Читать книгу Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan - Страница 58

4.

Оглавление

»Es ist ein Wunder, dass ich diesen Sprung überlebt habe«, sagte Tenga und schluckte einen weiteren Blocker gegen den Kopfschmerz, gefolgt von einer Beruhigungspraline Sahne-Kirsch-Nougat. Zum Glück hatte er einen Vorrat an Bord genommen, wenn er dafür auch auf weniger nützliche Dinge hatte verzichten müssen.

»Du übertreibst.«

KORN hatte Probleme gehabt, die SCHOTE nach der Transition im Schutz des Deflektors zu halten. Nun aber stabilisierte die Positronik das Kleinstschiff wieder. Sie waren unbemerkt geblieben.

Er blinzelte und schüttelte den Kopf aus, so weit es ihm die Halteklammern erlaubten. »Hinken die Ladhonen technisch so weit hinterher?«, fragte er. »Oder sind sie derart schmerzunempfindlich? Haben sie niemals Transitionsdämpfer entwickeln müssen?«

»Ich habe eine andere Theorie.«

»Und zwar?«

»An Bord der POD-2202 herrschen ungewöhnliche Umstände. Die Ränge sind streng hierarchisch. Die niedrig gestellten und jungen Schiffsangehörigen müssen sich immer wieder Tests unterziehen, sich Demütigungen gefallen lassen, Strafen hinnehmen und sich in so gut wie jeder freien Minute körperlich betätigen. Sie werden Maate genannt, in ihrer Gesamtheit Maatschaft. Es wird darüber zwar nicht geredet, aber ...«

»Die POD ist ein Ausbildungsschiff!«, fiel Tenga der Positronik ins Wort.

»Ja.«

Er konzentrierte sich auf die Informationen, die KORN bislang gesammelt hatte. Es wurde viel über Drill, Zucht und Ordnung gesprochen. Über Disziplin. Bestrafung. Taktische Manöver, körperliche Ertüchtigung, Hygiene, medizinische Unterstützung, Waffensysteme, Robotsimulationen.

Der auf so sonderbare Weise geschützte Übergang vom Ponton zum eigentlichen Schiff stellte womöglich eine Herausforderung für die Maatschaft dar. Vielleicht würden die jungen Ladhonen irgendwann einmal aufgefordert werden, den umgekehrten Weg zu nehmen und zu versuchen, in den Ponton zu gelangen. Als Teil eines Tests.

»Hier werden Krieger ausgebildet«, baute Tenga diese Theorie aus, »aber nicht nur. Auch angehende Schiffsoffiziere werden geschult. Vielleicht ist die Transition deshalb so schlecht gelungen. Und vielleicht war der Beutezug auf Ollfa nichts anderes als eine, nun ja, praktische Übung.«

KORN schwieg. Die Positronik überließ es ihm, weiterreichende Schlüsse zu ziehen.

»Warum aber hat man Gefangene auf Ollfa und vorher in der olubfanischen Nussschale genommen?«, fragte sich Tenga. »Hat Bodh Aputhar das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden? Oder haben sich die Ladhonen einen Spaß gemacht mit den Olubfanern?«

»Nein. Es herrscht ein rauer und sehr ernster Umgangston an Bord der POD-2202. Der Bordfunk besteht ausschließlich aus Anweisungen und trockenen Informationen. Kein Ladhone kommt auf die Idee, Witze zu reißen wie an Bord eines terranischen Schiffs.«

Tenga nahm die Worte der Positronik zur Kenntnis, ging aber nicht näher darauf ein. »Nandh Nadhama ist demnach ein hochrangiger Ausbilder?«

»Ja.«

»Dann ist er nutzlos für uns. Er wird kaum etwas über den Verbleib der entführten Olubfaner wissen.«

»Falsch. Er ist ein Offizier mit viel Einfluss und noch mehr Wissen.«

Tenga betrachtete die Holodarstellung, die ein immer noch unvollständiges Bild des Schiffs zeigte. Nadhamas derzeitiger Standort war markiert, der Weg dorthin in Teilen dargestellt.

Er zuckte zusammen, als ein kleiner Alarm ertönte. Roboter schwebten an der SCHOTE vorbei durch den Gang. Einer schien zu zögern, setzte aber nach einem kurzen Ruckeln seinen Weg fort.

Tenga betrachtete die Roboter und ließ sich weitere Informationen geben. In ihrer Grundform waren sie zylindrisch, doch keiner von ihnen ähnelte dem anderen. Dick oder schmal, mit mehreren Verdickungen oder knollenartigen Aufbauten, mit einem kopfähnlichen Element als Aufsatz, an der Unterseite spitz zusammenlaufend ... Es war, als hätte ein verrückter Posbi-Designer ganz tief in seine Werkzeugkiste gegriffen.

»Wir folgen ihnen!«, befahl Tenga kurzerhand und aktivierte die Steuerung.

Mit einem Augenzwinkern setzte er die SCHOTE in Bewegung. Sein Herz klopfte laut, als er den Deflektorschirm wegschaltete und den ladhonischen Robotern in aller Offenheit hinterherschwebte.

»Das ist hochriskant«, mahnte KORN. »Unsere energetischen Streuemissionen verraten uns.«

»Tarn die SCHOTE, so gut es geht. Verpass ihr eine falsche energetische Kennung, die der einer ladhonischen Maschine ähnelt. Verstehst du denn nicht, was sich uns für eine Chance bietet?«

»Nein, Sholotow.«

Tenga nahm eine Geduldspraline – blau und süß, vielleicht Sarbennebohne? – zu sich. »Was könnten die Roboter vor uns für einen Zweck haben? Siehst du die Beulen und Kratzer? Sie weisen auf Gewalt durch stumpfe Gegenstände hin. Drei wurden mit einem Vibratormesser behandelt. – Das sind Maschinen, die bei der Ausbildung der Ladhonen zum Einsatz kommen. Sie bewegen sich in Richtung jener Halle, in der wir Nadhama vermuten.«

»Du möchtest dich als ladhonischer Roboter tarnen? Das kann nicht gut gehen!«

»Keine Maschine ähnelt der anderen, das sind allesamt Unikate. Nachdem wir ins Innere der POD-2202 vorgedrungen sind, gab es keinerlei Kontrollen mehr. Diese Roboter haben Narrenfreiheit.«

»Das sind Mutmaßungen.«

Tenga hörte KORN nicht länger zu. Er konzentrierte sich auf die Steuerung seines kleinen Schiffs. Er richtete die SCHOTE in einem Winkel von 60 Grad auf und lenkte sie vorwärts.

Ein Emissionsschauer traf das Schiff. Tenga hielt den Atem an. Einer der Roboter vor ihm verlangte Kennungen.

KORN zögerte nicht und lieferte dem ladhonischen Roboter willkürliche Datenpakete. Solche, die die Positronik während der letzten Minuten aufgefangen hatte. Sie waren weder richtig noch falsch, die Maschine vor ihnen überprüfte sie auch nicht. Sie wollte bloß eine verbesserte Synchronisation beim Flug durch die Gänge der POD-2202 bewirken.

Das Täuschungsmanöver gelang, Tenga atmete erleichtert auf. Er schwebte zwei Meter hinter den anderen Robotern her und tat so, als gehörte er zu ihnen.

»Eine etwas präzisere Abfrage«, mahnte KORN, »und wir wären enttarnt worden.«

»Es ist aber nichts geschehen.« Tenga mochte die zweifelnde Art der terranischen Positronik nicht. Sie war ihm zu ... zu menschlich.

Sie schwebten durch hell beleuchtete Gänge, Tenga tastete mit der Aktivortung nach allen Richtungen. Die Karte der POD-2202 füllte sich mit Daten. Quartier reihte sich an Quartier, durchbrochen von Hygieneräumen und Abteilungen, in denen alle Arten von Muskelaufbau- und Ausdauertraining betrieben wurden.

Tenga hörte das Keuchen der Ladhonen. Sie gehörten zu den Großen und damit zur Mehrheit der galaktischen Völker. Sie waren gewiss achtmal so groß wie ein durchschnittlicher Siganese und wogen das Achtzigfache. Ihre Haut war grobporig, die Finger klobig. Sie mochten beeindruckende Kräfte besitzen, aber in puncto Motorik und Sensorik waren sie einem Siganesen hoffnungslos unterlegen.

Tenga sammelte Eindrücke. Die Ladhonen arbeiteten mit schweren Gewichten und feuerten sich dabei gegenseitig an. Die Bewegungen waren ungelenk, immer wieder hatten sie Probleme mit dem Gleichgewicht. Sie benötigten ihren Drittarm, um ihre Mitte zu finden

Während sich die Ladhonen an Gewichten abarbeiteten, krabbelten Roboter an ihnen hoch und runter. Sie aktivierten die Muskulatur und behandelten die Trainierenden mit Cremes – oder jagten ihnen Spritzen in die Haut.

»Was, bei Siga, geschieht da?«, fragte Tenga erschrocken, als ein Ladhone der SCHOTE entgegengehumpelt kam. Der junge Soldat hatte ein Hosenbein hochgezogen, eine etwa fingerlange und wurmähnliche Maschine bohrte sich in das Fleisch seines Unterschenkels.

Schon nach zehn, zwölf Sekunden schlüpfte das blutige Robotwesen zurück ins Freie. Er war ein Stückchen kürzer als zuvor, ein Teil seines Körpers war im Inneren des Ladhonen zurückgeblieben.

Die Maschine sprühte eine Art Schaum auf die Wunde und jagte dem Maat mehrere dünne, kaum erkennbare Kanülen ins Fleisch, bevor sie mit hohem Tempo am Bein hochglitt und in einer weiten Tasche der Uniform verschwand.

»Das war eine Operation.« KORN lieferte blitzschnell Bilder, die die Vorgänge aus mehreren Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Brennweiten zeigten. »Offenbar war bei diesem Maat ein Muskel gerissen, der kleine Medoroboter hat ihn wieder zusammengeflickt.«

»Innerhalb einer Viertelminute?!«

»Offenbar ist die Maschine auf rasche Arbeit getrimmt. Sie ist so etwas wie ein robotischer Feldscher.«

Tenga wollte es nicht glauben. Der Ladhone, der eben noch gehumpelt war, ging nun rascher. Es war ihm anzumerken, dass er nach wie vor Schmerzen empfand. Doch er wollte nicht den Anschein erwecken, als wäre er für den Dienst ungeeignet.

Bevor die SCHOTE um eine Ecke bog, sah Tenga den Soldaten in der Kraftkammer verschwinden.

»Ein Teil des Mikroroboters ist in seinem Inneren zurückgeblieben«, sagte KORN. »Vielleicht arbeitet diese Technologie nach wie vor an der Wunde, vielleicht kontrolliert sie sie. Der Robot-Feldscher ist höchst effektiv.«

Tenga graute vor dem, was er gesehen hatte. Die Ausbildung der Ladhonen war auf Effektivität und Leistungsfähigkeit ausgerichtet. Er wollte sich nicht vorstellen, wie groß die psychische Belastung für diese jungen Soldaten war.

Oder irrte sich Tenga? Ließ er sich vom leicht humanoiden Aussehen der Ladhonen täuschen? Vielleicht ähnelte die Gesellschaftsstruktur der eines Ameisenstaates? Vielleicht hatten Schmerz, Verlust und Tod keinerlei Bedeutung für diese Wesen?

»Wir müssen mehr über sie in Erfahrung bringen«, sagte Tenga, mehr zu sich selbst denn zu KORN. »Sie sind so ... so fremd.«

Die Ladhonen machten ihm Angst.

*

»Wir lösen uns aus dem Verbund der Roboter«, sagte Tenga. »In sechs Sekunden, fünf, vier ...«

KORN kappte die vage Tastverbindung mit den ladhonischen Trainingsmaschinen. Bange Sekunden verstrichen, nichts geschah. Die Gruppe der Roboter schwebte weiter, einem unbekannten Ziel entgegen.

Tenga steuerte die SCHOTE selbstbewusst auf ein Schott zu, hinter dem er Nandh Nadhama wusste. Die Tür glitt beiseite, das Kleinstschiff glitt in den nächsten Raum.

Die Außensensoren maßen ungewöhnliche Feuchtigkeit an – und etwas, das sie vorerst nicht einordnen konnten. Eine ungewöhnliche Geruchsmischung.

Tenga nahm sich Zeit, die visuellen Eindrücke zu verarbeiten. Denn alles, was in dieser riesigen Halle geschah, verwirrte ihn.

Sie schwebten über einer Plattform, die den Blick auf drei übereinander angeordnete Ebenen mit einer Höhe von jeweils 30 Metern erlaubte. In jeder Ebene bewegten sich Ladhonen durch unterschiedliche, voneinander getrennte riesige Räume. Zum Teil glitten sie durch Simulationen, manche dieser Welten waren reale Nachbauten fremder Welten.

Die Maate wurden durch Eisstürme gejagt und mussten sich dabei riesenhafter, blau glänzender Skorpione mit dichtem Winterfell erwehren. Sie krochen durch ein Röhrensystem, das zu leben schien und beständig glibberige Flüssigkeit durchs Innere pumpte. Sie schwitzten in glühender Hitze und hatten es mit fliegenden Monstren zu tun, die aus der Sonne kamen, gewaltige Stacheln in ihre Richtung ausstreckten und damit tiefe Furchen durch Schottersand zogen.

Ein Ladhone ertrank beinahe in giftgrünen Fluten, ein dreiköpfiges Team balancierte über klebrige Spinnfäden und wurde von einem biberähnlichen Geschöpf mit Insektenbeinen verfolgt. Zwei Maate traten gegeneinander an. Sie kämpften um das Privileg, sich als Erster durch ein kreisrundes Tor quetschen zu dürfen, bevor ein Countdown endete und flüssiger Schlamm in den Kampfraum quellen würde ...

Über alledem waren laute, kräftige Stimmen zu hören. Die Worte waren kaum voneinander zu unterscheiden. Die Ladhonen redeten schneller als Terraner und damit gerade noch in einem Tempo, das ein Siganese als erträglich empfand.

Ausbilder hielten eine der größten Simulationen an, die Landschaft erstarrte. Nur die Maate bewegten sich. Manche warfen sich erschöpft zu Boden, andere nutzten die Gelegenheit, um hastig ihre Ausrüstung zu überprüfen. Zwei der Maate klebten Wunden mit einem schnellhaftenden Schaum ab, ein dritter spuckte Blut durch die Lamellenöffnungen seines Mundes.

Die Ausbilder erklärten ihren Schützlingen, was sie falsch oder richtig gemacht hatten. Sie programmierten einige Roboter in der riesenhaften Simulation neu. Die postapokalyptische Anmutung und die verfallenen Häuserzeilen im Hintergrund wirkten noch ein wenig ungastlicher, noch angsterregender.

Die Erstarrung ließ nach, augenblicklich waren die Maate wieder gefordert. Sie mussten gegen spinnenähnliche und halbmannsgroße Roboter ankämpfen.

Tenga verlor das Interesse und richtete seine Aufmerksamkeit auf einen Ausbilder. »Mehr Klar!«, brüllte der Ladhone. »Mehr An! Mehr Ab!«

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Tenga. »Handelt es sich um Eigenbegriffe, die der Translator nicht übersetzen kann?«

»Nein«, antwortete KORN. »Es geht eindeutig um die Worte Klar, An und Ab. Es ist der Zusammenhang, den ich nicht verstehe.«

Geruchswolken breiteten sich aus. Nichts war zu sehen, doch die Rezeptoren der SCHOTE maßen sie an.

Tenga benötigte eine Weile, bis er erkannte, dass Pfähle, so hoch wie ein Terraner und etwa zehn Zentimeter im Durchmesser, für die Geruchsentwicklung verantwortlich waren.

»Ich will eine Analyse, rasch!«, verlangte er von KORN.

»Das ist zu gefährlich, dazu müssten wir näher an einen der Pfähle heran. Ich empfehle, dass wir uns zurückziehen und unsere ersten Eindrücke verarbeiten ...«

Tenga ignorierte die mahnenden Worte der Positronik. Kurzerhand steuerte er die SCHOTE an einem breitbeinig dastehenden Ausbilder vorbei und nahm Kurs auf eine Simulation, in der mehrere Ladhonen inmitten einer Feuchtwelt-Vegetation gegen würfelähnliche Roboter mit langen Greifarmen kämpften.

Niemand hielt sie auf, niemand verlangte eine Kennung der neu hinzugekommenen SCHOTE. Das scheinbare Chaos in der Übungshalle mochte von übergeordneten Instanzen kontrolliert werden. Doch die eingesetzten Roboter funktionierten selbstinitiativ, wie Tenga annahm. So, dass keiner der jungen Ladhonen die Maschinen ausrechnen und anhand von Arbeitsroutinen durchschauen konnte. Dies gereichte Tenga nun zum Vorteil.

Die SCHOTE maß ein niedrig energetisches Feld an, das sie durchschweben mussten. Es trennte die Simulation von allen anderen – und sorgte für eine beinahe perfekte Abschottung.

Tenga gönnte sich den Luxus eines tiefen Atemzugs. Er meinte, in eine andere Welt zu geraten. KORN flutete das kleine Schiff mit den Gerüchen der Umgebung. Es stank nach brackigem Wasser, die Luftfeuchtigkeit war unangenehm hoch. Messgeräte zeigten, dass die Schwerkraft um mehr als das Doppelte angestiegen war. Das Donnergrollen im Hintergrund der Landschaft vermittelte Tenga das Gefühl, durch ein Transmittertor den Schauplatz gewechselt zu haben.

»Mehr Klar!«, hörte er wieder einen Ausbilder schreien. »Ist das denn so schwer zu begreifen, wie ich die Mischung haben möchte?«

Wiederum traten Gase aus feinsten Schlitzen jenes Pfahls, in dessen unmittelbarer Nähe die SCHOTE dahintrieb.

»Was ist mit der Analyse?«, fragte Tenga ungeduldig.

KORN schwieg einige Sekunden. Und sagte dann: »Es handelt sich um biochemische Botenstoffe. Ich brauche noch ein paar Sekunden.«

Tenga wartete geduldig. Er behielt die Umgebung im Auge. Die jungen Ladhonen droschen mit Holzprügeln auf Roboter ein, die mit Paralysestrahlen auf deren Beine feuerten. Ein Ladhone nach dem anderen brach zusammen. Doch sie gaben nicht auf; sie humpelten oder krochen hinter fauligen Baumstümpfen in Sicherheit, sie schleuderten Steine, sie schlangen Lianen um die Körper ihrer metallenen Gegner und versuchten, sie zu Fall zu bringen.

Es war ein aussichtsloser Kampf. Offenbar ging es den Ausbildern bloß darum, zu sehen, wie lange sich die Maate auf den Beinen halten konnten und wie groß ihr Widerstandsgeist war.

Erst, als der letzte Ladhone mit verkrampftem Körper in das feuchte Moos stürzte, beendeten die Ausbilder die Simulation.

»Los, los!«, rief einer in Richtung mehrerer Roboter. »Schafft diese Versager in die Medostation und bringt sie rasch wieder auf die Beine. Ich will, dass sie in einer halben Stunde einsatzbereit sind. Der gesamte Zug wird nach vorgegebenem Trainingsplan in Einzelsimulationen versetzt.«

»Deine Leute sind völlig erschöpft«, sagte Tenga, als könnte ihn der Ausbilder hören. »Siehst du das denn nicht?« Er nahm eine Besänftigungspraline zu sich und dann noch eine – Litschi-Rose kämpfte gegen Maulbeer-Maracuja, Krokant gegen Trüffel.

»Analyse beendet«, mischte sich KORN in sein Selbstgespräch ein. »Ich habe darüber hinaus einige Gesprächsfetzen aufgefangen und weiß jetzt, was es mit diesen Botenstoffen auf sich hat.«

»Und? Sag schon!«, verlangte Tenga ungeduldig.

»Die Ladhonen arbeiten während der Ausbildung mit hormoneller Reizflutung. Je nach Übung unterscheiden sie zwischen drei Mischungen, die die Maate steuern. Hier, in dieser Dschungelsimulation, bekamen die Maate ein Klar-Hormon verabreicht.«

»Das bedeutet?«

»Es macht die jungen Ladhonen wachsam und gespannt. Sie sind stets völlig bei der Sache.«

Tenga hatte längst auf die autarke Luftversorgung der SCHOTE verzichtet. Nun, während er sich intensiv mit dem Geruch im Inneren der Halle beschäftigte, meinte er, ein leicht süßliches Odeur zu riechen. Es war nicht so verlockend wie das einer Praline, aber doch deutlich genug, um appetitanregend zu wirken.

»Was hast du über die beiden anderen Mischungen herausgefunden?«, fragte er KORN.

»Das An-Hormon sorgt für mehr Aggressivität und Risikobereitschaft. Das Ab-Hormon wird nach dem Ende des Einsatzes angewendet. Die Ladhonen fühlen sich dank seiner Wirkung wohlig müde, fast tiefenentspannt, und können besser regenerieren.«

»Bei diesen armen Kerlen ist nichts davon zu bemerken«, sagte Tenga nachdenklich. »Vermutlich ist das Teil ihrer Bestrafung. Die Ausbilder sind der Meinung, dass sie schlecht gekämpft haben. Also müssen sie den Schmerz ertragen, den die nachlassende Paralyse bewirkt.«

Tenga hatte mit sich zu kämpfen. Er meinte, junge Kerle zu sehen, die von sadistisch veranlagten Offizieren gequält wurden. Durfte er denn so etwas wie Sympathie für die Maatschaft empfinden?

»Nein«, beantwortete er sich die Frage selbst. »Diese Maate waren womöglich am Überfall auf Ollfa mitbeteiligt. Sie haben Olubfaner entführt, sie haben mit aller Ernsthaftigkeit gekämpft. Sie würden nicht zögern, einen Gegner zu töten.«

»Weil sie diese Einsätze in den Simulationen durchspielen, immer wieder«, fügte KORN hinzu. »So lange, bis die Maate zu bestens ausgebildeten Soldaten geworden sind. Gelenkt von den Offizieren, die mit hormoneller Überreizung arbeiten, sie aber selbst nicht spüren. Ältere Ladhonen sind dagegen immun.«

Tenga lenkte sein Kleinstschiff aus der Simulation, einigen anderen Robotern hinterher. Er fand sich im Tohuwabohu der Plattform wieder, mit Blick auf mehr als drei Dutzend andere Kampfschauplätze.

Er entdeckte zwei Schweberoboter, die verletzte Ladhonen auf Antigravliegen hievten und mit ihnen im Schlepptau den Saal verließen. Allesamt wirkten die Maate schwer verletzt, zwei von ihnen bewegten sich nicht mehr.

»Das geht weit über das hinaus, was in einem Ausbildungscamp geschehen darf«, sagte Tenga angewidert und traurig zugleich. »Hier überleben nur die Härtesten.«

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

Подняться наверх