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Die psychē oder Seele ist weder Teil eines lebenden Wesens noch eine weitere ihm zugehörige Entität

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Demnach bringt die Redewendung ‚eine Seele haben‘ anders als ‚ein Auto haben‘ kein Besitzverhältnis zwischen einem Subjekt und einer Entität zum Ausdruck. Ferner steht die Seele in einem anderen Verhältnis zum Körper als das Gehirn, da sie ja kein Teil des Körpers ist. Wie sollten die Zusammenhänge dann dargestellt werden? Aristoteles führt ein Analogiepaar an. Die Materie eines Beils sind Holz und Eisen, daraus wurde es gemacht. Seine Form ist seine Fähigkeit zu hacken. Die erste Wirklichkeit des Beils besteht in dem Vermögen, Holz zu hacken, und über dieses verfügt es insofern, als seine Materie entsprechend als Blatt und Stiel gestaltet wurde. Sein Hackvermögen kann nicht unabhängig von der Materie (Holz und Eisen) oder den Teilen (Stiel und Blatt), aus denen es besteht, existieren. (Selbstverständlich aber handelt es sich bei einem Beil um ein unbelebtes Artefakt, und unbelebte Dinge haben keine Seele.) Gleichermaßen kann man, behauptet Aristoteles, das Verhältnis zwischen einem Tier und seiner Seele mit dem vergleichen, das zwischen einem Auge und dem Sehvermögen besteht. Wenn das Auge ein Lebewesen wäre, dann wäre das Sehvermögen seine Seele (DA 412b18); unzweifelhaft ist das Auge jedoch kein Lebewesen, sondern Teil eines solchen – und folglich hat es keine Seele, wohl aber eine Funktion.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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