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1. Religion und Religiosität

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Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war mit „religio“ in erster Linie eine kultisch-rituelle Handlungs- und Verhaltensweise der Gottesverehrung gemeint. Sie betraf die gesellschaftliche Lebensordnung im Ganzen, im Großen wie im Kleinen. Erst im Verlauf der Aufklärung kam es zu einer Verinnerlichung des Religionsbegriffs. Religion wird seitdem als Gefühl und Erfahrung verstanden, immer stärker im Gegensatz zum Glauben – und mit unklarer Bestimmung, was eigentlich mit Gott gemeint und wer (oder was) das in Wahrheit sei.1 Wie soll man von Gott reden? Wie ist vom Göttlichen zu sprechen: personal, transpersonal oder gar a-personal? Wie lässt sich Religion sozial und gesellschaftsrelevant gestalten? Ist sie „Privatsache“ oder besitzt sie einen „öffentlichen Charakter“? Wie sind „Privatheit“ und „Öffentlichkeit“ miteinander in Einklang zu bringen und zu vermitteln? Fördert Religion das Leben oder behindert sie eher die Lebensentfaltung und -gestaltung? Gibt es so etwas wie gute oder böse Religion, gute oder böse Religionen? Nicht zuletzt: Ist der Mensch womöglich „unheilbar religiös“?

Alle Antworten auf die Frage „Was ist Religion?“ bleiben unvollständig, fragmentarisch, perspektivisch. Sie erfassen eine Seite und lassen andere Seiten unberücksichtigt oder blenden sie – zum Teil bewusst – aus. Ich möchte im Folgenden versuchen, einige Aspekte dieses vielschichtigen Phänomens vorzustellen.2

Religiös ohne Gott

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