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Als alles begann

17 Jahre alt, Gymnasiast und bocklos, was das Lernen anging. Bereits eine Ehrenrunde abgeleistet, Spiel, Spaß und Spannung im Vordergrund. Das Leben als „Ü-Ei“. Ein Meter fünfundneunzig lang und Klassensprecher in der Untersekunda mit noch fünf männlichen und zwanzig weiblichen Mitschülern, was will man/Mann mehr? Engagiert im Jugendzentrum und im Segelverein. Das bin ich Ende der 70er Jahre. Meinen Eltern wuchsen derweil graue Haare ob der „blauen Briefe“ und unerfreulichen Elternsprechtage.

Dann kam der entscheidende Tag: Mein Vater hatte schlicht die Nase voll. Alle Versuche, mich zum Lernen zu bewegen, waren in seinen Augen gescheitert. So rückte mein Abi für ihn in weite Ferne und sein Traum zerplatzte. Sein Junge sollte doch mal gebildeter sein als er und es besser haben… So sprach er dann den entscheidenden Satz:

„Wenn du mir noch eine Fünf nach Hause bringst, dann wirst du die Schule beenden und dir eine Lehrstelle suchen!“

Er wusste gar nicht, wie sehr er mir aus dem Herzen sprach. Geknickt versprach in Besserung.

Schließlich kam sie, die alles entscheidende Fünf. Dabei war das gar keine schlechte Leistung, hatte ich zuvor im Fach Französisch doch nur Sechsen geschrieben. Jetzt war es so weit, er meinte es ernst. Ganz schön konsequent. Mit dem Erreichen der 10. Klasse hatte ich ja automatisch und prüfungsfrei meine mittlere Reife.

„Sohn, hast du dir überlegt, was du nun werden willst?“

Millionär oder Rennfahrer würde er als Antwort nicht akzeptieren, das wusste ich.

„Ja, Polizist.“

„Gut, dann mach dich auf zu unserer Polizeistation und besorg dir Unterlagen für deine Bewerbung!“ befahl er.

So schnappte ich mir mein Fahrrad und versuchte mein Glück. Ich traf auf „Hosehoch“, einen netten, dicken Polizisten, der die Angewohnheit hatte, sich ständig seine Uniformhose bis unter die Achseln zu ziehen. Alle Kinder nannten ihn so. Aber er konnte auch garstig sein. Erwischte er einen von uns beim freihändigen Fahrradfahren, montierte er mit den Worten „die brauchst Du dann ja nicht mehr“ schon mal die Lenkstange ab, die die Eltern dann nach mahnenden Worten auf der Polizeistation wieder in Empfang nehmen durften.

„Hosehoch“ war erfreut, dass sich jemand für seinen Beruf interessierte, nur helfen konnte er mir zuerst nicht. Er telefonierte mit allerhand Kollegen von anderen Wachen, bis er schließlich einen Ansprechpartner und die Telefonnummer der Einstellungsstelle der Landespolizei hatte.

Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Die Unterlagen trudelten ein und ich musste allerhand Wege beschreiten. Ärzte mussten Fragebögen ausfüllen und die zuständige Polizeistation wurde nach meiner Person befragt. Gut, dass ich da noch nicht aufgefallen war.

Zusammen mit dem Abschlusszeugnis der mittleren Reife wurde alles zurückgeschickt. Inzwischen überkamen mich Zweifel, und die Schule war auch gar nicht mehr so übel. Ich verbesserte mich in fast allen Fächern (nein, in Französisch nicht).

Aufzucht- und Haltungsanleitung für Jungbullen

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