Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 126
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Penelope Assid
Nur zu gerne hätte sie Cascard Holonder bei sich gehabt. Oder Icho Tolot. Irgendjemanden, der ihr sagte, was sie tun und wie sie sich verhalten sollte.
Was rings um Assid geschah, war schlichtweg zu groß für sie. Millionen Vun hatten sich in der großen Ebene unter ihnen versammelt. Im Totenwald waren es auch noch einige Tausend, die zwischen den gruseligen Monumenten der Nekropole umherzogen, da und dort über eine Kopfsäule tasteten oder mit den Spitzen ihrer vorderen Fangbeine in die Glacee-Becken eintauchten.
Lebende Köpfe!, dachte sie. Immer wieder. Die Schädel von Insektoiden, in denen womöglich weiterhin Gedankenprozessen stattfinden.
Aber es war niemand da, der Assid half. Eine Kontaktaufnahme mit der RAS TSCHUBAI hatte nicht geklappt, der Funkverkehr war blockiert, wie sie mittlerweile wusste.
Sysca gesellte sich an ihre Seite. Die anderen Mitglieder ihres dreißigköpfigen Frei-Kollekts hielten sich in unmittelbarer Nähe auf. Die Frauen drängten sich eng aneinander und waren deutlich von anderen Gruppen zu unterscheiden.
»Es geschieht«, sagte Sysca leise.
Was? Was geschieht?
Sie hatte während der ganzen Nacht keinerlei Auskünfte zu dem heutigen Zeremoniell erhalten. Sie solle warten und es selbst miterleben, es spüren.
Bru Shaupaard trat auf eine freie Fläche nahe der Abbruchkante. Blieb stehen. Reckte die Arme in die Höhe und bewegte die feingliedrigen Finger seiner vier Hände rasend schnell, als würde er sie ausschütteln.
Sein Kopf glühte. Funken bildeten sich in der Luft über seinem goldenen Schädel und spritzten weithin umher.
Befreit sich die Superintelligenz von ihrem Parolgeber? Geht sie auf die versammelten Vun über?
Niemand sagte ein Wort. Der Wind hatte sich gelegt, kein Vogel kreischte. Es herrschte völlige Stille.
Bis es mit einem Mal hinter Assid knirschte. Sie wandte sich um – und sah dabei zu, wie sich einzelne Schädeltürme auflösten. Die Köpfe hoben sich in die Luft, umkreisten einander, wie von einer unsichtbaren Macht getragen und geleitet.
Immer mehr. Dutzende, Hunderte, Tausende.
»Das Manifestum beginnt«, sagte Sysca leise.
Assid sah wie hypnotisiert zu, wie sich die Schädel der Toten auf einen Bereich unmittelbar über Shaupaards Kopf zubewegten, höher stiegen und in der Luft verharrten. So, als würden sie auf etwas Bestimmtes warten.
Und es geschah: Die Funken, die sich bisher wie Regentropfen rings um Shaupaard über den sandigen Boden ergossen hatten, wurden wie magisch von den schwebenden Schädeln angezogen. Myriaden glänzender Pünktchen stiegen hoch und höher. Sie verbanden sich mit den Köpfen, filetierten sie, zerschnitten sie in scharfkantige Objekte, formten sie um.
Der Himmel verdunkelte sich auf unnatürliche Art und Weise. Blitze zuckten auf die unheimliche Szenerie herab. Assid schmeckte Ozon, ihre Haare stellten sich wie unter starker elektrostatischer Spannung auf.
»Die VECU führt unsere Vorfahren ihrem Verwendungszweck zu. Endlich.« Syscas Facettenaugen glitzerten, sekretartige Flüssigkeit sickerte daraus hervor.
Immer mehr Schädel lösten sich aus der Totenstadt, immer stärker wurde das Funkengewitter. Ein eiförmiges Objekt – jedenfalls in groben Zügen – entstand über ihnen. Es wuchs an, erreichte bald eine Höhe von hundert Metern. Es war nur locker gefüllt. Im Inneren blieb viel Platz, der gefüllt werden musste.
»Das Manifestum funktioniert«, jubelte Sysca. »Wir sind die Angehörigen der glücklichen Generation. Wir dürfen die Wiedergeburt einer Superintelligenz miterleben. Die VECU wird ...«
Die Szenerie erstarrte.
Das Blitzgewitter endete.
Einzelne Schädel bröckelten aus der sich verdichtenden Masse und fielen haltlos zu Boden, unter dem entsetzten Geschrei und dem Wehklagen mehrerer Millionen Vun.
Hier geht etwas ganz schrecklich schief, machte sich Penelope Assid bewusst.