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14.

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Durch die Servicegänge der POD-2202 rasen. An mehreren Knotenpunkten Sprengbomben anbringen und sie für die Funkzündung bereit machen. Den Suchrobotern der Ladhonen ausweichen, ein neues Ziel festlegen, die strategische Planung immer wieder neu an die Gegebenheiten anpassen.

Und das alles ohne eine einzige Stärkungspraline. Die letzten – dreimal Schoko-Malve-Gatasnuss – hatte er zu sich genommen, als er die Rückkehr in seine gewohnte Umgebung, in die SCHOTE, gefeiert hatte.

»Seit dreieinviertel Stunden irre ich jetzt schon durchs Schiff«, sagte Tenga zu sich selbst. »Ich sollte längst zurück bei Onigboia sein.«

»Die Olubfanerin vertraut dir«, sagte KORN.

»Ich hoffe es.«

Der schwierigste Teil seiner Aufgabe lag noch vor ihm. Er musste den Zugang zu jenem Lager manipulieren, in dem die Ausrüstungsgegenstände der Olubfaner gehortet und gesichtet wurden. Wenn sie nach ihrem Ausbruch nicht an diese Sachen herankamen, war aller Aufwand umsonst gewesen und er musste die Befreiungsaktion abbrechen.

»Du weißt, was du zu tun hast«, sagte Tenga und öffnete die Luke der SCHOTE.

»Ja, Sholotow. Wenn du es nicht schaffst, soll ich einen Richtspruch an Rhodan absetzen, dass er angreifen soll. Und ich werde ihn beauftragen, eine Praline auf dein Grab zu legen. Wie du es dir gewünscht hast.«

»Das war doch bloß ein Witz!«

»Ich verstehe. Ha. Ha.«

Tenga stieg aus der Luke, wieder im Schutz des Deflektorschirms. Er wartete geduldig, bis ein Ladhone in Begleitung mehrerer Roboter vorbeikam. Er schloss sich der kleinen Gruppe an und verließ sie erst wieder, als er den Zugang zum Materiallager erreicht hatte.

Zwei Maate taten Dienst. Sie wirkten übermüdet und gereizt. Sie stritten sich darum, wer weniger »Punkte« gesammelt hatte, und achteten nur wenig auf ihre Umgebung. Und schon gar nicht auf einen Siganesen, der unsichtbar zwischen ihnen auf das Schott zuschwebte und die Sicherheitsvorkehrungen überprüfte.

Die Öffnungskennung war ähnlich jener, die er bei anderen Gelegenheiten bereits umgangen hatte. Ein Leitimpuls musste vom Zugangsberechtigten ausgesandt und von einer lokalen Positronik bestätigt werden. Dank des Krills wusste Tenga, was er zu tun hatte.

Die Maate hinter ihm diskutierten angeregt. Sie machten sich gegenseitige Vorwürfe und achteten nicht auf das, was unmittelbar hinter ihnen geschah. Mit ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätten sie womöglich den kleinen Decoder entdeckt, der mit einem Mal am Schott klebte – und den dünnen Streifen mit hochexplosivem Sprengstoff, den Tenga unmittelbar daneben anbrachte.

»Sei still! Da ist was!«, sagte der eine Ladhone völlig unvermittelt.

Tenga hielt inne und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Die beiden Wächter tasteten über die Griffe ihrer Waffen, sahen sich um, mit gegen den Boden gestemmten Drittarmen. Plötzlich sprung- und einsatzbereit,

»Du irrst dich«, sagte der andere.

»Ich habe etwas gespürt. Eine Erschütterung. Und einen Windhauch.«

»Unsinn! Das hat mit den Raummanövern zu tun. Kommandant Aputhar hat uns vorgewarnt, dass es zu spürbaren Phänomenen kommen wird. Es könnte ein Gefühl entstehen, als würde uns der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Du hast wieder mal nicht aufgepasst. Kein Wunder, dass wir diese Extraschicht schieben müssen und Punkte abgezogen bekommen haben ...«

Die Streiterei nahm ihre Fortsetzung, Tenga arbeitete ruhig und konzentriert weiter. Er brachte den letzten Sprengsatzstreifen an und überprüfte dessen Sitz. Dann sah er zu, dass er verschwand. So rasch wie möglich, vorbei an den Ladhonen, den Gang entlang.

Die SCHOTE wartete hinter der nächsten Ecke, unmittelbar neben einem Zugang zum Netz der Servicegänge. Tenga schlüpfte ins Innere und ließ sich erleichtert in das Sitzgestell fallen. Er schwitzte heftig, trotz der Schweißabsaugung seines SERUN-DS.

»Alles erledigt«, sagte er. »Wie viel Zeit bleibt uns?«

»Maximal zweieinhalb Stunden bis zum Ende des Manövers«, antwortete KORN.

»Dann lass uns zusehen, dass wir die Olubfaner ins Freie schleusen.«

»Das Wagnis ist meiner Meinung nach zu groß.«

»Du wiederholst dich, KORN. Ich sehe keine andere Chance, wollen wir die Olubfaner retten. Und jetzt mach dich gefälligst auf den Weg.«

*

Onigboia zuckte kaum zusammen, als er sie an einem Ohrballen zupfte und in einen der geschützten Bereiche der Halle bat.

»Wo warst du, kleiner Mann?«, fragte sie, sobald sie den sicheren Platz erreicht hatten. »Viel länger hätte ich meine Leute nicht mehr hinhalten können.«

»Ich hatte viel zu tun. Sind alle auf den Ausbruch vorbereitet?«

»Ja. Soweit es möglich ist.«

»Wollte jemand hierbleiben und den Kampf vermeiden?«

»Du kennst uns nicht, Siganese. Die Lähmung war eine Demütigung für jeden Einzelnen. Wir sind ... wütend.«

»Deine Leute müssen dennoch so kühl wie möglich bleiben. Sollte jemand auf die Idee kommen, einen Rachefeldzug zu starten, werde ich ihn nicht davon abhalten können. Aber er muss sich dessen bewusst sein, dass er sich damit ausschließt. Ich werde keinen Finger rühren, um ihm zu helfen. Mir geht es darum, so viele wie möglich aus der POD-2202 und zur BJO BREISKOLL zu schaffen. Am liebsten alle.«

»Wir werden tun, was du verlangst. Ohne Widerrede. Unsere Rache besteht darin, uns ihnen wegzunehmen. Sie werden sich ärgern.«

Tenga ging nicht näher auf diese sonderbare Begründung ein. Ihm sollte es recht sein. Er hatte es mit Zivilisten zu tun, die es nicht gewohnt waren, sich in straffen Strukturen zu organisieren. Je besser sie funktionierten, desto größer ihre Erfolgsaussichten.

»Also schön. In fünf Minuten geht's los.«

Onigboia ließ die Oberlippe über die untere, wesentlich schmalere fallen. Als Zeichen der Zustimmung, wie Tenga mittlerweile wusste.

Er verabschiedete sich von der Olubfanerin und besprach sich ein letztes Mal mit KORN. Er feilte an Details des Zeitplans. Er würde auf die Reaktionen der Ladhonen warten und improvisieren müssen.

»Laut meinen Berechnungen kann dein Plan nicht gut gehen«, sagte die Positronik.

»Weil du bloß mit der Faktenlage arbeitest. Du weißt rein gar nichts darüber, wie die Ladhonen reagieren und mit dem Überraschungsmoment zurechtkommen werden. – Genug jetzt! Wir haben noch eine Minute, dann geht es los.«

KORN schwieg, Tenga machte die SCHOTE einsatzbereit. Ihm schwirrte der Kopf von all den Dingen, die er im Blick behalten und erledigen musste. Ohne Mithilfe der Schiffspositronik würden sie keine zehn Meter weit kommen.

Immer mehr Olubfaner setzten sich in Bewegung, hin zum Ausgang des Raums. Sie unterhielten sich in kleineren Gruppen und gaben sich den Anschein, rein zufällig die Nähe zueinander zu suchen.

Noch dreißig Sekunden. Tenga zündete die erste Bombe, ein mikrominiaturisiertes Produkt aus siganesischer Fertigung. Nichts deutete darauf hin, dass der Sprengkörper tatsächlich explodiert war. Zwischen ihrem Standort und jener Anlage, die dreißig Prozent des bordinternen Funks verwaltete und Ziel des Angriffs gewesen war, lagen mehr als sechshundert Meter.

»Alles in Ordnung«, beruhigte ihn KORN. »Die Explosion hat stattgefunden. Die Steuerpositronik des Funkverteilers wurde zerstört.«

Zwanzig Sekunden.

Die zweite Bombe. Unweit der Zentrale. Sie würde die Ortung für einige Sekunden beeinträchtigen. Die Redundanzanlagen der POD-2202 würden übergangslos die Arbeit der Primärgeräte übernehmen.

Zehn Sekunden.

»Und nun ... die Glandulatoren.«

Es existierte eine zentrale Sammelstelle für die Hormonbehälter. Sie wurden immer wieder ausgetauscht, aufgefüllt, ergänzt und aufs Neue im Schiff verteilt.

Tenga war es gelungen, den zentralen Steuermechanismus zu beeinträchtigen. An beliebigen Stellen der POD-2202 würden in genau diesem Moment große Mengen von Ab-Hormonen die Luft anreichern. Mit ein wenig Glück auch in der Zentrale. Dort, wo derzeit viele Maate Dienst taten und sich an den schwierigen Bedingungen in der Nähe des namenlosen Schwarzen Lochs abarbeiteten.

Drei. Zwei. Eins.

Die Wandung zum einzigen Ausgang der Halle explodierte an mehreren Stellen. Die Metallwände wölbten sich unter Druck nach außen. Tenga flog ins Freie und zerstrahlte drei Wachroboter, bevor er einige Maate ins Visier nahm und sie nacheinander paralysierte. Der bittere Geruch des Ab-Hormons kroch ihm in die Nase.

»Nehmt ihre Waffen!«, befahl er Onigboia und zwei ihrer engsten Vertrauten. »Los jetzt!«

Er setzte sich an die Spitze des Zuges und wählte jenen Weg, den er als den kürzesten und einfachsten zum nächstgelegenen Hangar bestimmt hatte. Die etwa fünfzig Olubfaner folgten ihm. Ungeschlachte Riesenwesen, die sich mal auf zwei, mal auf vier Gliedern vorwärtsbewegten und den Boden zum Erzittern brachten.

Drei Ladhonen von links. Maate. Verwirrt und nicht einsatzfähig. Tenga bestrich sie mit Paralysestrahlen.

Zwei der zylindrischen Roboter von rechts. Sie schossen blindlings, sie konnten ihn nicht sehen. Die Energien verfingen sich im Prallfeld der SCHOTE. Er erwiderte das Feuer und vernichtete die Maschinen mit Thermostrahlen.

Er hatte einen Vorsprung von dreißig Meter auf die Olubfaner. Onigboia wusste, was sie zu tun hatte. Sie würde die Waffen der Bewusstlosen aufsammeln und an die nächsten Mitglieder der Gruppe weiterreichen.

Ein Alarm ertönte. Teile des Schiffs wurden von anderen abgeschottet. Die Positronik der POD-2202 reagierte ganz genau so, wie er es von ihr erwartet hatte.

»Zu blöd, dass einige Teile von dir jetzt gleich riesige Probleme bekommen werden«, sagte Tenga und registrierte mit diebischer Freude, dass ein weiterer Teil seines Plans aufging.

Ferngezündete Bomben zerstörten externe und redundante Positroniksysteme. Sie würden zur Verwirrung des Rechners beitragen. Zumal er Spuren gelegt hatte, die darauf hindeuteten, dass er die Zentrale angreifen würde. Eine Zentrale, in der derzeit Maate Dienst taten, unterstützt von einigen Ausbildern, dem Kommandanten Aputhar und dessen Stellvertreter Arradhu.

»Nun ein Crescendo«, sagte Tenga. Er zündete zwölf Bomben, die er in der Nähe empfindlicher Schiffsanlagen angebracht hatte: nahe der Außenwandung des Bugs, unmittelbar neben der Ponton-Verankerung, an einem Schiffsgeschütz, in der Nebenhalle eines Transitionstriebwerks ... All diese Bereiche wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Tenga stellte sich bildhaft vor, wie es wohl gerade in der Zentrale der POD-2202 zuging. Von Ab-Hormonen durchschwemmte Maate hockten lethargisch herum, während viel zu wenige Offiziere versuchten, dem Chaos Herr zu werden und zu verstehen, was in ihrem Schiff vor sich ging.

Die Lagerhalle mit den Schutzanzügen kam in Sichtweite. Tenga sprengte sie per Funkimpuls auf.

Die zwei Ladhonen davor starrten verständnislos auf das Loch. Es dauerte Sekunden, bis sie unter dem Einfluss der Ab-Hormone begriffen, dass sie angegriffen wurden. Doch da war es bereits zu spät für sie.

Der kritische Augenblick der Flucht war gekommen. An dieser Stelle würde es sich stauen. Die Olubfaner würden fünf oder mehr Minuten benötigen, bis sie allesamt in Schutzanzüge geschlüpft waren.

»Beeilt euch!«, feuerte er die Riesen an, vergrößerte mithilfe des Desintegrators die Lücke in der Wand des Lagers und wandte sich ab. Nach rechts voraus. Dort musste er seine Feinde erwarten, dort hatte er die letzten seiner Bomben installiert.

Die Schiffspositronik würde Roboter aussenden und alles unternehmen, um die Olubfaner am Verlassen der POD-2202 zu hindern. Er musste sich ihnen stellen, gemeinsam mit Onigboia und einigen wenigen Bewaffneten.

Er konnte bloß hoffen, dass Rhodan wusste, was zu tun war.

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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