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Foto: David Ebener
Von Malte Schlaack
Laufen ist Familiensache
Vater Michael Karsch: Während seiner aktiven Karriere guter Mittelstreckenläufer mit den Paradedisziplinen 800 und 1500 Meter, später auch Marathon. Heute Trainer der Laufgruppe beim Osnabrücker TB. Mutter Jutta Karsch: Über die Langstrecke im Bundeskader und siebenfache Deutsche Meisterin über diverse Strecken und läuft heute „was die Knochen noch hergeben“. Die Söhne Marvin und Dustin Karsch: große Talente über die Mittelstrecken mit Kontakt zur nationalen Spitze.
Kein Wunder also, dass sich die Eltern über das Laufen beim OTB kennengelernt haben und ihre Söhne schon früh mit dem Sport in Kontakt kamen. „Die ersten Jahre haben wir das Training oft um den Sandkasten herum gelegt“, sagt Jutta Karsch, fügt aber auch gleich an: „Das Interesse war erst zäh.“ Marvin und Dustin hatten zunächst andere Interessen, spielten Fußball und probierten andere Sportarten aus. Im Teenageralter entdeckten die beiden dann aber die Leidenschaft ihrer Eltern auch für sich.
Dabei war zu Beginn gar nicht abzusehen, dass die Karsch-Söhne auch leistungsmäßig ihren Eltern nacheifern werden. „Am Anfang waren wir nur Statisten in Osnabrück, jetzt sind wir in Deutschland vorne mit dabei“, sagt Marvin, der sein persönliches Highlight im Juli in Nürnberg hatte. Über 3000 m Hindernis lief er bei der Deutschen Meisterschaft auf einen hervorragenden achten Platz. Sein Zwillingsbruder Dustin hat ebenfalls eine sehr erfolgreiche Saison hinter sich, wobei ein Höhepunkt noch auf ihn wartet. In Köln wird er Anfang Oktober einen Halbmarathon laufen. „Wir sind beide in dieser Saison auf allen unseren Strecken neue Bestzeit gelaufen“, betont der 22-Jährige.
Dann ist vielleicht auch wieder etwas in Gefahr, was in der Familie Karsch einen beträchtlichen Teil der Motivation der Söhne ausmacht: die Hausrekorde. „Ich habe noch die 800 Meter, alles andere ist pulverisiert“, sagt Vater Michael lachend. Er sorgt aber auch selbst dafür, dass die Rekorde reihenweise purzeln. Karsch senior leitet die Laufgruppe des OTB, in der neben seinen beiden Jungs noch Läufer aus ganz Niedersachsen trainieren. Mit Lothar Pöhlitz ist außerdem noch ein erfahrener Berater dabei, der einst schon als Bundestrainer mit Mutter Jutta gearbeitet hat.
„Es ist ja nicht unbedingt normal, dass man Kinder hat, die den gleichen Spleen haben, den man auch hat. Da haben wir schon Riesenglück gehabt“, sagt der Vater stolz. Entsprechend ist der Tagesablauf im Hause Karsch auch ziemlich auf das Laufen abgestimmt. „Wir stehen relativ zeitig auf, allein schon um sicherzustellen, dass wir den Abend für Trainingsmaßnahmen freihalten“, sagt Michael. Familie Karsch lebt zusammen unter einem Dach und neben bis zu zehn Einheiten pro Woche stehen am Wochenende Wettkämpfe an. „Abends sitzen wir oft noch eine Stunde zusammen auf dem Sofa, reden übers Training und bereiten die nächste Trainingswoche vor“, berichtet Marvin. Ein großes Ziel eint dabei die Brüder und damit auch die Eltern: „Ein Traum ist es, einmal im Nationaltrikot auflaufen zu dürfen“, betont Dustin.
Neben dem reinen Sport hat das Laufen noch einen weiteren positiven Effekt: den großen Zusammenhalt in der Familie Karsch. „Wann hat man als Eltern das Privileg, mit seinen Kindern in dem Alter noch so viel Zeit zu verbringen? Wir genießen diese Zeit, und sie hält uns sehr dicht zusammen“, sagt Michael und denkt vorsichtig schon einen Schritt weiter: „Irgendwann wird der Michael dann als Großvater wieder Trainer sein...“ Auszuschließen ist das ganz sicher nicht in einer Familie, für die Laufen viel mehr ist als Freude an der Bewegung.