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1.2. Eine genaue Analyse und umfassende Vorschläge (Mitte 4. Jh. v. Chr.)

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Literatur: Gauthier 1976; Schütrumpf 1982; Jansen 2007; Audring/Brodersen 2008; Lewis 2009; Audring 2012.

Nach dem Ende des sog. Bundesgenossenkrieges (357–355 v. Chr.), als sich verschiedene Bündner aus dem Zweiten Attischen Seebund gelöst hatten, sah sich Athen großen finanziellen Problemen gegenüber. Damit ist der zeitliche und historische Kontext abgesteckt: In seiner zweiten ökonomischen Schrift, den Póroi, formuliert Xenophon konkrete, heute zuweilen als utopisch abgetane Vorschläge, um die öffentlichen Einnahmen Athens in dieser Krisenzeit zu steigern.

Quelle: Xen. vect. 1 (Übersetzung G. Audring/K. Brodersen)

(1) Ich glaube von jeher: Wie die Führer sind, so werden auch die Staaten. Da aber einige der Führer in Athen sagen, sie wüssten genauso gut wie andere Menschen, was recht ist, sich aber durch die Armut der Volksmenge gezwungen erklären, gegen die Staaten eher ungerecht zu sein, deshalb habe ich herauszufinden versucht, ob sich die Bürger etwa aus eigenen Quellen erhalten könnten, woher es auch am gerechtesten wäre. Dabei bin ich überzeugt: Wenn dies geschieht, dann würde zugleich ihrer Armut abgeholfen und dem Misstrauen der Griechen gegen sie. (2) Als ich nun untersuchte, was ich mir vorgenommen hatte, zeigte sich mir sofort, dass das Land seiner Natur nach imstande ist, sehr große Einkünfte zu liefern. Damit man erkennt, dass ich dies wahrheitsgemäß als Erstes behaupte, will ich die natürlichen Voraussetzungen Attikas erläutern. (3) Dass das Klima hier sehr mild ist, beweisen schon die Erzeugnisse selbst. Was an vielen anderen Orten nicht einmal keimen kann, trägt hier Früchte. Wie der Boden, so ist auch das Meer um das Land sehr ertragreich. Was die Götter in den Jahreszeiten an Gutem spenden, auch das alles beginnt hier sehr früh und kommt erst sehr spät zur Ruhe. (4) Aber das Land verfügt nicht nur über das, was im Laufe eines Jahres blüht und verwelkt, sondern es birgt auch immerwährende Schätze. Denn in ihm gibt es einen Stein im Überfluss, aus dem die schönsten Tempel, die schönsten Altäre, die prächtigsten Götterbilder geschaffen werden; viele, Griechen wie Barbaren, verlangen danach. (5) Es gibt aber auch Boden, der keine Frucht trägt, wenn man ihn besät; gräbt man ihn aber auf, so ernährt er weit mehr Menschen, als wenn er Getreide trüge. Denn er ist deutlich durch göttliche Fügung silberhaltig. Obwohl viele Städte landeinwärts und am Meer in der Nachbarschaft liegen, reicht doch zu keiner von ihnen auch nur eine kleine Ader silberhaltigen Gesteins hin. (6) Nicht ohne Grund könnte man glauben, dass Athen um den Mittelpunkt Griechenlands und sogar der ganzen Welt gelegen ist. Denn je weiter man von ihm entfernt ist, desto schlimmere Kälte oder Hitze trifft man; andererseits kommen alle, die von einem Ende Griechenlands zum anderen gelangen wollen, zu Schiff oder auf dem Landweg an Athen wie an dem Mittelpunkt eines Kreises vorbei. (7) Auch wenn die Stadt nicht ringsum vom Meer umspült wird, so zieht sie doch – wie eine Insel – mit allen Winden heran, was sie braucht, und führt aus, was sie will; denn auf zwei Seiten ist sie vom Meer umgeben. Auch auf dem Landweg erhält sie viele Handelsgüter, denn sie gehört zum Festland. (8) Außerdem machen den meisten Städten benachbarte Barbaren zu schaffen, die Athener aber haben Städte zu Nachbarn, die selbst sehr weit von den Barbaren entfernt sind.

Quelle: Xen. vect. 5,11–12 (Übersetzung G. Audring/K. Brodersen)

(11) Wenn dagegen jemand glaubt, für die Kasse bringe Krieg dem Staat größeren Gewinn als Frieden, so weiß ich nicht, wie dies besser entschieden würde, als wenn man nochmals untersuchte, wie frühere Ereignisse für den Staat ausgingen. (12) Man wird nämlich finden, dass früher im Frieden sehr viel Geld in den Staat hereinkam, im Kriege aber dies alles ausgegeben wurde. Man wird erkennen, wenn man danach forscht, dass auch gegenwärtig durch den Krieg viele Einkünfte ausbleiben, und die, die hereingekommen sind, für vielerlei Zwecke ausgegeben werden; nachdem aber Frieden zur See eingetreten ist, sich die Einkünfte vergrößerten und die Bürger sie nutzen können, wozu sie wollen.

Quelle: Xen. vect. 6 (Übersetzung G. Audring/K. Brodersen)

(1) Wenn aber von dem Gesagten nichts unmöglich und nichts schwierig ist, wir aber durch seine Ausführung bei den Griechen beliebter werden, sicherer wohnen, berühmter sein werden und das Volk Lebensunterhalt im Überfluss hat, die Reichen von Ausgaben für den Krieg befreit sind und wir, da großer Überschuss vorhanden ist, noch großartiger als gegenwärtig die Feste feiern werden, Tempel ausstatten, Befestigungen und Werften errichten, den Priestern, dem Rat, den Behörden und den hippeīs29 die alten Rechte zurückgeben werden – wie sollte dies nicht verdienen, dass wir möglichst rasch damit beginnen, um noch zu unseren Lebzeiten den Staat in Sicherheit glücklich zu sehen? (2) Wenn ihr aber dies zu tun beschließt, würde ich raten, nach Dodona30 und Delphi31 Gesandte zu schicken und die Götter zu befragen, ob es für den Staat, der in dieser Weise eingerichtet ist, ersprießlich und besser sein werde, gegenwärtig und für die Zukunft. (3) Wenn sie dem zustimmen, dann würde ich wieder sagen, man müsse fragen, welche Götter wir uns geneigt machen sollten, um dies am schönsten und besten auszuführen, und wenn bei den Göttern, die sie nennen, das Opfer günstig ausfällt, sollten wir das Werk beginnen. Denn wenn man mit göttlichem Beistand handelt, kommen gewiss auch die Unternehmungen zu einer immer ersprießlicheren und besseren Lage des Staates voran.

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