Читать книгу Die besten 11 Western des Sommers 2021 - Pete Hackett - Страница 20
13
ОглавлениеDer Grizzly lag tot am Boden, als Jeremy Shane sich aufrappelte und den beiden Männern entgegensah. Der eine war ein langer Kerl mit langen, dünnen Gliedmaßen. Er trug einen alten Armeemantel, den er einfach unten abgeschnitten und eine Jacke daraus gemacht hatte. Auf seinem zottigen Kopf saß ein zerbeulter Hut mit vorn aufwärtsgebogener Krempe. In der Hand hielt er eine Hawken vom Kaliber 50.
Der andere Mann war ein ganzes Stück kleiner. Seine leicht krummen Beine steckten in speckigem Hirschleder, und seinen Oberkörper, der ziemlich kräftig wirkte, bedeckte ein undefinierbares Kleidungsstück, das aus einer gestreiften Wolldecke gefertigt worden war. In seiner linken Armbeuge ruhte eine Big Bore Rifle von großem Kaliber. Beide zogen mit großen Packen beladene Mulis hinter sich her.
Jeremy Shane bückte sich nach seinem Gewehr und hob auch die Pistole auf. Die Wunden an seinem Hals, aus denen Blut sickerte, brannten heiß.
»Der hätte dich glatt zu Kojotenfutter verarbeitet, Pilger«, sagte der Lange und spuckte einen Strahl Tabaksaft auf den Boden.
»Yeah«, brummte Shane vor sich hin, »bin euch wohl einiges schuldig.«
»Zumindest das Fell dieses Grizzlys«, nickte der Lange. »Und dann könntest du uns zum Hirschessen einladen. Haben schon seit Tagen nichts Rechtes mehr zwischen den Zähnen gehabt.«
»Hätte ich ohnehin getan«, stimmte Jeremy Shane zu und zog sein Messer aus dem Körper des Bären.
Der Kleinere der beiden betrachtete. Shanes Gewehr und meinte etwas überheblich: »Ziemlich alte Knarre, was? Diese Dinger gehen manchmal nicht los, wenn es darauf ankommt.«
Jeremy Shane schielte zu den Perkussionsgewehren der beiden hin. »Kostet ’ne Menge Häute so’n neues Gewehr, und treffen tue ich mit dem alten noch immer, was ich will.«
»Wenn es losgeht«, grinste der Lange Shane machte sich daran, den Hirsch aus der Decke zu schlagen, während die beiden anderen den Bären abhäuteten. Dann packte Shane das verwendbare Fleisch in die Haut und lud es seinem Pferd auf, ehe sie loszogen.
Betsy Blue befand sich gerade vor der Hütte und schaute ihnen entgegen, als sie ankamen. Ihr Haar schimmerte hell in der Sonne, die zwischen den weißen Wolken hindurchschien.
»Heh«, entfuhr es dem Langen, »ich glaube fast, der Geist dieses toten Grizzlys hat mich behext, oder siehst du das auch, Howie?«
»Ich hatte mir gerade eingebildet, dass nur ich es sehe«, rief Howie begeistert. »Aber wenn du es auch siehst, dann steht dieses Wesen tatsächlich da und wartet auf uns.«
»Sie wartet auf mich«, wies Shane den Sprecher zurecht. »Und ich erwarte, dass ihr in ihrer Gegenwart nicht flucht und auf den Boden spuckt. Sie ist eine Lady, und sie mag das nicht.« Er erinnerte sich daran, dass er bisher wenig danach gefragt hatte, was sie mochte und was nicht. Jetzt, in Anwesenheit dieser beiden Fremden, schien das mit einem Mal anders zu sein.
Der Lange bleckte seine tabakbraunen Zähne beim Lachen. »Hast du gehört, Howie, sie ist ’ne Lady, und unser Freund hier wohnt mit ihr in ’nem Schloss. Heh, wo sind denn deine Diener, die uns diese verdammten Mulis abnehmen?«
Auf Jeremy Shanes Gesicht zeigten sich die ersten Unmutsfalten. Er ahnte bereits, dass es Schwierigkeiten geben würde.
Die drei Männer erreichten Betsy Blue, und Jeremy Shane stellte sich neben sie.
»Das sind Howie und ...«
»Ich heiße Ingram«, krächzte der Lange, riss sich den Hut vom Schädel und verbeugte sich ungeschickt und betont unterwürfig.
»Wie lange hast du dieses Vögelchen denn schon bei dir?«, wollte Howie grinsend wissen, und Ingram setzte sogleich nach. »Und vor allem, wie hast du sie dazu gebracht, hier mit dir zu hausen?«
Howie stieß seinem Gefährten den Ellenbogen in die Seite und kicherte: »Vielleicht hat er ihr wirklich erzählt, er besäße ein Schloss hier oben.« Was bei Ingram ein meckerndes Gelächter auslöste.
»Die beiden haben mir sehr geholfen«, versuchte Shane ihre Anwesenheit zu rechtfertigen und wies bei seinen weiteren Worten mit der Hand auf das frische Bärenfell, das Howie auf sein Tier geladen hatte. »Haben mich rausgehauen, als dieser Bursche mich schon fast mit der Nase am Boden hatte. Sie werden zum Essen bleiben und dann weiterziehen. Sind schon verdammt spät dran mit ihren Häuten. Die Lager in Benton werden schon voll sein davon.«
»Gute Felle lassen sich immer verkaufen«, meinte Howie, der es mit einem Mal überhaupt nicht mehr eilig zu haben schien.
Jeremy Shane zerrte den in die Hirschhaut gewickelten Packen von seinem Pferd und schleppte ihn zur Hütte.
»Du kannst uns ein schönes Stück davon braten«, sagte er zu Betsy. »Ich denke, unsere Gäste sind hungrig.«
Während sie am Feuer hantierte, ließen Howie und Ingram, die sich auf den beiden einzigen Stühlen niedergelassen hatten, kaum einen Blick von der schlanken Gestalt, deren angenehme Formen man unter dem dicken Deckenstoff ihres primitiven Kleides nur ahnen konnte. Ab und zu machten sie eine anzügliche Bemerkung, die Betsy jedoch nicht zu hören schien.
Als das Essen endlich fertig war, langten die beiden zu, als hätten sie schon seit zwei Tagen nicht mehr gegessen. Sie krallten ihre schmutzigen Finger in das Fleisch und rissen mit den Zähnen große Stücke heraus wie hungrige Wölfe, schmatzten und grunzten zufrieden. Und immer wieder schielten sie zu Betsy hin, verschlangen jede ihrer Bewegungen mit einem Hunger, der sich durch das reichlichste Essen nicht stillen ließ.
»Hast du nicht ’nen ordentlichen Schluck zu trinken, Pilger?«, fragte Howie mit vollen Backen kauend, wobei sogar seine Ohren mit in Bewegung waren.
»Wir haben nur Wasser aus dem Fluss«, antwortete Betsy schnell. Jeremy Shane hob den Kopf. »Bei mir braucht niemand Wasser zu trinken. Vor allem nicht jemand, der mich aus den Klauen eines Grizzlys herausgeschossen hat.«
»Das ist ’n Wort«, nickte Ingram und bohrte mit dem Finger zwischen seinen Zähnen herum, wobei seine dunklen Augen nach Betsy suchten. »Hat wohl Angst, die Kleine.« Er wischt den Finger an der Jacke ab. »Vor uns braucht sie keine Angst zu haben. Wir haben Weibern immer nur Gutes getan. Aber vielleicht mag sie nichts Gutes.«
Betsy Blue knallte ärgerlich die große, lederbezogene Henkelflasche auf den Tisch und schnaufte: »Vielleicht ist es bei deinen Freunden so üblich, Frauen dauernd anzustarren. Aber mir wäre es lieber, sie würden auch mal woanders hinsehen.«
»Du musst ein wenig Nachsicht mit ihnen haben«, beschwichtigte Shane. »Sie hausen das ganze Jahr über irgendwo in dieser gottverlassenen Wildnis und bekommen keine Weiber zu Gesicht.«
»Und schon gar keine Lady.« Howie schmatzte laut, als er die Whiskyflasche absetzte. Er streckte seine Hand aus und betastete damit Betsys Hinterteil. »Sie hat ’n prima Hintern. Ich mag Weiber mit solchen Hintern.«
Betsy schlug ihm auf die Hand. »Das nächste Mal gibt es eins über den Schädel«, fauchte sie ihn an.
Howie brach in brüllendes Gelächter aus. Als er damit fertig war, sagte Jeremy Shane ganz ruhig: »Lass deine Hände von ihr. Du kannst sie meinetwegen anstarren, aber lass die Hände dabei aus dem Spiel. Sie mag das nicht.«
Ingram schlug vor Heiterkeit auf den Tisch. »Du hättest sie vielleicht doch lieber vor uns verstecken sollen. Dieser Pilger hier«, er deutete auf seinen Gefährten, »ist so scharf wie Pumakacke, sobald er nur ’nen Weiberrock zu sehen kriegt.«
Howies Augen glitzerten böse, als er Shane über den Tisch hinweg musterte. »Hab dich nur nicht so«, knurrte er gereizt. »Die Geschichte mit der Lady kauft dir doch kein Mensch ab.«
»Halts Maul!«, zischte Ingram, warnend dazwischen. Aber Howie war so in Fahrt, dass er nicht darauf achtete.
»Wir trafen oben an der Bärenschüssel vor Wochen ’nen Pilger, der aus Benton kam. Er schwärmte uns von ’nem blonden Weibsbild vor mit großen, blauen Augen, das dort zu haben wäre. Die wollten wir uns mal anschauen. Aber mir scheint, wir brauchen gar nicht mehr bis Benton zu gehen ...«
Crazy Shane war hochgefahren und hatte sein Messer in der Hand, das drohend auf Howie zeigte. »Red nur weiter«, knurrte er, und es klang wie das Fauchen eines gereizten Berglöwen.
»Möchte nur wissen, wie du sie hierhergelockt hast«, fuhr Howie unbeirrt fort. Shanes mächtiger Oberkörper beugte sich leicht über den Tisch; die Sehnen in seinem Arm spannten sich. Und Howie hätte dem Messer wohl nicht mehr entkommen können, wenn ihm sein Partner nicht in diesem Moment zu Hilfe gekommen wäre.
Er ließ die große Flasche auf Shanes Unterarm sausen und schmetterte diesen krachend auf den Tisch. Seine Faust schoss fast im selben Augenblick vor und traf Jeremy Shanes Jochbein mit solcher Wucht, dass dieser neben dem Tisch zu Boden ging.
Betsy Blue stieß einen erschreckten Schrei aus und wich zurück. Jeremy Shane ließ ein fürchterliches Brüllen hören und kam mitsamt dem ganzen Tisch hoch, hob ihn einfach empor und schleuderte ihn auf Ingram, der von der Wucht des Anpralls an die Wand geschleudert wurde. Jeremys Faust traf Howie wie ein Rammbock in die Rippen und presste ihm die Luft aus dem Körper. Aber der gedrungene Mann steckte den Schlag ein und warf sich Shane entgegen. Beide Männer verkrallten sich ineinander wie zwei kämpfende Bären.
»Pass auf, Crazy Bear!«
Betsys erschrockene Warnung erreichte wohl Jeremy Shanes Ohr, aber da Howie ihn festhielt, war es ihm nicht möglich, darauf zu reagieren. Und so krachte ihm der schwere Schemel mit einer solchen Wucht auf Hinterkopf und Schulterblätter, dass grellbunte Lichter vor seinen Augen explodierten und er benommen in die Knie ging.
»Mach ihn fertig, Howie«, fauchte Ingram schweratmend und ließ den Hocker zu Boden fallen. Er selbst schwankte noch leicht hin und her. Der Hut war ihm vom Kopf gefallen, und das lange Haar hing ihm wirr über die Augen, die wütend und mordlustig durch die fettigen Strähnen blinzelten.
Howie angelte mit der Hand nach dem Tomahawk, den er auf seiner Rückseite im Gürtel stecken hatte.
»Warte nur, du kleines Luder«, keuchte er dabei an Betsy gewandt, »gleich haben wir Zeit, uns mit dir zu beschäftigen. Und du wirst keinen Grund haben, dich zu beklagen, das verspreche ich dir.«
Da jedoch keiner der beiden zu dem Mädchen hinschaute, bemerkten sie auch nicht, wie sie nach der schweren eisernen Pfanne griff und sie hochschwang. Es gab ein dumpfes, klangvolles Geräusch, als sie damit Ingrams Kopf traf, der nach zwei stolpernden Schritten über den am Boden liegenden Hocker hinweg lang hinschlug.
Howie blickte genau in dem Moment verwundert auf, als die Pfanne auf ihn zuflog. Sie traf die mit dem Beil zum Schlag erhobene Hand, und der Stiel wurde herumgerissen und schlug ihm gegen die Augen. Fluchend duckte er sich zusammen und wischte sich mit der linken Hand über das Gesicht.
Prustend und noch ein wenig benommen kam Crazy Bear Shane hoch und schüttelte seinen wuchtigen Schädel, in dem sich ein paar ausgelassene Fischottern zu balgen schienen. Aber er erfasste die Situation sogleich wieder. Mit einem Schlag, der dem Prankenhieb eines Bären sehr ähnlich war, fegte er Howie beiseite und fuhr dann herum.
Da aber lag Ingram in seinem alten, abgeschnittenen Soldatenmantel am Boden und wälzte sich stöhnend hin und her. Und Betsy Blue stand dort und spannte gerade den Hahn des Revolvers, den sie mit beiden Händen hielt. Ihre großen, blauen Augen blitzten entschlossen durch die zerzausten Strähnen ihres blonden Haares.
»Lass nur, mein Kind«, brummte Shane und rappelte sich hoch, »ist nicht nötig. Diese Burschen haben sich nur ’n bisschen austoben wollen und sind schon wieder ganz friedlich.«
Er packte Howie, der noch immer fluchend an seinen Augen herumwischte, an Kragen und Hosenboden und warf ihn mit einem gewaltigen Schwung nach draußen.
In diesem Augenblick kam auch Ingram ächzend und vor sich hin schimpfend vom Boden hoch. Blut sickerte aus seinen verfilzten Haaren über das Ohr zum Kinn hinunter. Er grapschte seinen Hut und kam taumelnd auf die Füße.
»Wir konnten ja, verdammt noch mal, nicht wissen, dass du so gar keinen Spaß verstehst, Pilger«, schnaufte er protestierend.
»Nun«, antwortete Crazy Bear Shane, »jetzt wisst ihr es. Ihr habt mir vorhin sehr geholfen, und ich habe euch dafür zum Essen eingeladen. Aber jetzt macht, dass ihr wegkommt!«
»Du kannst uns doch nicht so einfach vor die Tür setzen«, begehrte Ingram auf. »Es wird gleich Nacht werden.«
Jeremy Shane kniff die Augen drohend zusammen. »Du hast mich nicht richtig verstanden, Langer. Falls ihr euch vor meiner Tür herumtreiben solltet, bekommt ihr ein Stück rauchendes Blei in eure verwanzten Hintern, jeder ein eigenes. Habt ihr das jetzt kapiert?«
Ingram schlug gewohnheitsmäßig seinen Hut gegen den Oberschenkel und setzte ihn dann auf den Kopf. Während er hinausging, schnappte er seine Hawken und Howies Big Bore, die an der Wand lehnten.
Als sie mit ihren Mulis ein Stück weit weg waren, drehte sich Howie noch einmal um und rief: »Das werden wir dir noch heimzahlen, Betsy. Wenn wir aus Fort Benton zurückkommen, klopfen wir noch mal bei dir an, dass deine ganze verdammte Bude wackelt.«
»Ihr seid jederzeit willkommen«, brüllte Jeremy Shane ihnen nach. »Aber esst vorher ein großes Büffelsteak, damit ihr auch was auf der Pfanne habt!«
Betsy Blue kam hastig mit dem langen Gewehr herausgerannt.
»Schieß sie ab, Crazy Bear! Leg sie beide um!«
Jeremy Shane nahm die Waffe aus ihren Händen und entgegnete ruhig: »Ich schieße niemand in den Rücken, nur weil er eine Drohung gegen mich ausgesprochen hat.«
»Aber sie werden in Fort Benton herumerzählen, wo ich geblieben bin«, schrie sie ihn verzweifelt an und versuchte, ihm das Gewehr wieder zu entreißen, um selbst zu tun, was sie für notwendig hielt. Der große Mann neben ihr in seinem verwitterten Hirschleder hielt jedoch eisern fest, und so gab sie ihre sinnlosen Versuche schließlich wieder auf.
»Na wenn schon«, sagte Shane mit der gleichen Ruhe wie zuvor, »wir werden auch damit fertig.«
Sie ließ ihre Arme sinken und schaute zu ihm hoch, zu den ernsten Augen, die aus jenem Teil seines Gesichtes zu ihr herniederblickten, der noch nicht vom Bartgestrüpp zugewachsen war.
Ein seltsamer Mann ist er doch, dachte sie dabei. Wie kann man angesichts ständiger Gefahren, von denen man umgeben ist, eine solche gelassene, fast leichtfertige Ruhe bewahren. Vielleicht ist er doch auf irgendeine Weise verrückt.
Laut sagte sie: »Weißt du, Crazy Bear, dass du der erste Mann bist, der meinetwegen mit anderen gekämpft hat?«
Verständnislosigkeit spiegelte sich in seinem Blick wider.
»Um mich haben sich schon viele gestritten«, erklärte sie deshalb. »Aber du bist der Erste, der für mich gekämpft hat, damit mir nichts passiert.«
»Verstehe ich nicht.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Jeder Mann, den ich kenne, würde kämpfen, wenn man ihm etwas wegnehmen will, was ihm gehört.«
Er schob sich an ihr vorbei und stapfte mit seinen derben Schritten zur Hütte. Betsy folgte ihm ein wenig verwirrt. Kurz vor der Tür holte sie ihn ein.
»Aber so begreife doch endlich, dass ich dir nicht gehöre. Kein Mensch gehört einem anderen, jedenfalls kein weißer.«
»In der Welt, aus der du kommst, vielleicht. Aber was willst du ohne mich hier in der Wildnis anfangen? Du bist jetzt meine Squaw, und eine Squaw gehört ihrem Mann.«
»Du hast vielleicht zu lange unter Wilden gelebt«, fuhr Betsy heftig und mit funkelnden Augen auf. Aber das Aufwallen ihrer Gefühle ebbte rasch wieder ab, und sie legte ihm beschwichtigend ihre Hand auf den Arm. »Schau, Crazy Bear, du bist im Grunde deines Herzens ein guter und ehrlicher Mensch ...«
»Was soll dieses Geschwafel«, unterbrach er sie rau. »Ich weiß selbst, was ich bin. Also wenn du was zu sagen hast, dann tu’s ohne langes Herumreden.«
Betsy Blue fühlte seinen Blick fest auf sich gerichtet, und der Hals war ihr mit einem Mal trocken.
»Es tut mir nur so leid, dass du dir meinetwegen so viel Mühe machst, obwohl ich es nicht verdiene. Ich ..., nun, ich ... ich werde niemals für dich die Frau sein können, die du dir wünschst.«
»Aber du bist es doch schon.« Crazy Bear stemmte die Fäuste in die Hüften, so, wie er es bei ihr sonst immer gesehen hatte, wenn sie wütend war. »Da hol mich doch gleich der Geier. Du kochst für mich, hältst die Hütte und meine Sachen in Ordnung, und du wärmst mich in den Nächten, wenn es draußen kalt ist. Mehr will ich gar nicht. Ich will dich nur so, wie du bist, mitsamt deinen schönen, blonden Haaren und allem, was du sonst noch an dir hast.« Er zwinkerte ihr listig zu. »Du siehst ja, wie mich alle um dich beneiden. Im ganzen verdammten Indianerland hat niemand eine Squaw wie der verrückte Jeremy Shane.« Er schlug ihr knallend auf den Hintern. »Was, zum Teufel, soll ein Kerl wie ich noch mehr wollen?«
Sie schaute verzweifelt zu dem Mann hoch, der ihr in seiner naiven Ehrlichkeit leidtat, und Tränen ließen seine Konturen verschwimmen.
»Du hast noch immer nicht begriffen, was ich dir eigentlich sagen wollte, Crazy Bear Shane. Ich ... ich bin einfach nicht dafür geschaffen, hier in dieser rauen Wildnis zu leben, ständig von dieser schweigenden Einsamkeit umgeben, in der jeder ein Feind ist. Ich halte das nicht aus. Begreifst du das denn nicht?«
Seine großen Hände griffen nach ihren zarten Schultern, und ein Gefühl der Wärme und Sicherheit strömte auf sie über, das ihr alles nur noch schwerer machte.
»Dir spukt noch immer diese dämliche Stadt im Kopf herum«, sagte er mit seiner tiefen Stimme wie zu einem Kind, das er über ein zerbrochenes Spielzeug hinwegtrösten musste. »Diese Stadt, in der die Leute in Kutschen herumfahren sollen.« Er schüttelte sie leicht, aber drängend. »Vergiss sie! Du hast hier alles, was ein Mensch braucht. Ich werde dir zeigen, wie man Felle gerbt und die Haare von den Häuten schabt und wie man sie weich wie Samt bekommt. Ich habe es von den Indianern gelernt, und du wirst es von mir lernen. Und du wirst sehen, im nächsten Frühjahr werden wir die besten Felle nach Fort Benton bringen. Und die von der American Fur werden staunen.« Er lachte ihr unbekümmert zu. »Aber sie werden mich um dich beneiden, mehr als um alle Häute der Welt.«