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Pentheus (II)

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»Wir haben«, sprach Pentheus, »lange Umschweife angehört, so daß der Zorn durch die lange Zeit hätte verrauchen können. Ihr Diener, packt ihn schleunigst, [695] foltert ihn gräßlich und schickt ihn dann hinab in die stygische Nacht!« Alsbald wird der Tyrrhener Acoetes hinweggeschleppt und in festen Gewahrsam genommen. Während man Eisen und Feuer als grausame Marterwerkzeuge vorbereitet, um ihn damit, wie befohlen, zu Tode zu quälen, öffneten sich die Tore von selbst – so heißt es –, und die Ketten glitten ihm, [700] ohne daß jemand sie löste, von den Schultern.

Doch Echions Sohn bleibt verstockt. Er schickt nicht mehr andere, sondern er geht selbst dorthin, wo der Cithaeron, den man zum Ort der Mysterienfeier erkoren hatte, von Gesängen und den hellen Stimmen der Bacchantinnen widerhallte. Wie ein feuriges Pferd schnaubt und Lust bekommt, in die Schlacht zu ziehen, [705] wenn der Kriegstrompeter mit dem klangvollen Erz das Signal gegeben hat, so wurde Pentheus erregt, weil langgezogenes Geheul den Äther erschütterte, und beim Anhören des Geschreis flammte sein Zorn wieder auf. Etwa auf halber Höhe des Berges liegt, rings von Wald umschlossen, ein Feld ohne Bäume, das von allen Seiten sichtbar ist. [710] Hier sieht Pentheus das Heilige mit unheiligen Augen. Als erste erblickt ihn dabei die Mutter. Als erste ist sie, vom Wahnsinn getrieben, auf ihn zugestürzt, als erste hat sie ihren Pentheus mit dem Thyrsus verwundet und gerufen: »Ihr zwei Schwestern, kommt herbei! Den Eber, der in Riesengestalt auf unseren Feldern umherstreift, [715] den Eber muß ich erlegen.« Die ganze Schar wirft sich rasend auf den einen Mann. Alle schließen sich zusammen und folgen dem Ängstlichen. Ja, schon hat er Angst, schon spricht er weniger gewalttätige Worte, schon verurteilt er sich selbst, schon bekennt er, daß er sich versündigt hat. Er war verwundet, doch rief er noch: »Hilf mir, Autonoe, Schwester meiner Mutter! [720] Laß dich in deinem Zorn erweichen durch Actaeons Schatten!« Sie weiß nicht mehr, wer Actaeon ist, und reißt dem Bittenden den rechten Arm ab, den anderen zerfetzt Ino mit heftigem Ruck. Der Unselige hat keine Arme mehr, um sie seiner Mutter entgegenzustrecken, doch zeigt er ihr die verstümmelten Wunden ohne die am Boden liegenden Glieder. [725] »Sieh mich an, Mutter.« Bei dem Anblick heulte Agaue auf, warf den Kopf in den Nacken und ließ das Haar im Winde flattern. Das abgerissene Haupt mit blutigen Fingern umklammernd, ruft sie: »Hurra, meine Gefährtinnen, dieses Werk habe ich siegreich vollbracht.« Schneller reißt kein Wind vom hohen Baume das Laub, das, vom herbstlichen Frost angegriffen, [730] kaum noch an den Zweigen haftet: So rasch wurden die Glieder des Mannes von frevelnden Händen zerrissen.

Mit diesem abschreckenden Beispiel vor Augen besuchen die Frauen vom Ismenus eifrig die neuen Mysterien und opfern Weihrauch an heiligen Altären.

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