni wurde noch am gleichen Tag aus dem Krankenhaus entlassen. Sein Trommelfell hatte ein Loch, welches zuheilen sollte.