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Prolog

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Wasser zerstört Mauerwerk. Wenn ein Hausbesitzer feststellt, dass die Wände seines Hauses im Erdgeschoss feucht werden, hat er allen Grund, sich Sorgen zu machen. Feuchte Wände mit wasserabweisender Tapete abzukleben, bringt nichts. Baufachleute raten bei diesem Symptom, das Fundament des Hauses in Augenschein zu nehmen. Dort stößt man meist auf die Wurzel des Übels. Hausbesitzer sind in unserem Fall die alteingesessenen Medienunternehmen, die feststellen, dass ihre Geschäftsmodelle, mit denen sie bisher erfolgreich waren und es noch immer sind, in der Onlinewelt nicht funktionieren. Die Übeltäter sind allbekannt: Sie heißen Piraterie und Gratismentalität. Das Urheberrecht scheint nicht mehr tragfähig zu sein. Die meisten Experten glauben deshalb, die gesetzlichen Regeln des Urheberrechts wären das Fundament, das grundlegend erneuert werden müsste. Doch das Fundament liegt tiefer: Es sind die Eigentumsbeziehungen – das organisatorische Zentralnervensystem aller menschlichen Gesellschaften. Bei den über Jahrhunderte gewachsenen und praktizierten Eigentumsbeziehungen von Contentgütern vollzieht sich im Onlinezeitalter ein dramatischer und faszinierender Veränderungsprozess, dessen Zeitzeugen und Mitwirkende wir sind. Folgen Sie mir! Dieses Geschehen und seine Folgen für das Urheberrecht wollen wir uns genauer anschauen.

Eigentum ist das Ferment der Weltgeschichte. Für Eigentum vollbringen Menschen grandiose Leistungen in Wirtschaft, Technik und Kultur. Für Eigentum zerstören Menschen rücksichtslos Natur und schlagen ihren Artgenossen die Schädel ein. Für Eigentum arbeiten Menschen sich den Rücken krumm, verraten alle Ideale und engste Freunde. In allen Kriegen und Revolutionen wurde Eigentum erobert und verteidigt. Eigentum bestimmt, wer die Macht im Staate hat und in welche Richtung sich das Räderwerk der Gesellschaft bewegt. Die deutsche Geschichte ist dafür beredtes Zeugnis. Eigentum ist heute ein Grundrecht des Menschen. Im Artikel 17 der 1948 verabschiedeten „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ heißt es: „1. Jeder hat das Recht, sowohl allein als auch in Gemeinschaft mit anderen Eigentum innezuhaben. 2. Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.“ ( UNO 1948)

Eigentum entscheidet, was Menschen aus ihrem Leben machen können, und dokumentiert, was sie aus ihrem Leben gemacht haben. Viele halten Eigentum für den Sinn des Lebens. Vielen Menschen hat es das Leben gekostet.

Eigentum bestimmt, wie Menschen einander bewerten und sich zueinander verhalten. Wer viel hat, wird beneidet und hofiert, wer nichts hat, wird bedauert und ignoriert. Den Luxus, auf Eigentum zu verzichten, kann sich nur leisten, wer genug davon hat.

Aber die Weltmacht Eigentum scheint nicht mehr allmächtig. Seit Ende des 20. Jahrhunderts sind die Menschen dabei, sich eine zweite Welt zu bauen, in der sie mehr und mehr Lebensaktivitäten realisieren. Der Lebensraum dieser Onlinewelt ist das Internet. Es mehren sich Anzeichen, dass Eigentum in dieser Welt an Macht einbüßen wird. Aber Zeichen kann man fehldeuten. Klarheit bekommen wir, wenn wir wissen, welche allgemeinen Gesetze dem Eigentum innewohnen. Wenn man diese Gesetze kennt, kann man vorhersagen, was mit den Eigentumsbeziehungen von Contentgütern und dem Urheberrecht im Onlinezeitalter passieren wird.

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