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1.6. Die vier Arten der Finanzverwaltung (Ende 4. Jh. v. Chr.)
ОглавлениеLiteratur: Zoepffel 2006; Audring/Brodersen 2008; Brodersen 2008.
In dem zweiten der drei unter dem Namen des Aristoteles überlieferten Bücher der Oikonomiká wechselt der Autor zu den verschiedenen Formen der Oikonomie. Während der zweite Teil anhand von Beispielen praktische Ratschläge gibt, um die Einnahmen zu erhöhen, behandelt der erste Teil nicht nur die Oikonomie im engeren Sinne als Haushaltsführung, sondern der Autor überträgt – singulär für die Antike – den Begriff auf die Verwaltung der politischen Gemeinwesen, speziell der öffentlichen Finanzen.
Quelle: [Aristot.] oec. 2,1,1–6 (Übersetzung G. Audring/K. Brodersen)
(1) Es gibt aber vier Arten der Haushaltführung (oikonomía), die man ihrer Gestalt nach unterscheiden kann: die königliche (basilikē), die satrapische (satrapikē), die städtische (politikē) und die private (idiotikē). (2) Von diesen ist die größte und am einfachsten zu leitende die königliche, [– – –] die bunteste und am leichtesten zu leitende die städtische, die kleinste und bunteste die private. Notwendig haben sie sehr vieles miteinander gemein; was aber bei all diesen auf jede einzelne am meisten zutrifft, das müssen wir prüfen. Zuerst wollen wir nun die königliche betrachten. Sie ist ganz allgemein die machtvolle; sie hat vier Seiten: das Münzgeld, die Ausfuhren, die Einfuhren, die Aufwendungen. (3) Nun zu jeder einzelnen von ihnen. Mit dem Münzgeld meine ich, in welcher Art und wann es hergestellt werden muss. Mit den Ausfuhren und Einfuhren meine ich, wann und welche Dinge dem König, der sie von den Satrapen als Steuer entgegennimmt und über sie verfügt, Nutzen bringen. Mit den Aufwendungen meine ich, welche unterlassen werden können und wann, und ob Münzgeld für die Ausgaben gegeben werden sollen oder anstelle von Münzgeld Handelsartikel. (4) Als zweites wollen wir die satrapische Haushaltsführung betrachten. Bei ihr gibt es sechs Arten der Einkünfte, aus dem Boden, aus den im Lande vorkommenden Spezialitäten, von den Großhändlern, aus den Abgaben, vom Vieh, aus den anderen Quellen. […] (5) Als drittes wollen wir die städtische Haushaltsführung betrachten. Bei ihr ist die wichtigste Einkunft die, die von den Spezialitäten auf ihrem Gebiet herrührt. Ferner die von den Handelshäfen und aus dem Durchgangsverkehr. Ferner die von den reihum gehenden Leistungen. (6) Als viertes und letztes wollen wir die städtische Haushaltsführung betrachten. Diese ist sowohl ungleichartig, weil es hier nicht notwendig ist, auf nur einen Zweck hin den Haushalt zu leiten, als auch die kleinste, weil sowohl die Einkünfte als auch die Ausgaben geringfügig sind. Bei eben dieser ist die wichtigste Einnahme die, die aus dem Boden kommt. Die zweite ist die aus den anderen stets wiederkehrenden Tätigkeiten. Die dritte ist die aus dem Geld. Überdies, was allen Arten der Haushaltsführung gemeinsam ist, am meisten aber für die private gilt: dass die Ausgaben nicht größer sein dürfen als die Einkünfte.
29 Die Reiterei in Athen war eine kleine exklusive Truppeneinheit, in der auch die Söhne Xenophons dienten.
30 Ältestes literarisch bezeugtes Orakelheiligtum Griechenlands.
31 Berühmtestes panhellenisches Orakelheiligtum.