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Iuppiter und Europa

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Sobald der Sohn der Atlastochter jenes Mädchen so für ihre Worte und für ihre unheilige Gesinnung bestraft hat, verläßt er das nach Pallas benannte Land, [835] schlägt mit den Flügeln und gelangt in den Himmel. Ihn ruft sein Vater beiseite und spricht zu ihm, ohne ihm den wahren Grund seines Auftrags, nämlich die Liebe, zu nennen: »Mein Sohn, du treuer Bote meiner Befehle, spute dich und gleite mit gewohnter Schnelligkeit vom Himmel hinab in das Land, das zum Gestirn deiner Mutter emporblickt und links von ihr liegt. [840] Die Eingeborenen nennen es Sidonis. Dorthin eile, und die königliche Rinderherde, die du dort in der Ferne Gebirgskräuter fressen siehst, lenke zur Küste!« Sprach’s, und schon sind die Jungstiere vom Berg vertrieben und ziehen, wie befohlen, zum Strand, wo die Tochter des großen Königs [845] in Begleitung junger Mädchen aus Tyros zu spielen pflegte. Schlecht vertragen sich Würde und Liebe; selten wohnen sie beisammen! Es trennt sich von seinem majestätischen Szepter der Vater und Herrscher der Götter, dessen rechte Hand mit dem dreizackigen Blitz bewaffnet ist. Der Gott, der durch sein Nicken die Welt erschüttert, [850] nimmt die Gestalt eines Stieres an, mischt sich unter die Jungstiere, muht und spaziert anmutig durch die zarten Gräser. Ist er doch weiß wie Schnee, in den noch keine harte Sohle ihre Spuren getreten hat und den kein regennasser Südwind schmelzen ließ. Der Hals strotzt vor Muskeln, am Bug hängen die Wammen, [855] die Hörner sind zwar klein, doch könnte man sie für kunstvolle Handarbeit halten, auch sind sie durchscheinender als reine Edelsteine. Die Stirn hat nichts Drohendes, das Auge nichts Furchterregendes, die Miene strahlt Frieden aus. Es staunt Agenors Tochter, daß er so schön ist, daß er nicht angriffslustig und bedrohlich wirkt. [860] Aber trotz seiner Sanftmut fürchtet sie sich zunächst, ihn anzurühren. Bald nähert sie sich ihm und hält ihm Blumen ans schneeweiße Maul. Da freut sich der Liebende, und in der Vorfreude auf die erhofften Wonnen küßt er ihr die Hände. Kaum, ja kaum kann er das Weitere noch aufschieben. Bald kommt er spielerisch auf sie zu, bald springt er im grünen Grase umher, [865] bald legt er seine schneeweiße Flanke in den gelben Sand. Und nachdem er ihr allmählich die Furcht genommen hat, läßt er sich bald die Brust von der Mädchenhand tätscheln, bald die Hörner mit frischen Girlanden umwinden. Es wagte die Königstochter sogar, ohne zu wissen, auf wem sie ritt, sich auf den Rücken des Stieres zu setzen. [870] Da strebt der Gott allmählich vom Festland und dem trockenen Strand hinweg und setzt seine Füße trügerisch ein wenig ins Wasser; dann entfernt er sich weiter und trägt seine Beute mitten über die Meeresfläche. Sie ängstigt sich und blickt, die Entführte, zum Strand zurück, den sie verlassen hat. Mit der Rechten hält sie ein Horn fest, [875] die andere Hand ruht auf dem Rücken. Das flatternde Kleid bauscht sich im Winde.

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