Читать книгу Familie mit allen Sinnen erleben - Neue Osnabrücker Zeitung - Страница 12

Оглавление

Foto: dpa

Von Daniel Benedict

Wem ähneln Kinder? Kurioses aus der Vererbungslehre

Ganz der Vater! Im Kreißsaal mag das noch eine schöne Nachricht sein. Wenn der heranreifende Sohn sich aber später sorgenvoll die Vaters Glatze anguckt, kann die Stimmung schnell kippen: Ist Haarausfall vererbbar? Drohen Schlafwandler bei der nächtlichen Wanderung die eigenen Kinder zu treffen? Und welche Chancen haben kleine Eltern auf einen Profi-Basketballer als Kind? Wir haben Neues aus der Vererbungslehre gesammelt. Diese Erkenntnisse machen zurzeit die Runde:

Der Vater vererbt mehr Eigenschaften

Ein Teil unserer Gene ist „geprägt“. Darunter versteht die Forschung die Besonderheit, dass nur der väterliche oder der mütterliche Teil dieses Gens wirksam ist. Forscher der University of North Carolina haben nun ermittelt, dass dies für mehrere Tausend Gene gilt, sehr viel mehr, als bislang angenommen. Bei der Mehrheit dieser Gene setzen sich die Eigenschaften des Vaters durch. Die Wissenschaftler legen den Akzent ihrer Studie auf die Vererbung von Krankheiten. Umstritten ist, ob schon die optische Ähnlichkeit von Säuglingen zum biologischen Vater ein evolutionärer Vorteil ist. Während die eine Fraktion vermutet, dass Väter einem ähnlichen Kind eine bessere Brutpflege zukommen lassen, argumentiert eine andere Gruppe: Gerade die Ungewissheit des Vaters erhöht seine Bereitschaft, alle Kinder der Mutter zu versorgen. Auch die von Nebenbuhlern.

Die Nachkommen ähneln – dem Ex?!

Wenn Kinder weder dem Vater noch der Mutter ähneln, ist das kein Drama. Wenn sie allerdings dem Ex-Freund der Mutter ähneln, liegen Konflikte in der Luft. Noch! Denn die Forschung hat nun eine uralte These der Vererbungslehre rehabilitiert, derzufolge frühere Geschlechtspartner der Mutter auch das Aussehen ihrer Nachkommen mit späteren Partnern beeinflussen können. Der Gedanke heißt Telegonie, stammt von Aristoteles und galt seit Mendel als Witz. Nun haben Forscher der University of New South Wales einen Beleg für die Telegonie gefunden. Er gilt allerdings nur für eine nicht sehr häufige Fliegenart, die ausschließlich in Australien vorkommt. Bei der Art Telostylinus angusticollis wirkt sich das Sperma der Männchen im Körper der Mutter auch dann auf die Größe von Nachkommen aus, wenn andere Männchen später die Eier befruchten. Für alle anderen Arten ist der Verdacht auf Sex mit dem Ex noch nicht widerlegt.

Kriegt der Sohn Vatis Glatze?

„Na toll!“, wird sich mancher Teenager sagen, wenn dem Vater die Haare ausgehen: „So sehe ich in 20 Jahren also auch aus.“ Das muss nicht so sein. Forscher der Universitäten Bonn und Düsseldorf haben herausgefunden, dass eine Mehrheit der Glatzenträger mit einer defekten Bauanleitung der Androgen-Rezeptoren auf die Welt gekommen sind. Die werden über das X-Chromosom vererbt, also über die Mutter. Wer in die Zukunft seines Haarwuchses gucken will, sollte deshalb eher auf die Frisur vom Großvater mütterlicherseits achten.

Haben große Eltern große Kinder?

Ähneln Kinder ihren Eltern in der Größe? Oder müssen kleine Eltern nur ausreichend füttern, um künftige Basketball-Stars zu erziehen? Forscher um Hana Lango Allen von der University of Exeter haben Daten von 180.000 Testpersonen untersucht und 180 Gene identifiziert, die für das Größenwachstum entscheidend sind. Insgesamt schätzen sie die Zahl der für das Wachstum verantwortlichen Gene noch erheblich höher ein. Den Anteil, den die Vererbung an der Körpergröße hat, beziffern die Wissenschaftler mit 80 Prozent. Umweltfaktoren wie die Ernährung haben dagegen eine nachrangige Bedeutung.

Schlafwandeln liegt in den Genen

Warum unternehmen Schlafwandler ihre nächtlichen Wanderungen eigentlich nicht öfter im Kreise der Lieben? Einer Studie zufolge sind die Voraussetzungen dafür gegeben, denn die nächtliche Unruhe liegt in den Genen. Der kanadische Mediziner Jacques Montplaisir hat die Häufigkeit vom Schlafwandeln in Fragebögen erfasst und kam zu dem Ergebnis: Kinder von Schlafwandlern leiden dreimal so häufig unter dieser Störung wir andere Kinder. Sind beide Elternteile Schlafwandler steigt die Wahrscheinlichkeit sogar auf das Siebenfache im Vergleich zu Kindern unbelasteter Familien.

Familie mit allen Sinnen erleben

Подняться наверх