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III.

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Baecks Methode läßt sich also als ein auf historisches Material gestütztes, konstruktives Verfahren kennzeichnen, das den Eigensinn mindestens des jüdischen Volksgeistes beziehungsweise der jüdischen Religion durch den Eigensinn inspirierter, an einem oder zwei zentralen Gedanken orientierter Persönlichkeiten erklären will, wobei die Frage, wie diese Persönlichkeiten zu ihren Gedanken kommen, beziehungsweise unter welchen Umständen diese Persönlichkeiten zu dem werden konnten, was sie schließlich geworden sind, offen bleibt, oder vielmehr durch sich selbst erklärt wird: „Die Religion ist ihnen der Sinn, der erste innerste Kern ihres Daseins, nichts Äußerliches und nichts Hinzugekommenes, nichts Erworbenes und nichts Gelerntes.“60 Der Glaube als seelisches Leben vermochte die Propheten deshalb zum unnachgiebigen und unerschütterlichen Verkünden ihrer Botschaft zu bewegen, weil dieser Glaube – so drückt sich Baeck aus – seine Sicherheit und Rechtfertigung in sich selbst trug. Dabei bleibt freilich offen, was es heißen soll, daß ein Glaube seine Rechtfertigung in sich selbst trägt. Kann die Rechtfertigung eines Glaubens wirklich in sich selbst bestehen? Es scheint als verwechsele Baeck hier in folgenreicher Weise ein je subjektiv gefühltes Evidenzerlebnis mit einer wie auch immer von Gott erlassenen und dadurch beglaubigten Botschaft. So jedenfalls berichten es die biblischen Schriften selbst. Am Übersehen dieses Umstandes, am Übergehen der in dieser Hinsicht unbezweifelbaren Textgrundlage wird deutlich, wie hoch der Preis ist, den Baeck für seine von Dilthey übernommene Psychologisierung entrichten muß. Wie die meisten jüdischen Religionsphilosophen jener Epoche, namentlich Hermann Cohen, sieht auch Baeck das Wesen des Judentums minder in einem spekulativen Monotheismus, denn in einer gefestigten, universalistischen Sittlichkeit begründet. Indem er aber die auf dieser Einstellung sockelnde Religion umstandslos in den Begriff des „Lebens“ überführt, und dieses Leben nicht als Leben des Geistes, sondern als Leben des Einzelnen – in diesem Fall jenes prophetischer Menschen – bestimmt, ist er gezwungen, einen nicht weiter reduzierbaren Kern jeder menschlichen Persönlichkeit zu beschwören, die indes systematisch unbestimmt bleiben muß: „Es ist der über alles Wissen und allen Witz erhabene Rest, worin jeder wahre Mensch sein innerstes Persönliches hat.“61 Die methodische Maxime zum Verstehen der biblischen Schriften besteht daher darin „Menschen zu begreifen“. Wie aber, so möchte man fragen, soll das möglich sein, wenn der innerste Kern dieser Persönlichkeiten seinerseits einem rationalen Verstehen nicht zugänglich ist? Des Rätsels Lösung ist wiederum der Begriff des Lebens, des Weges Gottes zum Menschen, der auf die Klarheit, den Weg des Menschen zu Gott trifft. Hier wird deutlich, daß der Begriff des Lebens, ohne jemals präzise ausgewiesen zu sein, die Funktion eines theoretischen Passepartouts spielt, der stets dort, wo die Kette rationaler Argumentation abreißt und Glaubenssätzen den Raum überläßt, einspringen muß. Dabei hat Baeck später, 1932, zugunsten dieser lebensphilosophischen Argumentation in Theologie und Geschichte vorgebracht, daß es der Gedanke der Aktualisierung und Vergegenwärtigung des Glaubens über die Erstarrung des Historismus hinweg sei, der zur damals auch im Protestantismus aufbrechenden Vergegenwärtigungstheologie nötigte.62

Vernunft und Offenbarung

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