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Viertes Buch Die Minyastöchter (I)
ОглавлениеDoch Minyas’ Tochter Alcithoe weigert sich, die Weihen des Gottes anzunehmen; verwegen leugnet sie immer noch, daß Bacchus Iuppiters Sohn ist. Ihre Schwestern teilen ihre gottlose Gesinnung. Der Priester hatte geboten, das Fest zu feiern. [5] Dienerinnen und Herrinnen sollten die Arbeit ruhen lassen, sich die Brust mit Fellen bedecken, die Binden am Haar lösen, Kränze aufs Haupt setzen und belaubte Thyrsusstäbe in die Hand nehmen. Er hatte auch prophezeit, wenn man die Gottheit beleidige, werde ihr Zorn furchtbar sein. Mütter und Schwiegertöchter gehorchen, [10] legen Gewebe, Wollkörbchen und Spinnarbeit unfertig beiseite, opfern Weihrauch und rufen den Gott als Bacchus an, als Bromius, Lyaeus, den Feuererzeugten, zweimal Entstandenen, allein von zwei Müttern Geborenen, dazu Nyseus, Thyoneus mit langem Haar, Lenaeus, Stifter der herzerquickenden Traube, [15] Nyctelius, Vater Eleleus, Iacchus, Euhan und mit den zahlreichen Namen, die du sonst noch bei den griechischen Stämmen trägst, Liber! Hast du doch unerschöpfliche Jugend, bleibst ewig ein Knabe, oben im Himmel bist du als der Schönste angesehen. Stehst du ohne Hörner da, [20] hast du den Kopf eines Mädchens. Du hast den Orient erobert, bis dorthin, wo das Land der fahlhäutigen Inder vom fernen Ganges umströmt wird. Den Pentheus schlachtest du, Verehrungswürdiger, den beiltragenden Lycurgus, die Tempelschänder! Du läßt die Tyrrhener ins Meer springen, [25] du beugst die Hälse des Luchsgespannes, die buntes Zaumzeug schmückt. Dir folgen Bacchantinnen, Satyrn und der trunkene Alte, der seine taumelnden Glieder mit der Gerte im Gleichgewicht hält und unsicher auf dem durchhängenden Eselsrücken sitzt. Wohin man auch geht, erschallt das Geschrei junger Männer, dazu Frauenstimmen und der Schlag flacher Hände auf Pauken, [30] es erklingen hohle Erzbecken und Schalmeien aus Buchsbaum mit langer Bohrung.
»Steh uns versöhnt und gnädig bei«, beten die Frauen vom Ismenus. Sie vollziehen die heiligen Handlungen wie befohlen. Nur die Töchter des Minyas stören das Fest, indem sie im Hause zur Unzeit das Werk der Minerva verrichten: Sie ziehen Wolle oder drehen Fäden mit dem Daumen [35] oder verharren am Webstuhl und treiben die Mägde zur Arbeit an.