Читать книгу Monolith - Max Kauer - Страница 17
14.
Оглавление„Der kopflose Tote aus dem Hochstrahlbrunnen ist der Conte Kosi.“, eröffnete die Frau Ministerialrat die Besprechung.
„Logisch.“, sagte Phillip.
„Wieso?“
„Nur so.“ Phillip zwinkerte mir zu.
Die Frau Ministerialrat seufzte und fuhr fort: „Des Weiteren gibt es interessante Details zur Köpfung des Conte. Sehen Sie!“ Sie wischte über den Bildschirm auf dem Pult vor ihr. Wir standen an einem halbkreisförmigen Besprechungstisch in der Höhe eines Bar-Tresens, der auf eine Bildschirmwand ausgerichtet war, die sich aus mehreren überdimensionierten Flatscreens zusammensetzte. Im Halbkreis vor der Bildschirmwand, auf einer retro-modernen Sitzgruppe mit Kaffeetisch, saß Phillip und fügte sich gut ins lässig-moderne Ambiente ein.
Das Büro hatte die Matuschek seit der Übernahme gründlich umgestaltet. Und offensichtlich hatte sie einen Innenarchitekten aus Bobostan beschäftigt. Früher erinnerte das Matuscheksche Refugium mehr an ein Lehrerzimmer aus den Siebzigerjahren, inklusive abwaschbaren Wandfarben in verschiedenen Tönen von Kotze-Beige bis Spei-Grün. Heutzutage fühlte man sich eher wie in der Arbeitslounge eines Kreativmanagers. Auch ihre technische Ausstattung hatte die Matuschek noch gepimpt. Und die war schon früher nicht gerade von schlechten Eltern. Ins Pult am Scheitelpunkt des Besprechungs-Tresens war ein großer Touchscreen eingelassen, auf dem die Frau Ministerialrat Dateien hin und herwischte, als wäre sie ein Digital-Nativ. Andere Leute in ihrem Alter bekommen ja Handys mit daumengroßen Tasten von ihren gut meinenden Kindern. Nicht so die Matuschek, hätte die gut meinende Kinder, könnte sie denen sicher noch einiges in Sachen digitaler Arbeitsplatz beibringen. Die Bildwand zeigte überlebensgroß, was am Touchscreen gewischt wurde. Mit dem Zeigefinger zog die Frau Ministerialrat eine Datei in die Mitte, tippte darauf, worauf ein ekliges Bild in Überlebensgröße auf den Flatscreens erschien.
„Muss das sein?“, fragte ich leidend.
Der Bildschirm zeigte, mit gut einem halben Meter Durchmesser, einen Hals plus angrenzenden Brustkorb. Es war ein Foto von schräg vorne, oben. Unter der Leiche war der polierte Stahl eines Seziertisches erkennbar. Die dominierenden Farben waren Käseweiß-gelb und violett-grün. Dem Hals fehlte, was normalerweise darauf gehörte, der Kopf. Soviel wussten wir ja schon, aber das war noch nicht das Seltsamste.
„Sie sehen, meine Herren!“, dozierte die Matuschek. „Der Kopf wurde mit einem unheimlich präzisen Schnitt vom Rumpf getrennt ...“
Wir begutachteten den riesigen Halsstumpf am Bildschirm. Es stimmte. Der Schnitt war extrem glatt und ebenmäßig, viel glatter, als man es erwarten konnte, wenn man mit einem, sagen wir einmal, mit einem Schwert, den Kopf abgehauen bekommt. Auch mit einem superscharfen Samuraischwert würde das anders aussehen. Das hier schien vielmehr die Arbeit eines riesigen Skalpells zu sein.
Die Matuschek fuhr fort: „Damit nicht genug, die Wunde wurde auch noch versiegelt!“
„Versiegelt?“
„Ja es sieht so aus, als hätte sich jemand die Mühe gemacht, den gesamten Wundbereich mit einem Laser präzise zu veröden. Aber jetzt kommt's ...“ Die Frau Ministerialrat machte eine Pause und nickte versonnen. „Und zwar so schnell, dass kein Tropfen Blut ausgetreten ist!“
Wir nahmen den Blick vom Bildschirm und sahen die Matuschek ungläubig an „Das gibt's doch überhaupt nicht!“
„Alles gibt’s, Herr Kossel!“
Phillip kratzte sich am Ohr. „Ja wenn der Täter Obi-Wan Kenobi war ... vielleicht ... und wo ist eigentlich der Kopf?“
„Ja, dafür haben wir doch Sie und den Herrn Ford, um das herauszufinden!“ Die Frau Ministerialrat schenkte uns ein großes Lächeln. „Ihr erster Auftrag: Den Kopf finden!“
„Au fein! Kopfsuche!“, rief Phillip leise. Ich konnte es zwar nicht sehen, war mir aber sicher, daß er die Augen verdrehte.
„Ach so und wo ist dann eigentlich das ganze Blut hergekommen?“, fragte ich.
„Gute Frage! Es ist auf jeden Fall das Blut des Conte. Und zwar alles ... er wurde ausgeblutet ... nur nicht durch den Hals ...“
„Na Mahlzeit! Und wo sollen wir da beginnen - irgendwelche Hinweise?“, fragte ich.
„Ihr macht’s das schon, meine Buben!“
Wieder einmal sehr hilfreich, die Frau Ministerialrat. Und damit wischte sie die kopflose Leiche von den Bildschirmen und ersetzte sie durch ein Bild des, uns mittlerweile wohlbekannten, goldenen Pärchens.
„Zweiter Tagesordnungspunkt: die Saliera.“
„Ah! Siegfried und Isolde.“, sagte Phillip. Die Frau Ministerialrat seufzte. Irgendwie kam mir vor, sie seufzte in letzter Zeit mehr als sonst. „Genau - Neptun und Tellus - also bitte!“
„Äh - also bitte ... was?“
„Was war denn das wieder für eine Geschichte?“ Sie sah uns auffordernd an.
Mein Blick traf sich mit Phillips: „Ja woher sollen wir ... also äh ...?“
„Das macht doch überhaupt keinen Sinn alles!“, erregte sich die Frau Ministerialrat.
„Ja soweit waren wir auch schon ... irgendwie.“, meinte Phillip.
„Ach ja?“ Die Frau Ministerialrat wirkte offen überrascht. „Und?“
„Nö, nix und“, stellte Phillip fest. „Das war’s - macht keinen Sinn ... eben ...“ Er schielte zu mir.
Die Matuschek sah mich an. Mir fiel aber auch nichts Geistreicheres ein als: „Ja ... wir waren's nicht ...“
Als sie einsah, dass sie von mir auch nichts Sinnvolleres bekommen würde, rief sie, etwas nasaler noch als sonst, wie der von den Amtsgeschäften ermüdete Kaiser Franz Josef: „Na klären’s mir das halt auf, bitteschön!“
„Alles klar, Boss!“ Ohne sich umzudrehen, streckte Phillip vor uns einen Daumen in die Höhe: „Kopf finden, Saliera finden. Ach so, die ist ja schon gefunden ...“
„Ist es denn auch die Echte gewesen, die bei der Contessa aufgetaucht ist?“, fragte ich.
„Das prüfen wir noch.“, sagte die Matuschek. „Aber so oder so, wir müssen wissen, was da gelaufen ist.“ Die Frau Ministerialrat schlug mit der Faust auf ihr Pult. „Irgendwer will uns verarschen! Und vergessen sie nicht den verschwundenen Museumswächter.“
„Ach ja - das Blutbad.“, seufzte ich.
„Blutgruppe Null. Ansonsten wird gerade ein DNA-Profil gemacht ... ist etwas, Herr Kossel?“
Phillip war aufgestanden und ging zu der Bildschirmwand. Er sah angestrengt auf das Bild der Saliera. Als die Matuschek auf das Pult geschlagen hatte, hatte sie unabsichtlich das Bild vergrößert. „Ich komme nicht drauf. Aber irgendwas ist da ... können sie mir das schicken - ich meine genau dieses Bild.“, sagte er.
Die Frau Ministerialrat machte ein paar flinke Handbewegungen und sendete Phillip das Bild auf sein Handy. Dann klatschte sie in die Hände: „Schön! Also: Kopf finden, Wächter finden, Salierasache klären. Eins - zwei - drei, an die Arbeit meine Herren!“