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2. Schwindende Akzeptanz: Tradierte religiöse Ausdrucksformen

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„Die Religion wird ihre alte Kraft nicht wiedererlangen, solange sie Veränderungen nicht in demselben Geiste begegnen kann wie die Wissenschaft. Ihre Prinzipien mögen zeitlos sein, aber der Ausdruck dieser Prinzipien verlangt eine kontinuierliche Weiterentwicklung.“1 So urteilte schon 1925 der britische Philosoph und Mathematiker Alfred North Whitehead. Die Religionen hierzulande sind dieser Einsicht nur in sehr beschränktem Maße nachgekommen. Die Ausdrucksform von „Religion“, wie sie von den etablierten Kirchen dargestellt und angeboten wird, scheint sich stattdessen sogar noch weiter von der realen Welt entfernt zu haben. Der Katholizismus ist zumindest in seiner lehramtlichen Gestalt „prämodern“ geblieben, stellt der Philosoph Herbert Schnädelbach fest. Er meint damit ein Verständnis des Glaubens, das diesen nicht aus subjektiven Erfahrungen der Evidenz und Gewissheit heraus begreife, sondern aus pseudokognitiven Sätzen, zu deren Fürwahrhalten sich Gläubige entschlössen, was allerdings nicht ohne das Opfer des Intellekts, des Anspruchs auf Selbstdenken, abgehen könne.2

Die in Europa von den großen Kirchen tradierte und praktizierte Form von Religion ist zu einer altertümlich erscheinenden Sonderwelt geworden – mit eigenem, nur Insidern (wenn überhaupt) verständlichen Sprachsystem, eigenen manchmal reichlich folkloristisch anmutenden Riten und eigenen, dogmatisch festgelegten archaischen Gottesvorstellungen.

Ich möchte das im Folgenden an drei Aspekten exemplarisch aufzeigen und illustrieren.

Religiös ohne Gott

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