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11. September. Vormittag.

Diesmal habe ich es geschafft aufstehen; wenn auch nur mit Mühe und Not. Und stehe jetzt neben dem Bett. – Da meine Aufpasseramme entlassen wor­den ist, kann ich mir das ohne Probleme leisten. Die anderen gucken nur misstrauisch und als ich ihnen sage, dass sie nicht klingeln sollen, drehen sie sich wieder ab. – Jetzt Lauscher ausfahren, denn ich möchte bei meinem Ausreißversuch nicht gestört wer­den.

Doch niemand ist zu hören. Schnell noch ein letz­tes Mal umschauen – von den anderen Patienten ach­tet keiner auf mich, also kann ich starten.

Der erste Schritt. Der zweite. – Dabei halte ich mich aber lieber fest, denn ich bin ja schon lange nicht mehr gelaufen.

Überraschend kommt plötzlich eine Schwester her­ein. – Innerliches Aufstöhnen – habe sie gar nicht ge­hört –, dann lasse ich mich grinsend ins Bett zurück­fallen.

"Na, wo willst du denn hin?", fragt sie mich.

"Lieg is äääh lanweil."

"Jetzt bleibst du erst einmal liegen, gleich gibt es Mittag."

Nachdem sie mich gefragt hat, wie viel ich will (was jeden Tag passiert), dreht sie wieder ab.

Na gut, das Mittagessen wird noch abgewartet, dann geht es auf Tour.

*

Nach der Mittagsruhe richte ich mich wieder auf und strecke mein Ohr wieder in Richtung Außenterrain: Stille.

Ich stehe auf.

Jetzt ein Schritt nach dem anderen – langsam, fest­haltend.

Dann vorn am Bett. Doch da sich mein Bettaus­gang an der Wandseite befindet, muss ich um das Bett herum, also an der Fußseite entlang.

Der erste Schritt, noch einer – plötzlich knickt mir das rechte Bein weg. – Wieder das rechte! Was ist nur los mit ihm?

Schnell versuche ich, mich am Bett festzuklam­mern, was aber auch schief geht. Ich falle, purzele al­lerdings geruhsam unter das Bett.

Zum Fluchen komme ich nicht einmal, da die an­deren Patienten sich mir interessiert zuwenden.

"Ni kling, ich schaffsallee!", zische ich schnell, da­mit es draußen niemand mitbekommt. Und ächze mich schnellst möglichst unter mühsamer Aufbrin­gung aller Kräfte ins Bett zurück.

*

Nach einer dringend benötigten Verschnaufpause ste­he ich wieder auf. Rechts vom Bett steht ein Stuhl, den ich erst mal ansteuern will, um mich dort kurz er­holen zu können. Er steht aber nicht genau am Bett, sondern ich muss erst vom Bett wegtreten. Aber zu­erst um das Bett herum.

Noch langsamer als vorhin, noch vorsichtiger, denn ich kenne ja nun die Unteransicht des Bettes, brauche sie nicht noch ein drittes Mal zu besichtigen, meine Augen kleben fast am Fußboden.

"Phhh, gschafft."

Jetzt noch zum Stuhl und dann wäre der erste Ziel­ort erreicht. Doch wie mache ich das am besten?

Ich bleibe stehen, denke nach. Und nach einer kurz­en Weile fällt es mir ein: Immer an der Wand lang, na klar!

An der Wand stehend schätze ich den Raum bis zum Stuhl ab: Circa einen Meter. Doch alles frei um ihn herum, keine Möglichkeit zum Festhalten. – Den Meter schaffe ich auch noch, wäre ja gelacht, wenn nicht.

Wankend, schnell das linke Bein wieder zum Stand bringend – wobei mir mächtig die Kraft aus­geht –, erreiche ich den Stuhl und lasse mich er­schöpft auf ihn fallen; wobei mir klar wird, dass ich erst mal eine Weile sitzen bleiben muss, um wieder Kraft zu tanken. Trotzdem – den ersten Teil habe ich geschafft!

Eine Schwester kommt herein. Verdutzt schaut sie mich an.

"Wie bist du denn in den Stuhl gekommen?", schaut sie sich misstrauisch um.

"Gloufe", bekommt sie lakonisch von mir zu hö­ren. Und genieße dabei wohlig die von ihr ausge­strahlte Überraschung.

"Willst du bis zum Abendbrot im Stuhl sitzen blei­ben?"

Ich nicke, hätte augenblicklich auch nicht die Kraft aufzustehen und zu flüchten. Außerdem wäre es jetzt völlig sinnlos abzuhauen, da es ja gleich was zu mampfen gibt. Denn zu dem Zeitpunkt laufen zu viele herum.

Ein ganz böser Fehler?

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