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15 Knüppel, Kellen, Klingen Das Golfbesteck im Lauf der Zeit

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Mit einem Knüppel hat alles begonnen. Aus Esche, Haselnuss oder Dornbaum. Möglichst ein Schössling sollte es sein, der am Hang wuchs, so dass ganz unten die notwendige Krümmung schon eingebaut war. Derart „bewaffnet“ bugsierten die ersten Golfer runde Kiesel und hölzerne Kugeln durch die schottischen Dünen. Als älteste Artefakte gelten die Troon-Schläger, sechs Hölzer und zwei Eisen aus den 1600er- oder gar späten 1500er-Jahren. Der Royal Troon Golf Club lehnte 1999 ein Verkaufsangebot über vier Millionen Dollar ab, das Ensemble liegt mittlerweile im Golf-Museum von St. Andrews. Ein damals reguläres Schlägerset bestand komplett aus Holz: vom Longnose, dem heutigen Driver, mit dickem Kopf für weite Schläge bist zum Spoon für kürzere Entfernungen, dem Niblick zum Lupfen und dem Cleek als früher Putter fürs Einlochen auf dem Grün. Gefertigt wurden sie von Feinwerkern, die Erfahrung mit dem Biegen von Holz hatten. Später von spezialisierten Manufakturen wie McEwan, Hugh Philp oder Robert Forgan, der 1856 als Erster in großem Stil Hickoryholz für optimale Schäfte aus Amerika importierte.


Artefakte der Golfgeschichte: die über 400 Jahre alten Troon-Schläger.


Weltraummaterial: Moderne Driver für weite Schläge haben hohle Metallköpfe mit ausgetüftelten Wandstärken und Einsätzen, heißen aber weiterhin Hölzer.

Die Eisen hingegen waren klotzige Kellen, vom Schmied in eine kantige Form gehämmert. Sie taugten vornehmlich, um den Ball aus unwirtlichen Lagen zu hacken. Als der empfindliche Featherie von den robusteren Kautschukkugeln abgelöst wurde, beschäftigten sich Old Tom Morris und Co. intensiv mit den Eisen und ließen sich aus den Schmieden, wo bereits mit vorgefertigten Formen hantiert wurde, sorgsam gearbeitete Klingen mit abgerundeten Kanten liefern. Die Entwicklung der Golfschläger ist untrennbar mit der Historie des Balls verbunden. Während schon um 1900 die ersten Köpfe aus Persimmon, dem Holz des Kakibaums, an die Hickory-Schäfte montiert wurden, erschienen 1908 die ersten Eisen mit Riefen in der Schlagfläche. Die Tüftler hatten den Einfluss auf den Spin des Balls erkannt.

In den 1920er-Jahren dann wichen die klangvollen Schlägernamen den Nummern, der Niblick zum Beispiel hieß fortan Eisen 9. Nächster Entwicklungssprung war der Stahlschaft, den die Golfhoheit in St. Andrews allerdings nur sanktionierte, weil Edward von Wales (später für elf Monate König Edward VIII.) 1929 damit auf dem Old Course spielte. Nach der Blütezeit der wunderschönen Persimmon-Hölzer in den 1950er- bis 70er-Jahren kamen 1973 die ersten Kohlefaserschäfte und Anfang 1980 die ersten Schläger mit Metall-Hohlköpfen auf den Markt, die trotzdem immer noch Hölzer heißen.

1991 sorgte Callaway mit der Big Bertha und ihrem gewaltigen Edelstahl-„Dickschädel“ für Furore. Die Kalifornier waren es auch, die 1996 mit Taylor-Made massentauglich Titan in den Schlägerköpfen verarbeiteten. Weltraumwerkstoffe in Materialmix sind seither Standard, die Hersteller üben sich in Formgebung und Gimmicks wie variabler Gewichtsverteilung am Schlägerkopf oder justierbarer Schlagflächenneigung – am geometrischen Gefüge freilich hat sich in 600 Jahren nichts geändert.

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