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Dienstag, 18. September.

Als ich früh aufwachte, fiel mir sofort wieder ein, was letzte Nacht geschehen war. Das Peinlichkeitsge­fühl stieg in mir erneut auf, wollte mich schier erdrüc­ken, machte mir klar, dass es die ganze noch verbleib­ende Zeit über mich herrschen würde. Mir kam es auch so vor, als wenn jede Schwester verächtlich auf mich gucken würde. "Zum Glück ist es bloß noch ein einziger Tag, den ich hier aushalten muss", redete ich mir immer wieder ein. "Aber dieser eine wird wahr­scheinlich so schmerzen, als wenn man bei Bewussts­ein in einem kurz vor dem Zerschmelzen ste­henden Kessel gegart wird."

Der Pfleger, der die Krankengymnastik leitet, frag­te natürlich auch nach der gestrigen Nacht. Und ich fand es toll, dass er darüber im Bilde war.

"So schlimm ist es doch nicht", meinte er, als ich es ihm mit Worten geizend erzählt hatte. "Kann halt mal passieren."

Ich hätte ihn anschreien können: "Das hat aber nicht zu passieren!", doch ich ließ es. Befinde mich heute nicht in der Stimmung, Widerstand zu leisten; will mich am liebsten einbuddeln in den Boden, das letzte Nacht hier Passierte wegschließen und den Schlüssel ganz weit, unauffindbar für jedermann, wegwerfen. Auch verzichte ich heute darauf, den Schwestern auf den Geist zu gehen. Ich verschanze mich im Bett, lese oder übe schreiben. Und kann mir vorstellen, für die Schwestern muss das eine wahre Erholung sein.

Doch eine Schwester ist davon nicht so begeistert. Nach dem Mittagessen fragt sie mich, warum ich heu­te so schweigsam sei. Ich erzähle es ihr stockend und erwarte sofort eine strenge Rüge; hätte mich auch nicht gewundert, wenn als Schlagzeile am schwarzen Brett im Krankenhaus erschienen wäre: In der Nacht vom 17. zum 18.9. schiss Mike Scholz sich ein! Schä­men soll er sich!

"Nimm es nicht so tragisch, das kann doch jedem mal passieren", versucht sie jedoch, mich wieder auf­zurichten. "Lass wieder ein paar Sprüche raus, man vermisst sie ja richtig."

"Na ja", stoße ich aus mir raus, überrascht und ein klein wenig gelöster, doch immer noch eine Spur misstrauisch, "wenn demidrum bittest, musschjawohl. Aer dafür, wasde mir grad gsagt hast, vielen Dang! Du könntst deie Brötchen ouals Pch--Ps--Ps--sycholo­ge verdienen. HasTalet dazu."

Sie lächelt: "Muss ich mir noch überlegen. – Willst du wieder ans Fenster?"

"Gehschul wärmir lieber."

Sie lacht lauter: "Okay, wir laufen zum Fenster. Einverstanden?"

"Zum Tisch wärmir lieber."

*

Am Abend erfahre ich dann noch, dass meine Mutter angerufen und gesagt habe, sie komme mich am Mitt­woch in Großbüchen besuchen und bringe mir dann Wäsche mit. Worauf ich mich freue.

Ein ganz böser Fehler?

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