Читать книгу Die besten 11 Western des Sommers 2021 - Pete Hackett - Страница 8

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Jeremy Shane zog an der Longe, an deren anderem Ende das mit Fellen schwer beladene Muli hinter ihm hertrottete, und blickte ärgerlich über die Schulter.

»Komm schon, du altes, stinkendes Faultier, wir sind noch lange nicht da!«, brummelte er. »Hast ’n ganzes Jahr Ruhe gehabt, verdammt noch mal, und solltest eigentlich froh sein, mal wieder in Gesellschaft zu kommen. Also beeil dich gefälligst, und lass dich nicht so ziehen, du altes, langohriges Ungeheuer!«

Jeremy Shane hatte die hohen Berge, aus denen er kam, bereits hinter sich und erreichte gerade den oberen Lauf des Teton Rivers, der leise rauschend zwischen den steinigen Ufern entlangströmte und sich seinen Weg in die weiten Plains hinaus suchte. Das Muli hinter ihm schüttelte missbilligend den Kopf, dass seine langen Ohren nur so wackelten, und ließ ein verächtliches Schnauben hören. Ohne seine Gangart zu beschleunigen, ließ es sich an der straff gespannten Longe zwischen den Bäumen hindurch zum Flussufer ziehen.

Jeremy Shane hatte eigentlich vorgehabt, kurz anzuhalten und die Tiere zu tränken, aber das Auftauchen eines einzelnen Reiters auf der gegenüberliegenden Flussseite veranlasste ihn, seinen Weg vorerst fortzusetzen.

Er hatte gute Fänge gemacht in diesem Winter und war jetzt mit seinem gesamten Ertrag an Fellen unterwegs nach. Fort Benton, dem Hauptumschlagplatz in dieser Region. Da war es immer ratsam, dem Auftauchen irgendwelcher Fremden mit Misstrauen zu begegnen. Dieser Indianer auf der anderen Seite gehörte zum Stamm der Flathead, und auch Indianern war der Tauschwert guter Pelze durchaus bekannt. Aber was, zum Teufel, beabsichtigte der Bursche damit, dass er sich so offen sehen ließ?

Das Klappern der Hufe auf dem steinigen, mit Geröll bedeckten Uferstreifen schallte durch das leise Glucksen des Wassers bis zu Shane hin. Der Krieger schaute scheinbar ohne besonderes Interesse zu ihm herüber und ritt gemächlich mit ihm in gleicher Richtung. Die Federn am Schaft seiner Lanze tanzten leicht im schwachen Wind.

Shane bewegte sein bärtiges Gesicht unter der Mütze aus Wolfsfell hin und her, und der hinten herabhängende Schwanz hüpfte dabei über seine breiten Schultern.

Diese Burschen streiften selten allein herum, und dass er nur einen von ihnen sah, ließ ihn Gefahr wittern. Er lebte lange genug hier draußen, um dafür ein Gespür zu haben. Ein einzelner Mann mit einer Ladung Fellen stellte eine allzu lohnende Beute dar.

Er spuckte einen Strahl Tabaksaft zielsicher zwischen den Ohren seines Pferdes hindurch und wollte gerade vom Ufer weg zu den Bäumen hinüberreiten, als von dort her ein Schuss fiel.

Das Muli hinter Jeremy Shane brach auf der Stelle zusammen. Das Echo dieses Schusses war noch nicht zwischen Wald und Felsen verhallt, da war der Mountain Man bereits aus dem Sattel und schwenkte sein altes, langläufiges Gewehr über den Pferderücken. In diesem Moment fiel ein weiterer Schuss, und die Kugel, die pfeifend die Mähne des Braunen streifte, erschreckte das Tier so sehr, dass es wiehernd davonstürmte. Diese plötzliche Bewegung riss Shane das Gewehr aus den Händen, und das Vorbeizischen einer dritten Kugel veranlasste ihn, da er jetzt ohne Deckung war, sich einfach zu Boden fallen zu lassen, so, als sei er tödlich getroffen worden. Dabei achtete er darauf, dass seine Hand nahe der Pistole verblieb, die in seinem Gürtel steckte.

Er lag still und blinzelte zu dem lichten Baumbestand hinüber, der sich einen Hang hinaufzog und zwischen dessen Stämmen noch der graue Pulverrauch hing. Von dem Reiter jenseits des Flusses konnte er aus dieser Position nichts sehen; aber er würde ihn hören, wenn er über den Fluss käme. Verdammt, dieser Halunke war nur dazu dagewesen, ihn abzulenken.

Das tote Muli lag nur wenige Schritte von Jeremy Shane entfernt, und er hätte dahinter in Deckung gehen können. Doch es war besser, wenn sie ihn für tot hielten, denn er befand sich zwischen zwei Feuern. Vielleicht hatte er noch eine Chance, wenn sie kamen, um ihre Beute zu holen. Es hing davon ab, wie viele es waren.

Es waren drei. Sie kamen durch den sich langsam auflösenden Rauch ihrer eigenen Schüsse, und sie hatten ihre Gewehre noch nicht nachgeladen. Kein Mensch, auch wenn er noch so geübt war, konnte in solch kurzer Zeit Pulver und Blei in den Lauf hinunterbringen.

Es handelte sich offenbar um junge Krieger, die sich ihre erste Kriegsbeute und erstes Ansehen erwerben wollten. Erfahrene Krieger hätten ihre Deckung nicht verlassen, ohne vorher ihre Waffen wieder zu laden.

Sie rannten leichtfüßig und schnell. Keiner wollte den Skalp dieses weißen Mannes dem anderen überlassen.

Es war ein höllisches Gefühl, einfach so dazuliegen, während sie kamen, aber Jeremy Shane wartete kalten Blutes und mit blinzelnden Augen, bis der erste von ihnen nur noch fünf Yards von ihm entfernt war. Dann riss er mit einer plötzlichen Bewegung seine Hawken-Pistole heraus und schoss den Krieger mitten durch die Brust. Der Rote stolperte in vollem Lauf und fiel fast auf Shane, der die Pistole fallen ließ und mit einem Hechtsprung sein Gewehr erreichte.

Die anderen beiden stoppten ihren Lauf. Die Erkenntnis ihres verhängnisvollen Fehlers traf sie wie ein Keulenschlag, und das war ihr zweiter Fehler.

Shane warf sich mit seinem Gewehr herum, und Feuer und Rauch schossen den beiden Flatheads entgegen. Den einen riss es mit einem gewaltigen Schlag nach hinten von den Beinen, und sein Tomahawk klirrte hell auf die Steine. Der andere rannte von Entsetzen gepackt zurück, den Bäumen entgegen.

Shane stieß das Messer zurück, das er bereits halb heraus hatte, nahm das Gewehr und kam auf die Füße. Hastig setzte er das Pulverhorn an die Mündung und ließ das Pulver in den Lauf rieseln. Mit schnellen, flüssigen Bewegungen, die langjährige Übung verrieten, stieß er Verdämmung und Kugel hinab, ließ den Ladestock einfach fallen, zog den Hahn zurück und schüttete Zündkraut auf die Pulverpfanne. Dann hob er das Gewehr an die Schulter, und als er den Rücken des fliehenden Feindes im Visier hatte, zögerte er.

Schließlich setzte er die Waffe wieder ab und brach in ein lautes, dröhnendes Gelächter aus, das zum Wald hin und über den Fluss hallte und in tausend Echos zersprang.

»Habt ihr euch so gedacht, Crazy Bear Shane seine Felle abzujagen, ihr Flathead-Halunken, hahaha ...!«

Als der letzte Indianer längst zwischen den Bäumen verschwunden und der Hufschlag des Reiters jenseits des Teton Rivers verklungen war, warf Crazy Bear Shane sich, noch immer lachend, auf den Rücken. »Hahaha . . . ha«, dröhnte es über den Fluss. »Mit euch wird Crazy Bear Shane noch allemal fertig, ihr rothäutigen Stümper ...!« Die mit ausgebleichtem Hirschleder bekleideten Beine in die Luft schnellend und seinen gekrümmten, etwas bullig wirkenden Körper wie ein Schaukelpferd hin und her wiegend, feuerte er die Kugel aus seinem Gewehr in den mit blassen Wolkenschleiern bedeckten Himmel.

Sein wildes Lachen brach ab und er kam mit einem Schwung auf die Füße, schaute zu seinem toten Muli hin und murmelte: »Eins ausgewischt haben sie mir doch, diese verdammten Spitzbuben.« Er lief auf seinen zerschundenen Elchledermokassins um den Ballen Felle herum, unter dem nicht viel mehr als Kopf und Beine des erschossenen Tieres zu sehen waren, und zeterte: »Das hast du nun davon, weil du so langsam warst, du gottverdammtes Schlappohr. Wir hätten schon längst bei Whiskyvoice Snow und seiner verflixten Fähre sein können. Stattdessen musst du dich von diesen schlitzohrigen Flatheads erwischen lassen. Und was wird nun aus mir, he? Soll ich diesen ganzen Kram vielleicht auf meinen Schultern tragen?«

Er wischte sich schnaufend über die Nase und ließ seinen aufmerksamen Blick über den Wald, die vereinzelten Büsche und über die felsigen Hänge am anderen Ufer wandern. Möglich, dass noch mehr Rote in der Nähe waren, und darum war es ratsam, nicht unnötig lange hier herumzustehen. Eigentlich war er mit den Flatheads ausgekommen, wenn sie ihre Nasen nicht zu dicht zusammenbrachten, genauso wie mit den Crows und sogar mit den Blackfeet, indem er möglichst vermied, Letzteren über den Weg zu laufen. Aber jetzt hatte er zwei dieser jungen Heißsporne getötet, und das konnte andere, die sich vielleicht hier herumtrieben, wütend auf ihn machen.

Er beeilte sich damit, seine Pistole und das lange Gewehr wieder zu laden, das vor mehr als dreißig Jahren von einem Büchsenmacher in Pennsylvania gefertigt worden war und das er als einziges Erbstück von seinem Vater bekommen hatte, ehe er sich vor langer Zeit auf den Weg nach Westen machte. Dann holte er sein Pferd, das neben einem Felshöcker nicht weit vom Ufer stehen geblieben war und aus dieser Entfernung den Verlauf des kurzen Kampfes beobachtet hatte, lud ihm die Last des Mulis auf und zog es am Zügel hinter sich her.

Die besten 11 Western des Sommers 2021

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