Читать книгу 101 Dinge, die man über Golf wissen. - Michael F. Basche - Страница 10

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5 It’s All About the Money

Golf und Geld

Über Geld soll man ja bekanntlich nicht reden, aber es muss sein. „Nach Golde drängt, Am Golde hängt doch alles …“, ließ Goethe 1808 bei der Uraufführung des „Faust“ sein Gretchen sinnieren, das passt auch zeitlich ganz gut: Ohne den schnöden Mammon wäre Golf immer noch eine Nischennummer wie viele Vorgänger. Der Wettwut zuvorderst verdankt das Spiel seine frühe Beliebtheit – nebst dem Umstand, dass es keine aufwendigen Arenen brauchte, bloß genug Gelände. Das britische Establishment zockte, was die Portemonnaies hergaben. Boxen, Pferderennen, Hunde- und Hahnenkämpfe oder Bogenschießen indes waren olle Kamellen; dieses so schön als Schlagum-Schlag- und Loch-um-Loch-Duell (Matchplay) orchestrierbare neue Spiel kam gerade recht. Die groben, wenig gesellschaftsfähigen Gesellen störten etwas, man wusste sich allerdings zu helfen. Als Colonel Fairlie 1860 die erste Open Championship in Prestwick inszenierte, staffierte er die acht Kombattanten von teils zweifelhaftem Ruf, wenig Bildung, aber hoher Schlagfertigkeit mit grobwollenen Arbeiterjacken aus, um sie einigermaßen manierlich wirken zu lassen.


Pfand für die Wandertrophäe

Bezeichnenderweise bekam der jeweilige Gewinner anfangs keine Siegprämie: Er musste vielmehr gar ein Pfand für den kostbaren Gürtel des Champions hinterlassen, den der Earl of Eglinton als erster Großsponsor der Sportgeschichte gestiftet hatte, um die Rückgabe der 25 Pfund teuren Wandertrophäe (in heutiger Währung 1.600 Euro) zur nächsten Open-Auflage sicherzustellen.

Sowieso machten die Cracks ihren Profit als Gladiatoren und als gefragte Partner der Herren von Stand und Finanzstatus. Bei privat arrangierten Wettspielen ging es durchaus um damals horrende Börsen von mehreren hundert Pfund. Bereits aus dem Jahr 1681 ist ein sportlicher Zwist des Duke of York mit zwei englischen Gentlemen auf den Links von Leith um das Prestige der besseren Golf-Nation überliefert. Der spätere Stuart-König holte sich eine lokale Größe zur Unterstützung, den Schuhmacher James Paterson. Prompt gewann das Duo; und Patersons Preisgeld fiel derart hoch aus, dass er sich den Kauf eines Adresslage-Hauses in Edinburgh leisten konnte. Mit dem Zaster wurde Golf zum Profisport, die heutigen Promoter des Spiels folgen letztlich nur diesem historischen roten Faden. Der flamboyante amerikanische Berufsspieler Walter Hagen (1892–1969) gilt als erster Preis- und Antrittsgeld-Millionär. Er protegierte seine Zunft mit allerlei exzentrischen Aktionen wie einem gemieteten und als Garderobe genutzten Luxusauto, das er bei der Open Championship 1920 per Chauffeur demonstrativ vor dem für die Profi-Parias nicht zugänglichen Clubhaus im englischen Kent parken ließ.


Cracks von hoher Schlagfertigkeit: Das Foto aus dem Jahr 1905 zeigt die meisten damals noch lebenden Open Champions, darunter Old Tom Morris (mit Stock).


Golf fördert das Geschäft

Die Zugehörigkeit zu den Golf-Gesellschaften blieb dem „gemeinen“ Volk lange versagt, selbst wenn es noch so gut spielte. Also gründete die britische Arbeiterklasse beispielsweise ihre eigenen Handwerkerbünde, die sogenannten Artisan Clubs, um an der gemeinschaftlichen Nutzung der meist kommunalen Golfplätze teilhaben zu können. Über ein Jahrhundert lang galt zudem die Weisheit, dass sich beim Golf bestens Geschäftskontakte knüpfen lassen. Schon Belgiens König Leopold II. förderte die Handelsbeziehungen mit England, indem er die per Schiff anreisenden Kaufleute mit dem 1888 angelegten Koninklijken Golf Club Oostende empfing, einem feinen Linksplatz. Auch in der Moderne gönnten sich Firmenlenker und Top-Manager eigene Kurse oder Business-Turniere zu Kontaktpflege und mehr, bis verschärfte Compliance-Richtlinien den Spaß verleideten.

101 Dinge, die man über Golf wissen.

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