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Apollo und Coronis (II)

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Während sie solches sprach, sagte zu ihr der Rabe: »Dein Versuch, mich zurückzurufen, möge dir selber Unheil bringen! Was scheren mich nichtige Vorzeichen!« Und er läßt sich nicht von der begonnenen Reise abbringen und erzählt seinem Herrn, daß er Coronis in den Armen eines jungen Mannes aus Thessalien sah. [600] Als der Liebende von dem Vergehen hörte, entglitt ihm der Lorbeer; und der Gott verlor zugleich die Fassung, das Plectrum und die Gesichtsfarbe. Zornig aufbrausend, greift er zu den gewohnten Waffen, spannt den Bogen, dessen Hörner er zurückbiegt, und durchbohrt mit seinem unentrinnbaren Geschoß die Brust, [605] die so oft an der seinen ruhte. Getroffen, stieß Coronis einen Seufzer aus, zog sich das Eisen aus der Wunde, benetzte dabei ihre schneeweißen Glieder mit purpurrotem Blut und sprach: »Du hättest mich ja bestrafen können, Phoebus, aber erst nachdem ich Mutter geworden wäre. Jetzt wird mein Tod zweier Menschen Tod sein.« [610] Sprach’s, und zugleich mit dem Blute entschwand ihr das Leben. Und in den Leib, aus dem die Seele entflohen war, kroch die Kälte des Todes. Ach, zu spät bereut der Liebende die grausame Bestrafung, und er haßt sich selbst, weil er dem Ankläger Gehör schenkte und im Zorn so hitzig war; er haßt auch den Vogel, der ihn gezwungen hatte, das Vergehen und die Ursache seiner Kränkung [615] zur Kenntnis zu nehmen; er haßt den Bogen, die eigene Hand und mit ihr die blindlings abgeschossenen Pfeile. Er wärmt die Zusammengesunkene, trachtet mit verspäteter Hilfe das Schicksal zu besiegen und übt erfolglos seine Heilkunst aus. Nachdem er bemerkt hatte, daß diese Versuche vergeblich waren, daß man bereits den Scheiterhaufen aufschichtete [620] und daß die Glieder der Geliebten im letzten Feuer verbrennen sollten, seufzte er aus tiefster Brust – denn ein göttliches Antlitz dürfen keine Tränen benetzen –, nicht anders, als wenn einer vor den Augen der Kuh mit dem Hammer weit bis zum rechten Ohr ausgeholt [625] und dann mit deutlichem Schlag die gerundete Schläfe des saugenden Kalbes zerschmettert hat. Sobald Phoebus Balsam, der nichts nützte, auf ihre Brust gegossen, sie umarmt und ihr die rechten Ehren erwiesen hatte, die an dem Unrecht nichts änderten, ertrug er es nicht, daß sein Same zusammen mit der Mutter zu Asche werde. Er rettete den Sohn vor den Flammen und aus dem Leibe der Mutter [630] und brachte ihn in die Höhle des doppelgestaltigen Chiron. Den Raben aber, der sich dafür eine Belohnung erhoffte, daß er die Wahrheit berichtet hatte, schloß er aus dem Kreise der weißen Vögel aus.

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