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1.4. Ein funktionaler Blick auf die soziale und ökonomische Ordnung der Polis (4. Jh. v. Chr.)

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Literatur: Koslowski 1993; Schefold 1994; Meikle 1995; Gronemeyer 2007.

In seinen Politiká bemüht sich Aristoteles um eine genaue Analyse der Polis. Dabei wendet er sich in gewohnt nüchterner Manier der Wirtschaft und Gesellschaft zu. Er gliedert die verschiedenen soziopolitischen Gruppen auf und weist ihnen verschiedene Funktionen zu. Die Passage zeigt, wie Aristoteles sich um eine Systematisierung bemüht und darin auch ökonomische Faktoren einfließen lässt.

Quelle: Aristot. pol. 1290 b 38–1291 b 30 (Übersetzung E. Schütrumpf)

Denn die Staaten (deren Ordnungen die Verfassungen sind) bestehen nicht (nur) aus einem einzigen, sondern aus vielen Teilen, wie schon häufig dargelegt wurde: Ein Teil, die sogenannten Landwirte, hat die (Beschaffung von) Nahrung zur Aufgabe; den zweiten bilden die sogenannten Handwerker; sie üben die handwerklichen Fachkenntnisse aus, ohne die man in einem Staat nicht wohnen kann – einige dieser Fachkenntnisse sind völlig unverzichtbar, während andere den Annehmlichkeiten des Lebens oder seiner vollkommenen Form dienen. Einen dritten Teil stellen die Händler auf dem Markt dar – ich meine mit „Händler auf dem Markt“ Leute, die in Verkauf und Kauf, Fernhandel und ortsgebundenem Handel beschäftigt sind; der vierte Teil sind die Lohnarbeiter. Die fünfte Gruppe bilden diejenigen, die im Krieg für das Land kämpfen sollen; sie müssen genauso dringlich wie die eben genannten Gruppen im Staat vorhanden sein, wenn dessen Bewohner nicht Sklaven der Angreifer werden sollen. […]

(1291 b 15) Wir wollen aber darlegen, dass es auch bei Demokratie und Oligarchie eine Mehrzahl von Arten gibt. Diese Tatsache ist aber auch nach den vorherigen Erörterungen klar; denn der dēmos und die sogenannten Angesehenen untergliedern sich in eine größere Anzahl von Gruppierungen: Die Landwirte bilden eine der Gruppen des dēmos, diejenigen, die sich handwerklichen Fachkenntnissen widmen, eine andere, eine weitere die, die auf dem Markt mit Kauf und Verkauf beschäftigt sind; eine weitere die, deren (Tätigkeiten) mit dem Meer zu tun haben – dazu gehören einmal Männer, die in Kriegen eingesetzt werden, dann Handeltreibende, Leute, die zu Schiff Personen befördern und Fischer; jede dieser Gruppen bildet vielerorts eine große Zahl, z.B. die Fischer in Tarent und Byzanz, die Besatzung auf den Schiffen mit drei Reihen von Rudern in Athen, die Fernhändler auf Aigina und Chios, und Leute, die Beförderung von Personen und Gütern zu Schiff betreiben, auf Tenedos; (zu den Gruppen, die den dēmos bilden, gehören) außerdem Handarbeiter, die nur über geringes Vermögen verfügen, so dass sie es sich nicht leisten können, müßig zu gehen; hinzukommt die Gruppe von Freien, die nicht sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits Bürger waren, und eine weitere ähnliche Gruppierung aus der Menge, wenn wir eine ausgelassen haben. Bei den Angesehenen (bilden) dagegen Reichtum, vornehme Abkunft, persönlich herausragende Qualität, Bildung und, was man (sonst) in der gleichen Klasse mit den gerannten Eigenschaften angibt, (die unterschiedlichen Gruppen).

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