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Herras II

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Am frühen Nachmittag hatte der Trupp sein Ziel erreicht. An der Grenze, die Allendas von Lemberus trennte, brachte Kalerid den Zug zum Stehen. Als Allendas vor vielen Jahrhunderten als Land vermessen und die Grenzen festgelegt wurden, mussten die damaligen Herrscher sehr wählerisch gewesen sein. Jenseits der Landesgrenze befand sich ein düsterer Wald. Auf Allendas’ Seite hingegen erstreckten sich weite, saftige Wiesen, die von bunten Blumen übersät waren. Der landschaftliche Kontrast hätte nicht größer sein können.

Herras war noch nie an diesem Ort gewesen. Wie schon erwähnt, waren die Menschen von Allendas nicht besonders reiselustig; nur selten verließ jemand sein Dorf oder seine Stadt und wenn, dann nur, wenn es sich unter keinen Umständen vermeiden ließ und niemals länger, als es unbedingt sein musste. Lemberus kannte Herras nur aus Geschichten und Erzählungen und alle hatten einen schauerlichen Charakter, handelten von bösen Hexen und Zauberern oder von wilden Kreaturen, die Lemberus bewohnten. Aber auch die Furcht erregendsten Märchen seiner Kindheit konnten Herras nun nicht mehr erschrecken, angesichts des Grauens, das er an diesem Tag gesehen hatte.

Kalerid stieg ungelenk vom Pferd. Auch seine Truppenführer sprangen nach und nach von ihren Tieren, doch keiner schien so erleichtert wie der Heerführer, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Mit einer Handbewegung deutete Kalerid den Wachen, Herras vom Wagen zu holen. Dann begann er mit seiner Ansprache, die er sich auf dem Weg zurechtgelegt hatte. Sie klang erstaunlich höflich, zumindest für einen Sellag. Der Heerführer schien sich in seiner Rolle als König hineinfinden zu wollen. Irgendjemand musste ihm erzählt haben, dass man sich als König auch königlich zu verhalten hatte, doch so recht schien er mit diesen Begriffen nichts anfangen zu können. »Truppenführer und getreue Sellag«, sagte er und richtete sich dabei zu seiner vollen Größe auf. »Wir haben einen großen Sieg errungen. Das Land, das einst uns gehörte und das uns auf schändlichste Art und Weise genommen wurde, befindet sich nun wieder in unserem Besitz. Jeder von Euch hat seine Aufgabe ehrenvoll erfüllt. Der ehemalige König von Allendas befindet sich in unserer Hand und wir werden ihn nun seinem gebührenden Ende zuführen. Allerdings soll auch sein Tod nicht ohne Nutzen für uns sein. Wir werden ihn nun freilassen und derjenige, dem es gelingt, mir seinen Kopf zu bringen, wird zu meinem Stellvertreter ernannt werden.« Die Sellag, die bisher gebannt den Worten ihres Anführers gelauscht hatten, brachen in tosenden Jubel aus. Die Aussicht, bald stellvertretender Herrscher zu sein, ließ in ihren Augen wilde Gier funkeln.

Herras verstand kein Wort von dem, was Kalerid sagte, und selbst wenn er der sellagischen Sprache mächtig gewesen wäre, hätte er auch kaum Gelegenheit gehabt, der Ansprache zu folgen. Die Wachen befreiten ihn von den schweren Ketten und auch die Hand- und Fußfesseln wurden ihm abgenommen. Dann stießen sie ihn vom Wagen. Durch das lange, bewegungslose Ausharren fehlte ihm jedes Gefühl in den Beinen und er fiel haltlos wie ein Stein ins Gras. Während sie ihn brutal auf die Füße rissen, konnte Herras einen Blick nach Westen werfen, wo in weiter Ferne Alland Pera auf dem sanften Hügel, der das Land überragte, zu erkennen war. Noch vor kurzer Zeit musste es ein herrlicher Anblick gewesen sein, die Stadt von diesem Ort zu betrachten, und Herras wünschte sich, er hätte ihn zumindest einmal in seinem Leben genießen können. Jetzt war nichts mehr von der strahlenden Pracht übrig geblieben. Grauer Dunst umhüllte die verbrannten Gebäude und ließ die Stadt unwirklich erscheinen. Der Schmerz, den er verspürte, als sich die langen Krallen der Sellag-Wachen in seine Oberarme bohrten, riss ihn aus seinen Gedanken und brachte ihn wieder in seine eigene harte Realität zurück. Die beiden Sellag stützten ihn widerwillig, nur um zu verhindern, dass er wieder das Gleichgewicht verlor, während Kalerid seine letzten Worte sprach.

Eine weitere Handbewegung folgte und die Wachen drängten Herras näher an den Wald heran, bis er direkt an dessen Rand stand, dort wo das weiche Gras von herabgefallenem Laub bedeckt wurde. Sein Blick war dem tiefen Dunkel zugewandt, das vor ihm lag und er gewann den Eindruck, dass der Wald ihn verschlingen würde, sobald er auch nur einen Fuß hineingesetzt haben würde. Im Vergleich zu dem hellen Sonnenschein, der die gesamte Wiese erfüllte, schien der Wald wie eine düstere Höhle, in der die Gefahren nur darauf warteten, über das erste lebende Wesen herzufallen, das es wagte, in ihn vorzudringen.

Herras bemerkte nicht, dass Kalerid von hinten an ihn herantrat. Der Wald und seine dunkle, magische Anziehungskraft ließen ihn nicht mehr los - er zog ihn an und schreckt ihn zugleich ab. Erst als Kalerids übel riechender Atem in seine Nase stach und er hörte, wie er ihm leise, aber gefährlich etwas zuflüsterte, wurde er sich seiner Anwesenheit bewusst.

»Lauf... lauf um dein Leben, du erbärmliche Kreatur«, zischte der Heerführer ihm in der Sprache, die er verstand, ins Ohr. Herras begann zu ahnen, was sie mit ihm vorhatten und sein Herz fing an zu rasen.

Lachend drehte sich Kalerid um und ging wieder ein Stück aus den Schatten, die die mächtigen Bäume warfen, zurück in das helle Sonnenlicht.

Die Wachen ließen Herras los und gaben ihm noch einen kräftigen Stoß in die Lenden. Ohne sich nochmal umzusehen, stolperte Herras los. Er wusste, dass sie ihm bald dicht auf den Fersen sein würden. Sie würden ihn jagen, bis sie ihn in ihren Krallen hatten. Er würde wohl nicht weit kommen. Trotzdem rannte er, so schnell ihn seine Füße trugen, geradewegs in den Wald hinein, der wie ein weit aufgerissenes Maul auf ihn zu warten schien. Das Gefühl in seinen Beinen kehrte nun allmählich zurück, sein Blut raste durch seine Adern, trotzdem wankte er noch und hatte Mühe, voranzukommen. Nach wenigen Barret stolperte er über eine Wurzel und fiel. Er rappelte sich wieder auf und rannte weiter, ohne nachzudenken. Es war seine einzige Chance und er würde sie nicht verstreichen lassen.

Die Truppenführer starrten ihm gebannt nach, als er im Dunkel des Waldes verschwand. Speichel rann über ihre entblößten Eckzähne und sie hatten ihre Schwerter gezogen. In angespannter Erwartung scharrten sie mit ihren Füßen, hofften darauf, dass ihr Anführer endlich das Kommando geben würde. Kalerid zögerte den Moment noch ein wenig hinaus und mit jeder verstrichenen Kil steigerte sich seine Freude. Der Tod des Königs würde jeden Zweifel an seiner Herrschaft auslöschen.

Endlich war es soweit. Kalerid hob die Hand und wandte sich seinen Truppenführern zu. »Lasst die Jagd beginnen«, fauchte er und noch ehe die Worte völlig ausgesprochen waren, stürmte die Meute los, in den Wald hinein. Kalerid bedauerte fast, dass er nicht dabei sein konnte.

Herras hörte ihre Schreie, als sie seine Verfolgung aufnahmen. Es war ihm bereits gelungen, ein ganzes Stück in den Wald vorzudringen und je tiefer er kam, desto dichter wurde das Unterholz. Immer öfter stolperte er auf dem unebenen Boden oder blieb an den Zweigen der niedrigen Sträucher hängen. Bald war seine Kleidung zerrissen und scharfe Dornen verursachten unzählige kleine Wunden auf seiner Haut. Die Bäume rückten immer dichter beisammen und es kostete ihn viel Kraft, ihnen auszuweichen. Ihre Stämme waren kahl, aber ihre Wipfel waren dicht mit Laub bewachsen, das sich nun im Herbst braun zu verfärben begann.

Der Hauptmann des Königs von Allendas rannte weiter, so schnell, wie er in seinem ganzen Leben noch nie gerannt war. Sein Atem ging stoßweise und sein Herz klopfte heftig und schmerzhaft gegen seinen Brustkorb. Aber als er einen hastigen Blick über seine Schulter warf, trieb es ihn dazu, seine Schritte weiter zu beschleunigen.

Er konnte sie sehen. Ihre gebückten Körper hasteten hinter ihm her und zeichneten sich als Schatten im fahlen Licht gegen den hellen Waldrand ab. Er konnte ihr Getrampel näher kommen hören.

Die Sellag hetzten wild hinter ihrem Opfer her. Auf allen Vieren und mit hängenden Zungen kämpften sie sich durch das dichte Gebüsch. Ihre Schwerter hielten sie mit ihren langen Fingern fest umklammert oder hatten sie gleich zwischen ihre Zähne geklemmt.

Die Gruppe Sellag kam nicht so gut voran, wie sie es sich erhofft hatten. Die ungewohnte, dichte Fauna machte den, an felsige und kahle Gebirgsgegenden gewöhnten Kreaturen, schwer zu schaffen. Immer wieder schlugen ihnen Zweige ins Gesicht oder sie verfingen sich in den stellenweise hoch wachsenden Gräsern.

Zudem war die von Kalerid bereits erhoffte Rivalität innerhalb der Gruppe aufgetreten. Die Truppenführer kämpften gegeneinander und behinderten sich in ihrer Jagd gegenseitig, denn sie kämpften nicht für eine gemeinsame Sache und waren sich selbst ihre ärgsten Gegner. Es konnte nur einen stellvertretenden König geben und jeder würde alles für dieses viel versprechende Ziel geben. So kam es, dass immer öfter einer der Sellag durch einen heftigen Stoß in die Rippen oder einen gezielten Schlag auf den Schädel von einem anderen niedergestreckt wurde und sich erst wieder mühsam aufraffen musste, bevor seine Jagd weitergehen konnte.

Als die Hetzjagd bereits über fünfzig Kils andauerte, waren nur noch fünf der zuvor zehn Verfolger übrig. Zwei hatten sich gegenseitig die Kehle durchgeschnitten, zwei weitere waren von Kalmog, dem größten und kräftigsten der Verfolger erschlagen worden, der Fünfte hatte seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, als er unachtsam und in blinder Gier gegen einen Baum gerannt war. Der Aufschlag hatte ihm den Schädel zerschmettert und sein spritzendes Blut hatte noch die Gräser einige Barret weit entfernt dunkelrot verfärbt.

Herras bekam kaum etwas von alldem mit. Er rannte und rannte, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen, immer in der furchtbaren Erwartung, dass einer seiner Verfolger ihm von hinten in den Rücken fallen und sich auf seinen Hals stürzen würde. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er spürte, wie seine Kräfte nachließen. Seine Beine zitterten und jeder Schritt wurde mehr und mehr zur Qual. Die Rufe der Sellag dröhnten in seinen Ohren, obwohl sie noch ein ganzes Stück hinter ihm waren, und übertönten sogar noch das Rauschen seines rasenden Blutes.

Kornos war seinem Opfer am dichtesten auf den Fersen. Er war der Besonnenste der wilden Gruppe, er hatte seine Zeit nicht damit verschwendet, sich mit den anderen zu zanken oder zu versuchen, seine Mitstreiter aus dem Weg zu schaffen. Das hatte ihn weit nach vorne gebracht. Zudem verfügte er über die beste körperliche Kondition, wobei er weniger massig war als Kalmog, aber über eine ausgeprägte Muskulatur verfügte. Kornos hatte die anderen Sellag weit hinter sich gelassen und sah Herras deutlich vor sich. Doch trennte ihn noch ein gutes Stück von seinem Triumph.

Weitere dreißig Kils später konnte Herras sich kaum noch auf den Beinen halten. Er stolperte nur noch mühsam. Jeden Schritt musste der Mensch sich schwer erkämpfen. Kornos sah seinen Sieg nun deutlich vor Augen. Er sah, dass sein Opfer kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch stand und das gab ihm noch weiteren Antrieb. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

Die restlichen Truppenführer (um genau zu sein, waren es noch drei, denn Kalmog hatte einem weiteren ein schnelles Ende beschert, indem er ihm das Genick brach) waren weit abgeschlagen.

Herras’ Knie gaben unter seinem Gewicht nach. Er versuchte mit aller Macht, dagegen anzukämpfen, doch es half nichts. Er brach zusammen. Kornos war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Er fletschte die Zähne, erhob sein Schwert und erfüllte Herras schlimmste Befürchtung. Er stürzte sich von hinten auf den Menschen, drückte ihm mit dem Rücken ins Laub und umkrallte mit einer Hand seine Kehle. Ein Furcht erregendes Grinsen stand auf seinem Gesicht, als er dem Menschen sein Schwert auf die Brust drückte. Herras war nicht imstande, Gegenwehr zu leisten. Er hatte nicht mehr die Kraft, zu kämpfen. Ergeben schloss er die Augen und erwartete sein unvermeidbares Ende. Er verdrängte den widerlichen Gestank des schwitzenden Sellag, alle Schmerzen, die in seinem Körper herrschten und die Dunkelheit des Waldes. Er stellte sich eine wunderschöne Wiese in Allendas vor und wie er mit seiner Familie an einem lauen Sommertag darauf feierte. Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen und mit diesen glücklichen Gedanken wollte er in Hembras Reich eintreten.

Aber das Unerwartete geschah. Kornos wollte gerade sein Maul öffnen um Herras ein paar bitter-süße Abschiedsworte mit auf den Weg zu gaben, als ein kaum hörbares Zischen die Luft durchschnitt. Es folgte ein leises, dumpfes Geräusch, als Kornos hornige Haut unter dem Leder seines Wamses durchstoßen wurde und etwas sein Fleisch bis tief zum Herzen durchdrang. Der Mund des Sellag formte sich zu einem lautlosen Aufschrei und seine Augen irrten für den Bruchteil eines Augenblickes überrascht und ziellos umher, bevor sie ihren Glanz verloren. Dann brach er tot über Herras zusammen.

Herras erstarrte, als Kornos’ Kopf auf seiner Brust aufschlug. Zuerst dachte er, der Sellag hätte ihm sein Schwert in den Leib gerammt, aber der erwartete Schmerz blieb aus. Verwirrt schlug Herras die Augen auf und sah den toten Körper auf dem seinen liegen. Vor Schock und Verwunderung blieb der Mensch einige Augenblicke starr liegen, dann überwand er sich und versuchte, den leblosen Sellag von sich herunterzuschieben. Kornos war schwerer, als er aussah, und es kostete Herras einige Anstrengung, sich von ihm zu befreien. Als es ihm gelungen war, saß er einen Moment schwer atmend da und starrte seinen toten Verfolger an. Ein dünnes Rinnsal dunklen Blutes lief über dessen Rücken und versickerte im Waldboden. In der Wunde steckte ein kurzer Pfeil.

Erneut stieg Angst in Herras auf, die ihm neue Kraft verlieh. Ohne nachzudenken, von wem der Pfeil wohl stammte oder wer sein Leben gerettet haben könnte, sprang er auf die Füße. Kopflos und ohne sich umzublicken, rannte er weiter in den Wald hinein.

Als Kalmog und die beiden anderen verbliebenen Sellag Kornos fanden, war der Mensch bereits außer Sichtweite. Grunzend und fauchend begutachteten sie die Verletzung, die das Leben des Truppenführers beendet hatte. Unmut machte sich unter ihnen breit, denn sie wussten nicht, wer Kornos getötet hatte. Herras verfügte über keine Waffen. Unsicher sahen sie sich um, beobachteten mit argwöhnischen Augen jeden Baum und jeden Strauch in ihrer Nähe, aber sie konnten nichts Außergewöhnliches entdecken. Trotzdem ließ ihre Unruhe nicht nach. Mit gezückten Schwertern und entblößten Zähnen drehten sie sich um sich selbst, bis sie beinahe die Orientierung verloren hatten. Ihre Lage schien für den Moment sehr unvorteilhaft zu sein. Die Spur ihres Opfers hatten sie bereits vor einiger Zeit verloren, aber jetzt sahen sie sich einem unsichtbaren Gegner gegenüber, der sich auf die Seite des verfolgten Königs geschlagen zu haben schien. Obwohl sie Rivalen waren, fühlten sich die Sellag nun verbunden und in der Schusslinie eines verborgenen Feindes.

»Wir sollten zurückgehen«, meinte Kalmog nach einer Weile. Er fühlte sich nicht nur unwohl, angesichts der drohenden Gefahr, er sah auch keine Möglichkeit, die Spur Herras’ wieder aufzunehmen. Zudem machte ihm seine Leibesfülle zu schaffen und er war ausgelaugter als die anderen, sehr viel kleineren und drahtigeren Truppenführer.

»Zurück gehen?«, fragte Bawog entgeistert. »Und Kalerid berichten, dass wir den Schwächling verloren haben? Er wird vor Zorn außer sich sein. Er lässt uns vierteilen oder noch etwas Schlimmeres, wenn ihm etwas einfällt.« Bawog hatte, während er sprach, begonnen, aufgeregt auf und ab zu schleichen. Sein Blick glich dem eines gefangenen Tieres.

»Er hat Recht, wir können nicht zurück«, stimmte Nukan dem verstörten Bawog zu. Er war mutiger als Bawog und schwerer aus der Ruhe zu bringen, aber der Gedanke, in Kalerids Klauen zurückzukehren, schien ihm keineswegs erstrebenswert. »Wir sollten weitergehen. Diese Kreatur kann nicht mehr weit gekommen sein. Es wird nicht lange dauern, bis wir ihn wieder gefunden haben. Wir sind zu dritt und es wird sich niemand so schnell wagen, uns anzugreifen.« Um seine Worte zu unterstreichen, hielt er sein Schwert kampfbereit in die Luft, gerade so, als wolle er seinem unsichtbaren Gegner drohen. Nukan wollte noch etwas hinzufügen, aber er kam nicht mehr dazu.

Erneut pfiff ein Pfeil durch die Luft und traf den überraschten Nukan mitten in die Brust. Wie ein gefällter Baum fiel der Sellag rücklings in das weiche Moos neben Kornos’ Leiche. Bevor Bawog und Kalmog sich bewusst werden konnten, was geschehen war, folgte ein dritter Pfeil. Besonders zielsicher durchschlug er Bawogs festen Schädelknochen genau zwischen den Augen. Der Sellag verdrehte den Blick und sank ohne einen Laut in sich zusammen.

Kalmog ergriff die Flucht. Ohne sich um seine Kameraden zu kümmern, denen ohnehin nicht mehr zu helfen war, drehte er sich um und hetzte, so schnell ihn seine stämmigen Beine trugen, hinaus aus dem Wald. Der Pfeil, der für ihn bestimmt war, flog nur einen zehntel Barret an seinem Kopf vorbei.

Herras rannte weiter, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie weit er gelaufen war oder ob seine Verfolger ihm noch auf den Fersen waren. Schweiß rann ihm von der Stirn, verklebte ihm das blonde Haar und vermischte sich mit dem Blut aus der Platzwunde, die wieder zu bluten begonnen hatte. Er achtete nicht darauf. Er rannte einfach weiter, bis seine Sinne, die von seiner rasenden Angst bereits völlig verwirrt waren, ihm ihren Dienst versagten. Schwärze übermannte ihn und er brach ohnmächtig zusammen. Blutend blieb er auf dem Waldboden liegen.

So fanden sie ihn. Fast hatten sie ihn aus den Augen verloren, denn er war schneller, als sie es erwartet hatten. Zudem hatten sie viel Zeit mit den drei Kreaturen verbracht, aber das hatten sie für nötig gehalten. Leider war ihnen einer der Fremden entkommen, doch sie konnten nicht noch mehr Zeit auf ihn verschwenden, denn der Mensch schien dringend ihre Hilfe zu brauchen. Außerdem hatten sie sich bereits sehr viel näher an den Waldrand gewagt, als sie es für gewöhnlich taten.

Sie hatten sich auf ihrer täglichen Jagd befunden, hatten einen besonders schönen und prächtigen Hirsch verfolgt, als sie die Geräusche hörten - laute Stimmen, die in einer unbekannten Sprache ertönten, unvorsichtige Schritte, die schnell und wild durch den Wald stampften. Sie hatten sofort gewusst, dass dies keine Angehörigen ihres Volkes sein konnten. Es dauerte nicht lange, bis sie sie erspäht hatten. Zuerst hatten sie ihn gesehen; er war ein Mensch, aber keiner von ihnen. Er trug Kleidung, die sich von der ihren unterschied, hatte blondes Haar und bewegte sich schnell aber unbedacht vorwärts. Sein Blick war der eines gehetzten Tieres. Dann hatten sie auch seine Verfolger entdeckt und solche Wesen hatten sie noch nie erblickt. Es waren kräftige, graue Kreaturen mit fester Haut und einem gedrungenen Gang.

Sie waren ihnen ein Stück gefolgt, unbemerkt, mit leisen Schritten und unsichtbar hinter den Bäumen verborgen. Einer der Fremden war bereits sehr nahe zu dem Menschen aufgeschlossen und ihm hatten sie schließlich ihre Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Als der Fremde sein Opfer erreicht hatte und sich todbringend über den Wehrlosen beugte, konnte Merit nicht anders. Trotz aller Bedenken seiner Gefährten hatte er seine Armbrust angelegt und die abstoßende Kreatur niedergestreckt. Ehe sie sich entschlossen hatten, sich dem Menschen zu offenbaren, denn für gewöhnlich waren sie scheue Wesen, die nicht gerne Fremde in ihrem Wald sahen, hatte dieser bereits seinen Weg fortgesetzt und sie hatten die anderen kommen gehört. Auch diese hatten sie schließlich getötet, denn sie erschienen ihnen gefährlich und ungezügelt.

Dann hatten sie sich erneut auf die Suche nach dem Menschen begeben. Er hatte einen so erbärmlichen und heruntergekommenen Eindruck auf sie gemacht, dass ihr gutes Herz nicht unberührt geblieben war. Zudem war er tiefer in den Wald hinein gelaufen, geradewegs auf ihr Lager zu.

Er war weiter gekommen, als sie vermutet hatten, aber Korin, ihr Vorspäher, mit den besten Augen des ganzen Stammes, hatte ihn gefunden. Behutsam hoben sie ihn auf und trugen ihn in ihr Lager.

Sollas beäugte sie misstrauisch, als die Jäger in ihr Lager zurückkehrten. Ihre Zelte waren in einem großen Kreis aufgestellt; so war es die Sitte ihres Volkes und so bot es dem Lager den besten Schutz. In der Mitte saß der alte, grauhaarige Mann auf seinem Stuhl und beobachtete mit seinen scharfen, klaren Augen das Geschehen, das sich auf dem runden Platz, inmitten ihrer Behausungen, abspielte. Zu seinen Füßen brannte ein Feuer, das ihn wärmte, denn in dem schattigen Wald war es immer ein wenig kühl. Seine Hand stützte er auf einen dicken, knorpeligen Stock. Das Alter hatte ihn gezeichnet, hatte seinen Rücken gebeugt und ihm das Gehen schwer werden lassen, aber sein Verstand war noch immer klar und seine Sinne scharf.

»Wen bringst du uns da, mein Sohn?«, fragte er mit fester Stimme, der das Alter noch nichts hatte anhaben können, als Merit vor ihn trat und sich tief verbeugte. Sollas betrachtete seinen jüngeren Sohn mit einem gutmütigen Blick, ließ seine Augen dann wieder zu dem bewusstlosen Menschen gleiten, den die beiden anderen Jäger auf den weichen, moosbedeckten Boden gebettet hatten, um vor ihrem Ältesten auf die Knie zu gehen.

»Ich kenne ihn nicht, Vater«, antwortete Merit mit der ergebenen Stimme eines guten Sohnes, der nicht nur vor seinem Vater, sondern auch vor dem Oberhaupt seines Stammes stand. Er wusste, dass sein Vater es nicht schätzen würde, dass er einen Fremden in ihr Dorf hatte bringen lassen, aber der Stammesvater war ein gerechter und gutherziger Mensch. Er würde seine Gründe verstehen. »Wir stießen nahe dem Waldrand auf ihn. Er wurde in den Wald gehetzt und eine Meute scheußlich aussehender Kreaturen war hinter ihm her. Ich habe solche Wesen noch niemals zuvor gesehen, aber sie führten nichts Gutes im Schilde, das war ihnen anzusehen. Wir haben einen von ihnen getötet, als er sich auf den Menschen stürzen wollte und zwei weitere, die ihn verfolgten.«

Sollas nickte. »Warum, meinst du, haben sie ihn verfolgt?«

»Auch das weiß ich nicht, Vater«, antwortete Merit und senkte den Kopf. Ihm war klar, dass sein Vater befürchtete, er hätte ihm einen Verbrecher in ihr Lager gebracht. Der Stammesvater sorgte sich sehr um sein Volk. »Aber ich bin der Überzeugung, es ist nichts Böses in ihm.«

Sollas fuhr sich durch den sauber geschnittenen, grauen Bart und brummte kurz, während er nachdachte. »Gut, ich vertraue der Intuition meines Sohnes. Wir werden sehen, ob dieses Vertrauen gerechtfertigt ist. Der Mensch ist nun hier und wir werden uns um ihn kümmern, bis er in der Lage ist, alleine seines Weges zu ziehen. Bringt ihn in ein Zelt und lasst nach der Heilerin rufen!« entschied er. Sein Sohn sah ihn mit dankbaren Augen an. Merit hatte das Schicksal des Mannes mit den verängstigten, blauen Augen sehr bewegt. Er war froh, ihm helfen zu können.

Erneut wurde Herras in eines der aus gegerbtem Tierleder gefertigten Zelte gebracht. Sie betteten ihn auf eine niedrige Holzliege. Eine Wache wurde vor dem Zelt aufgestellt, denn Sollas wollte nicht zu viel riskieren.

Merit ließ nach der Heilerin schicken, doch diese war nicht aufzufinden. Sie hatte sich in den Wald begeben, um Heilkräuter zu sammeln und wurde so bald nicht zurück erwartet. Dafür eilte ihre Tochter Maleris an das Lager des Bewusstlosen. Das Mädchen befand sich bei ihrer Mutter in der Lehre und verfügte trotz der zwanzig Sommer, die sie zählte, bereits über ein ansehnliches Wissen in der Kunde der Kräuter und Heiltränke.

»Was ist mit ihm geschehen?«, fragte das Mädchen, als sie sich die Wunden des erschöpften Mannes ansah.

»Man hat ihn gejagt«, erklärte Merit, der am Eingang des Zeltes stand und das Tun der jungen Heilerin beobachtete. Er kam nicht dazu, mehr zu sagen, denn Maleris ging davon, um aus den Vorräten ihrer Mutter die benötigten Heilkräuter herbeizuholen. Als sie zurückkehrte, fertigte sie daraus in einem hölzernen Mörser eine feste, streng riechende Paste an.

Herras war noch immer ohnmächtig. Er bemerkte nicht, wie sie ihm die zerrissenen Kleider entfernten. Maleris ließ sich heißes Wasser bringen und wusch vorsichtig das schmutzige Gesicht und den Körper des unbekannten Mannes. Dann trug sie die grüne Paste auf die unzähligen kleinen Wunden auf. Sie würden die Verletzungen reinigen und dabei helfen, schneller zu heilen.

»Mehr kann ich für ihn nicht tun«, sagte Maleris, als sie damit fertig war. »Ich denke, er wird sehr erschöpft sein, wenn er wieder zu sich kommt. Mutter soll sich aber seine Wunden noch einmal ansehen, wenn sie zurückkommt.«

Als Maleris’ Mutter in das Lager zurückkehrte, war sie mit der Arbeit ihrer Tochter zufrieden. Auch sie konnte nicht mehr für Herras tun.

Am frühen Abend, als auch das letzte Sonnenlicht aus dem Wald gewichen war und das Lager von vielen Feuern erhellt wurde, erwachte Herras. Merit, der die ganze Zeit nicht von seiner Seite gewichen war, betrachtete den Fremden mit erleichterten aber auch neugierigen Augen, als Herras die seinen flatternd öffnete und sich verwirrt umsah. Eine kleine Fackel erhellte das Zelt und Herras konnte nur dunkle Schatten und wage Umrisse erkennen. Dann sah er Merit an. Herras’ Blick war noch trübe und ein wenig verschwommen. Trotzdem konnte er die offenen und ehrlichen grünen Augen in dem von roten Locken umrahmten Gesicht des Waldmenschen erkennen und ihr Ausdruck nahm ihm die Angst, die angesichts der fremden und unbekannten Umgebung in ihm aufgestiegen war. Sein Herzschlag beruhigte sich etwas. Vorsichtig versuchte er, den Kopf zu heben, ließ ihn aber sogleich wieder zurück auf das flache Kissen sinken. Er fühlte sich unsagbar schwer an.

»Wo bin ich?«, fragte er den Mann, der ihn so neugierig musterte, und er bemerkte, wie trocken sein Mund war. Seine Zunge klebte an seinem Gaumen und machte ihm das Sprechen schwer.

»Ihr seid in unserem Lager. Das Lager des Stammes Arond. Ich bin Merit. Sollas, mein Vater, ist das Oberhaupt unseres Stammes und er hat Euch Unterkunft bei uns gewährt, bis Ihr wieder gesund seid.«

Herras empfand die Situation unwirklich. Das Letzte, was er wusste, war, dass er um sein Leben gelaufen war, mit der verzweifelten Gewissheit, diesen Kampf nicht gewinnen zu können, und nun lag er gut behütet in einem, wie er zugeben musste, gemütlichen Zelt und sprach mit einem Mann, der ihm ganz offensichtlich wohl gesonnen war. »Wie bin ich hierher gekommen?«

»Wir haben Euch schon eine ganze Weile beobachtet und bemerkt, in welcher verzweifelten Lage Ihr wart. Als ihr zusammengebrochen seid, haben wir uns Eurer angenommen und Euch hierher gebracht«, antwortete Merit.

»Dann bin ich ihnen also entkommen«, flüsterte Herras leise.

»Ja«, antwortete Merit mit einem dünnen Lächeln, »auch wenn ich zugeben muss, dass es Euch ohne unsere Hilfe wohl nicht gelungen wäre. Es hat nicht viel gefehlt, und sie hätten Euch überwältigt. Aber seid unbesorgt, wir haben die fremden Kreaturen getötet.«

»Dann wart Ihr es, der den Pfeil geschossen hat«, stellte Herras dankbar fest. Er erinnerte sich an den Moment, in dem ihn der Sellag bereits in seinen Krallen hatte.

Merit nickte bestätigend. »Es gibt Leute, die behaupten, ich sei der beste Armbrustschütze unseres Stammes.« Merit sagte diese Worte nicht ohne Stolz.

»Dem kann ich mich nur anschließen. Ich danke Euch, Merit.« Herras war nun klar, was er diesem Fremden zu verdanken hatte.

»Jetzt lasst mich Euch aber eine Frage stellen.« Merit wollte nun endlich auch seinen Wissensdurst gestillt sehen. »Wer seid Ihr und wer waren diese Kreaturen, die Euch verfolgten?«

Der Mensch aus Allendas seufzte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie unhöflich er war. Er hatte sich seinem Retter noch nicht einmal vorgestellt. Aber die Erschöpfung vernebelte ihm noch immer die Sinne. »Ich bin Herras. Bis gestern war ich Hauptmann der Wachen Hondors, König von Allendas, aber jetzt bin ich nur noch ein einsamer Verfolgter auf der Flucht.« Herras machte eine kurze Pause. Das Reden fiel ihm schwer. »Wer meine Verfolger waren, kann ich Euch auch nicht sagen. Sie fielen gestern Nacht über unser Land her und unterwarfen es gnadenlos.«

»Woher kamen sie?« Merit war beunruhigt über das, was er hörte.

Herras schloss kurz die Augen. »Sie sagten, sie kämen aus dem Gerland-Gebirge, westlich von Allendas, aber wie sie so plötzlich in unser Land eindringen konnten, weiß ich nicht.« Merit konnte sehen, dass Herras das Sprechen anstrengte.

In diesem Augenblick betrat Maleris das Zelt. Die Wache hatte sie herbeirufen lassen und nun brachte sie einen großen Becher mit kaltem Tee, den sie für Herras zubereitet hatte.

»Wie ich sehe, seid Ihr endlich erwacht«, begrüßte sie den Menschen mit sanfter Stimme und ließ sich auf dem Rand der Lagerstatt nieder.

Herras bemerkte ihre fein und elegant geschnittenen Gesichtszüge, ihre großen, grünen Augen und ihre langen, roten Locken. Das Mädchen reichte ihm mit zierlichen Händen den Becher und Merit stützte ihn, als er sich aufrichtete, um in hastigen, kurzen Zügen davon zu trinken. Die Flüssigkeit benetzte seine trockenen Lippen und seinen ausgedörrten Gaumen, stillte seinen brennenden Durst und gab ihm neue Kraft. Dabei machte sie ihn wunderbar schläfrig, und als er auf sein Kissen zurücksank, hatte er das Gefühl, als könne er hundert Jahre und länger schlafen.

Das Mädchen nahm ihm den Becher wieder ab und sah ihn mit einem bezaubernden Lächeln an. »Mein Name ist Maleris. Meine Mutter ist die Heilerin unseres Stammes. Ich hoffe, ich konnte Euch Eure Leiden ein wenig erträglicher machen.«

Erst jetzt blickte Herras an sich herab, sah, dass man ihm seine Kleidung entfernt und seinen Körper mit einer braunen Decke verhüllt hatte. An den unbedeckten Stellen konnte er eine grüne Paste erkennen und er bemerkte, dass er kaum mehr Schmerzen verspürte. Nur seine Müdigkeit erinnerte noch an die Strapazen, die er erlitten hatte.

»Ja, das habt Ihr sehr wohl«, entgegnete er. »Ich bin Herras... » Maleris hinderte ihn daran, weiter zu sprechen, indem sie einen Zeigefinger an ihre sanft geschwungenen Lippen legte und ihm deutete, still zu sein.

»Ihr solltet nicht so viel sprechen, Herras. Ruht Euch aus. Ihr benötigt Schlaf.« Ihre Stimme verzauberte ihn mit ihrem Klang.

»Ja«, fügte Merit hinzu, »gönnt Euch nun Ruhe. Wir werden später über alles sprechen können.«

Gehorsam schloss Herras seine Augen und es dauerte nicht lange, da war er in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.

Herras schlief die ganze Nacht und als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich erholt und viel kräftiger. Maleris kam und brachte ihm etwas zu essen. Danach erlaubte sie ihm aufzustehen und umherzuwandern, solange er sich nicht überanstrengte. Sie führte ihn durch das Lager, erzählte ihm viele Dinge über ihr Volk, und Herras bestaunte die Lebensweise dieser fremden Kultur. Die Lemberusken oder auch Waldmenschen, wie sie sich selbst nannten, unterschieden sich völlig von den Allendassern. Sie waren ein Wandervolk und zogen mit ihren Zelten durch den Wald, bis sie eine Stelle fanden, die ihnen gefiel. Dort ließen sie sich dann für einige Zeit nieder. Sie ernährten sich von dem, was ihnen der Wald bot. Herras erfuhr, dass es über einhundert Stämme gab, die auf diese Weise in den weitläufigen Wäldern von Lemberus lebten. Ihre Zahl schwankte, denn immer wieder gab es Gemeinschaften, die sich trennten oder sich zusammenschlossen. Sie teilten sich auf in nördliche und südliche Stämme. Warum das so war, erfuhr Herras allerdings nicht. Der Stamm Andor gehörte zu den südlichen Stämmen. Andor war ein verhältnismäßig kleiner Stamm, er zählte nur an die hundert Waldmenschen. Es gab jedoch auch Stämme, denen sogar weit über fünfhundert Waldmenschen angehörten.

Die Männer waren gekonnte Jäger, die Frauen sammelten Beeren und Kräuter. Alles was sie zum Leben brauchten, fertigten sie aus Holz. Ihre Schwerter und Dolche waren die einzigen Gegenstände, die aus Metall geschmiedet worden waren, stellte Herras überrascht fest und Maleris erklärte ihm, dass sie schon sehr alt waren. Die Lemberusken verfügten nicht über die Fähigkeit, neue Schwerter anzufertigen und sie besaßen auch nicht die Rohstoffe dafür, deshalb pflegten sie die kostbaren Stücke, die bereits seit unzähligen Generationen von Vater zu Sohn weitergeben worden waren.

Herras bewunderte besonders die Bauweise der Zelte. Sie waren aus graubraunem oder grün eingefärbtem Leder, mit Tiersehnen zusammengenäht und passten sich perfekt ihrer Umgebung an. Zwischen den Bäumen waren sie kaum zu erkennen. Auch ihre Kleidung fertigten die Waldmenschen aus weichem Leder und sie kleideten sich in denselben Farben, sodass sie mühelos zwischen den Bäumen verschwinden konnten. Nur die Haare der Lemberusken waren eine Abwechslung zwischen den Erdtönen, die ihre Umgebung beherrschten. Alle miteinander hatten rotbraunes bis hellrotes Haar, das sich bei den Älteren schneeweiß färbte und sich meist in widerspenstigen Locken wellte. Die Waldmenschen hatten ein freundliches und offenes Gesicht, auf dem sich oft ein breites Lachen zeigte. Überhaupt schienen die Lemberusken friedvolle und fröhliche Geschöpfe zu sein, die gerne lachten. Das ganze Lager war von den Lauten ihrer angenehmen Stimmen erfüllt und hin und wieder stimmten sie ein Lied an, während sie ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Kinder liefen spielend und jauchzend zwischen den Erwachsenen herum und es erschien Herras, als müssten sie die glücklichsten und unbeschwertesten Lebewesen auf der Welt sein.

Mitten auf dem großen, von Zelten umschlossenen Platz 6), saß Sollas auf seinem bescheidenen Thron und beobachtete mit wachsamen Augen das Tun seines Volkes. Ab und zu streifte sein wohlwollender Blick Herras, den dieser dankbar erwiderte.

Überhaupt überraschte es Herras, wie freundlich und offenherzig ihn die Gemeinschaft aufnahm. Sie legten ihre Scheu, mit der sie wohl jedem Fremden gegenüber traten (von denen auch nicht sehr oft welche zu ihrem Stamm kamen), schnell ab und begegneten ihm mit liebenswürdigem und großherzigem Gebaren, sodass Herras sich bald als ein willkommener Gast fühlte. Sie ähnelten nicht im Geringsten den Wesen aus dem gruseligen und schaurigen Märchen, die er in seiner Kindheit über die Bewohner des dunklen Waldes gehört hatte.

Maleris stellte ihm viele ihrer Freunde vor und ihm schwirrte bald der Kopf von den vielen ungewohnt klingenden Namen. Er ertappte sich immer wieder dabei, wie er das hübsche und grazile Mädchen mit großen Augen bewunderte. Sie hatte etwas, das ihn magisch in ihren Bann zog, aber er riss sich immer wieder zusammen und zwang sich, seinen Blick abzuwenden.

Trotz der angenehmen Lage, in der er sich momentan befand, vergaß Herras nicht sein eigenes Volk und das Leid, das es ertragen musste. Er hatte bereits den festen Entschluss gefasst, zu versuchen, sein Land zu befreien, egal was es ihn kosten würde. Nur wusste er noch nicht, welchen Weg er dafür wählen sollte, denn er war allein und der Feind ihm weit überlegen.

Am frühen Nachmittag kam Merit von einer erfolgreichen Jagd zurück und er zeigte ihm, ein wenig abseits der Zelte, einige Kunststücke mit seiner Armbrust, die er in Herras’ Augen beherrschte, wie kein anderer (zugegebenermaßen hatte Herras auch noch niemand anderen mit einer Armbrust umgehen sehen). Dann gab der Waldmensch Herras einige Unterweisungen im Umgang mit seiner Waffe. Der Mensch erwies sich als gelehriger Schüler, denn nach wenigen Schüssen konnte er zumindest leidlich mit der Armbrust umgehen, auch wenn er noch weit davon entfernt war, es mit Merits Künsten aufnehmen zu können. Merit versprach, ihm eine seiner Waffen zu überlassen, wenn der Mensch weiterziehen würde, denn er würde etwas brauchen, mit dem er jagen und sich verteidigen konnte, wenn er allein im Wald unterwegs war. Auch versprach Merit dem Menschen, ihm noch weitere Unterrichtsstunden im Gebrauch der Waffe zu geben, damit er sein erworbenes, leidliches Können noch verbessern konnte.

Als der Abend hereinbrach, kehrten sie in das Lager zurück. Die Vorbereitungen für das gemeinsame Abendmahl waren bereits in vollem Gange und es wurde als selbstverständlich angesehen, dass Herras daran teilnahm. Wenig später nahmen alle in dem großen Kreis auf dem Boden oder auf Baumstämmen und -stümpfen Platz und es wurde in ausgelassener Stimmung das Mahl eingenommen. Es gab gebratenes Fleisch der erlegten Hirsche und Waldhasen, dazu Brot und Gemüse, das aus den gesammelten Pflanzen zubereitet worden war, frisches Quellwasser und kalten Tee. Herras erschien es, als hätte er in seinem Leben nie etwas Besseres gegessen. Der Tag an der frischen Waldluft hatte ihn hungrig gemacht und er griff reichlich zu.

Man hatte ihm den Platz links neben Sollas zugewiesen. Für gewöhnlich war Merit, als jüngerer Sohn des Anführers, dieser Platz vorbestimmt, aber er trat ihn gerne an den Gast ab und begnügte sich mit dem Platz neben Herras. Korin saß rechts von Sollas. Herras erfuhr, dass er Merits älterer Bruder war, und als er näher hinsah, bemerkte er auch die Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern.

Als das Essen beendet war und Herras sich satt und behaglich mit gekreuzten Beinen an einen Baumstumpf zurücklehnte, richtete Sollas das Wort an ihn. Der Stammesvater hatte sich während der Mahlzeit mit seinen Jägern über den vergangenen und die Vorhaben für den kommenden Tag unterhalten, doch jetzt wollte er sich ihrem Gast widmen. Er sah Herras mit klaren und durchdringenden Augen an.

»Nun Herras, jetzt wo wir gegessen und die Bedürfnisse unseres Körpers gestillt haben, wird es Zeit, dass Ihr auch endlich meine Neugier befriedigt«, begann er mit sonorer Stimme. »Mein Sohn berichtete mir, Ihr kämt aus Allendas. Lange hat sich niemand mehr von dort in unseren Wald verirrt. Doch Merit sagte mir auch, dass Ihr nicht freiwillig kamt. Also erzählt mir Eure Geschichte.«

Herras trank einen großen Schluck Wasser aus seinem Becher, um seine Kehle zu befeuchten, und begann, zu erzählen. Er berichtete von dem Angriff auf Alland Pera, ihre Gefangennahme, das Zusammentreffen mit Kalerid, wie er sich für den König ausgegeben und sie ihn zum Waldrand verschleppten hatten, und schließlich darüber, wie er gejagt wurde. Er versuchte, so gut es ging, sich an jede Einzelheit zu erinnern, obwohl er merkte, dass ihm bei der Hetzjagd einige Teile entfallen waren. An diesen Stellen konnte Merit helfend einspringen und die Lücken mit dem, was er beobachtet hatte, füllen.

Sollas hörte ihm aufmerksam zu und als Herras seine Ausführungen beendet hatte, hatten sich die Augen des alten Mannes verfinstert. »Ihr sagt, die Kreaturen seien Euch unbekannt, obwohl sie aus einem Gebirge kamen, das an Euer Land angrenzt?«

Herras machte einen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck. »Wir Allendasser haben uns nie sehr viel darum gekümmert, was um uns herum geschah. Selten oder vielleicht sogar niemals hat einer von uns das Land verlassen. Wir haben niemals mit einer Gefahr gerechnet, denn es hat lange Zeit keinen Krieg in unserem Land gegeben. Vielleicht sind wir etwas zu unvorsichtig geworden und verblendet gegenüber dem, was um uns herum alles lauern mag.«

Sollas nickte nachdenklich. »Ja, man neigt schnell dazu, das Schlechte zu vergessen, wenn es einem gut geht.« Der Anführer machte eine kurze Pause und nahm einen Schluck Kräutertee aus seinem Becher. »Wie dem auch sei, auch wir müssen jetzt vorsichtiger sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Kreaturen auch eines Tages über uns herfallen werden.«

»Das glaube ich nicht, Vater«, warf Merit ein. »Wir haben nichts, was für sie von Bedeutung sein könnte. Bei uns gibt es keine Häuser und Burgen, die sie in Besitz nehmen könnten. Bei uns würden sie nichts vorfinden, außer Bäumen und Sträuchern und mit denen scheinen sie nicht besonders viel anfangen zu können, wie ich selbst sehen konnte.«

»Mag sein, aber wir müssen uns trotzdem in Acht nehmen.« Es schien, als würde Sollas etwas unausgesprochen in der abendlichen Waldluft stehen lassen und Herras beschlich ein unangenehmes Gefühl, als der Anführer plötzlich das Thema wechselte. »Und was habt Ihr nun vor, Herras?«

Dieser überlegte einen Augenblick. Dann zuckte er entmutigt mit den Schultern. Sein Ziel hatte er klar vor Augen, aber er sah keine Möglichkeit, es zu erreichen.

»Ich werde versuchen, mein Land zu befreien«, antwortete er schließlich. »Nur ist das eine große Aufgabe für einen einzelnen Mann wie mich. Ich bräuchte eine große Zahl guter Krieger oder ein ganzes Heer, um gegen diese Übermacht anzukämpfen. Aber egal, wie lange es dauern mag, oder was es für mich bedeutet, ich werde nicht ruhen, bis Allendas wieder ein freies Land geworden ist. Ich weiß nicht, ob es noch einen lebenden Menschen in meiner Heimat gibt, aber auch wenn alle Allendasser getötet wurden, werde ich nicht aufgeben, bis ich ihren Tod gerächt habe.« Entschlossenheit stand in Herras’ Augen, als er diese Worte sprach und als sie an sein eigenes Ohr drangen, wurde ihm bewusst, wie innig sein Wunsch war. Er dachte dabei nicht nur an seine Verwandten, Freunde und an den König, für den er bereit gewesen wäre, in den Tod zu gehen und der nun vielleicht durch die Hände der Feinde den Tod gefunden hatte, er dachte auch an alle anderen Allendasser, die durch den hinterhältigen Überfall der Sellag niedergemetzelt worden waren. Er hatte die Bilder des Scheiterhaufens und der unzähligen Toten vor Augen und fuhr sich kurz mit den Händen durch sein Gesicht, um diese albtraumhaften Eindrücke zu vertreiben.

Sollas musterte ihn mit einem verständnisvollen Blick und schüttelte den Kopf. »In Lemberus werdet Ihr nicht viele kampferprobten Krieger finden«, entgegnete er. »Es würde zudem Tage und Wochen in Anspruch nehmen, bis Ihr alle Stämme zusammengerufen hättet und nur die Wenigsten wären wohl bereit, Euch bei Eurem Unternehmen zu unterstützen.«

»Ich wünschte, Ihr könntet mir jemanden nennen, der in der Lage wäre, mir zu helfen«, sagte Herras, dessen gerade neu gefundener Mut wieder zu schwinden begann.

Sollas dachte eine ganze Weile nach. Sein Blick reichte in die Ferne und es schien, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern. Merit, Korin und Herras musterten ihn erwartungsvoll, als er endlich sagte: »Es gibt ein Königreich weit im Norden mit dem Namen Lohringen. Dort soll ein mächtiger König herrschen. Ich selbst war noch nie dort und hatte auch noch nie Kontakt zu den dort lebenden Menschen, aber die nördlichen Stämme treiben so manchen Handel mit den Lohringern. Ich habe gehört, sie sollen von großem Wuchs und kräftiger Gestalt sein und sie unterhalten ein gewaltiges Heer. Bei ihnen könntet Ihr vielleicht Hilfe erbitten.«

Es dauerte seine Zeit, bis er das Gehörte verarbeitet hatte, dann traf er eine Entscheidung: Er musste sich auf den Weg machen. Dabei empfand er die Vorstellung nicht besonders verlockend, tage- oder gar wochenlang durch die Wildnis zu irren. Noch nie in seinem Leben hatte er eine längere Reise unternommen und er wusste nicht, wie er sich zurechtfinden sollte, aber sein Gewissen und der Gedanke an Allendas siegten über alle seine Bedenken.

»Ich werde gleich morgen früh aufbrechen«, sagte Herras bestimmt. »Wie weit ist es bis Lohringen?«

»Etwa acht Tagesmärsche von hier«, entgegnete Sollas.

»Dann werde ich eine lange Zeit unterwegs sein«, stellte Herras fest und seine Stimme klang nicht mehr ganz so selbstsicher, wie er es sich gewünscht hätte.

»Und ich werde Euch begleiten!«, warf Merit ein, bevor Sollas noch etwas sagen konnte. Dessen Blick verriet sogleich den Unmut über die Worte seines Sohnes, aber Merit blieb davon unbeeindruckt. »Ich kenne den Weg nach Norden, obwohl ich noch nie selbst dort war. Ihr werdet sicherlich etwas Unterstützung gut gebrauchen können.«

Herras schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das kann ich nicht annehmen. Ich kann nicht verlangen, dass Ihr Euch mit mir in eine ungewisse Zukunft begebt.« Er musste sich eingestehen, dass es ihm wohler gewesen wäre, wenn der junge Jäger mit ihm gezogen wäre, aber er konnte nicht das Leben eines ihm beinahe völlig fremden Menschen beeinflussen, auch wenn er ihn nach dieser kurzen Zeit sehr zu schätzen gelernt hatte.

Merit lächelte. »Für uns ist die Zukunft nicht so ungewiss, wie für Euch.« Der Waldmensch legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Ich kenne den Wald und seine Gefahren. Ich bin das Leben hier gewohnt. Allein wäret Ihr in den Wäldern verloren und Euer Unternehmen ohne gute Aussichten.«

»Mein Sohn hat einen sturen Kopf«, fügte Sollas mit einem tadelnden Blick hinzu, der verriet, dass er über den Entschluss seines Sohnes verärgert war. »Das werdet Ihr noch feststellen.« Er machte eine kurze Pause. Dann fuhr er fort: »Es wird wohl vergebene Mühe sein, zu versuchen, ihn von seiner Entscheidung abzubringen, daher gebe ich Euch mein Einverständnis dazu.« Sollas wandte sich an seinen Sohn. »Allerdings unter der Bedingung, dass du Herras nur bis zu den nördlichen Stämmen begleitest. Sie werden ihm den Weg hinein nach Lohringen weisen. Ich erwarte, dass du danach unverzüglich zurückkehrst.«

Merit senkte den Kopf. »Ich werde deinem Wunsch Folge leisten, Vater«, antwortet er mit ergebenem Tonfall.

Bevor Herras etwas zu diesem Gespräch zwischen Vater und Sohn beitragen konnte, ertönte eine weibliche und ihm mittlerweile wohlbekannte Stimme.

»Auch ich werde mit Euch kommen.« Maleris hatte bereits eine ganze Weile hinter den Männern gestanden und alles mit angehört. Der Gedanke, Herras alleine gehen zu lassen, machte ihr das Herz schwer und sie wusste, dass sie es nicht ertragen würde, ihn einsam und schutzlos im Wald zu wissen. Lieber würde sie mit ihm gehen, als im Schutz des sicheren Lagers über sein Schicksal zu grübeln.

»Das kommt gar nicht ihn Frage!«, widersprach Sollas energisch und sein Tonfall ließ dieses Mal keinen Zweifel daran, dass er keinen Widerspruch duldete.

Trotzdem setzte Maleris trotzig nach: »Warum nicht?«

»Weil es zu gefährlich ist. Noch nie ist eine Frau allein, ohne den Schutz ihres Stammes, durch den Wald gezogen.«

»Aber ich wäre nicht allein. Und meine Fähigkeiten könnten Herras und Merit von Vorteil sein.« Das Mädchen gab nicht auf, aber Sollas schüttelte noch immer energisch den Kopf. Sein Blick hatte sich verfinstert. »Du wärest ihnen mehr eine Last, als eine Hilfe. Du wirst hier bleiben und damit ist mein letztes Wort gesprochen, Tochter.«

Herras’ Blick fuhr hinauf zu Maleris, als er das letzte Wort vernahm. Sie hatte ihm nicht erzählt, dass sie die Tochter des Anführers war. Ein trauriger Schatten hatte sich über ihr Gesicht gelegt.

»Wie du wünschst, Vater«, flüsterte sie leise und ging davon.

Sollas nickte zufrieden. »Gut.« Damit war das Thema für den Stammesvater abgeschlossen.

»Gleich morgen bei Sonnenaufgang werden wir losziehen«, hörte Herras Merit voller Begeisterung sagen, die er nicht so recht zu teilen vermochte. Es schien gerade so, als würde sich der junge Waldmensch auf ihr unerwartetes Abenteuer freuen. Herras hoffte nur, dass seine Freude nicht verfrüht war.

»Kommt, wir haben noch einiges zu tun, bevor wir aufbrechen. Wir müssen viele Dinge zusammenzupacken.« Mit diesen Worten stand Merit auf und griff nach Herras’ Arm, um ihn mit sich zu ziehen, aber Sollas erhob noch einmal seine Stimme und sie hielten in ihrer Bewegung inne.

»Aber seid vorsichtig!«, warnte der alte Stammesvater und seine Stimme hatte nun einen merkwürdigen Klang. »Nicht überall ist der Wald so friedlich, wie an diesem Ort. Es gibt viele Gefahren, die im ewigen Düstern lauern.«

»Ach, das sind alte Märchen und Schauergeschichten, mit denen man kleine Kinder das Fürchten lehrt.« Merit lachte und machte eine abwinkende Handbewegung. »Mein Vater liebt es, hin und wieder ein wenig zu übertreiben.« Mit diesen Worten wandte sich der junge Mann ab und ging zu seinem Zelt. Doch Herras verharrte noch einen Augenblick. Er erkannte denn ehrlich besorgten Blick des alten Mannes.

»Ich danke Euch für alles, Sollas«, sagte er leise.

Sollas nickte nun langsam und bedächtig. Dann stand auch Herras auf und folgte seinem neuen Weggefährten in dessen Zelt.

Sollas sah ihm lange nach, dann wandte er sich an Korin, der schweigend der Unterhaltung zugehört hatte.

»Lass’ die Wachen für diese Nacht verdoppeln!«, wies er seinen älteren Sohn an. »Ich habe kein gutes Gefühl. Diese Sellag, wie sie der Allendasser nannte, werden ihn suchen. Ich glaube, sie sind schon sehr nahe.«

Mit einem kurzen Nicken stand Korin auf, um die Wachaufteilung für diese Nacht zu ändern.

6) Insgesamt waren es achtundzwanzig größere und kleinere Zelte, die alle mit dem Eingang zur Mitte hin ausgerichtet waren.

Allendas

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