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Unheimlich unheimlich

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Briten glauben an Gespenster. Fast jeder kennt jemanden der jemanden kennt, dem schon einmal ein Gespenst begegnet ist. Sogar ich kenne mindestens zwei, die jemanden kennen, dem schon (mindestens) einmal ein Gespenst begegnet ist.

Das Fremdenverkehrsbüro einer jeden Stadt verkauft Heftchen mit den lokalen Gespenstergeschichten, und vermittelt Zimmer in den „meist umspukten“ Pubs und Hotels der Umgegend.

Im Fernsehen laufen Serien wie „Most Haunted“, in denen ein Fernsehteam sich über Nacht in Spukschlössern einschließen lässt und „Orbs“ („Geisterflecken“) filmt … Also, so Staubflocken, die vor der Kamera her fliegen. Die meiste Zeit sieht man die mit der Infrarot-Kamera gefilmten, blassen Gesichter der Crew mit weit aufgerissenen Augen und weißen Pupillen. Für den Fall, dass die Anwesenden allein nicht merken, dass ein Gespenst anwesend ist, haben sie auch immer noch ein Medium dabei, der da ja etwas feinfühliger ist. Der wird manchmal, wenn man es mit einem bösen Geist zu tun hat, sogar besessen und das scheint nicht ungefährlich zu sein. Andere Fernsehserien zeigen „Medien“ (ist das der korrekte Plural für „Medium“ in diesem Sinne?), wie sie Verbrechen aufklären. „Medien“ touren übrigens auch durchs Land und treten vor ausverkauften Hallen auf der Bühne auf, wo sie mit einigen verblichenen Verwandten einiger Zuschauer im Publikum kommunizieren.

Gespenster sind wichtiger und selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens. Da ist es natürlich auch kein Wunder, dass es einen „National Ghost Day“ gibt, und der ist am 11. Februar. Das habe ich im Radio gehört, aber woher die das haben, weiß ich nicht, denn Google weiß nichts davon (und dann kann es ja auch nicht wahr sein).

Wenn aber wirklich National Ghost Day ist, wie wird der begangen? Nun, also wer einen Hausgeist hat, der wird das ja wissen, wenn er nicht ganz unsensibel ist. Sicherlich möchte man am National Ghost Day seinem Gespenst eine Freude machen. Wie lässt sich das bewerkstelligen?

Man könnte sich ja, dem Gespenst zuliebe, einmal wieder so richtig erschrecken, wenn plötzlich die Tür zuknallt oder die Lampe wackelt oder das Sofakissen sich da senkt, wo gar keiner sitzt.

Vielleicht könnte man dem Geist eine Freude machen, indem man ein Festessen kocht, wie es zu seinen Lebzeiten üblich gewesen wäre. Obwohl … das ist dann unter Umständen ein bisschen gemein, denn man würde ihm nur den Mund wässrig machen. Essen könnte der Astralkörper es sicherlich nicht. Wir hingegen wären gegebenenfalls mit einem Essen gestraft, dass wir eigentlich nicht essen wollen, wie zum Beispiel gebackene Amseln oder gar Neunaugen-Pastete.

In diesem Land der Karten gibt es gewiss auch welche zu diesem besonderen Tag, die wir für unser Gespenst kaufen können und bei deren Anblick ihm warm ums Herz werden. Es gibt ja auch spezielle Karten für den „Sekretärinnentag“ oder „Krankenschwestertag“, warum also nicht für den Gespenstertag? Karten in hauchzarten Farben, spinnwebenumrankt, auf denen in spirreliger Schrift gedruckt ist: „Unserem Hausgeist zum Nationalen Gespenstertag“ oder einfach nur „Buh!“. Die ultimative Karte ist Die Unsichtbare, die den Geist natürlich am meisten ansprechen wird und die er auch bei sich tragen kann. Die ist zwar ein bisschen teurer, aber dafür kann man ja das Porto sparen.

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