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Gegen Abend lag sie noch immer über seinem nackten Oberkörper und weinte. Jemand berührte sie an der Schulter. „Es ist Zeit, Winterblüte“, sagte eine Männerstimme. Sie blickte auf. Hinter dem Schleier ihrer Tränen erkannte sie Schwarzer Büffel, den Medizinmann. „Wir müssen auch ihn für die Reise in die Ewigen Jagdgründe vorbereiten.“

Sie schluchzte, nickte und richtete sich seufzend auf. Voller Blut waren ihre Hände, ihre Kleider. Timmys Blut – ein Dutzend und mehr Kugeln hatten seinen Oberkörper zersiebt. Zwei Krieger bückten sich zu seiner Leiche hinunter, packten ihn an Handgelenken und Knöcheln und hievten ihn in seine Schlaffdecke. Sie trugen ihn zu den anderen Toten.

Winterblüte sah ihnen nach. Ein Weinkrampf schüttelte ihren Körper. Zwei Frauen gingen rechts und links von ihr in die Hocke, legten ihre Arme um Winterblütes Schultern und weinten mit ihr; ihre jüngste Schwester und die Frau ihres ältesten Bruders.

Einundzwanzig Kiowas hatten die Weißen getötet, und fast genauso viele verletzt. Zur Stunde konnte auch Schwarzer Büffel nicht sagen, wer seinen Verletzungen erliegen und wer wieder gesund werden würde.

Einundzwanzig Kiowas und Timothy Maxwell. Unter den Toten hatte Winterblüte auch ihre Mutter, zwei ihrer Brüder und ihren sechsjährigen Neffen wiedererkennen müssen. Der Tod der vieir Verwandten drückte ihr schier die Luft ab. Timmys Tod zerriss ihr das Herz.

Maxwell wollte kämpfen, wie alle waffenfähige Krieger des Stammes auch. Gemeinsam mit seinen indianischen Brüdern wollte er das Lager gegen die Mörder verteidigen. Doch innerhalb kurzer Zeit hatten sich die Angreifer auf ihn eingeschossen.

Er hatte keine Chance gehabt.

Kaum war er tot, zog die Bande ab. Ihre Verletzten und Toten nahmen sie mit. Es war, als hätten sie nach Timmy Maxwell gesucht. Es war, als hätten sie es einzig auf ihn abgesehen gehabt.

Die drei Frauen weinten noch, als die Dunkelheit auf das Lager fiel. Auf der anderen Seite des Flusses, auf der Lichtung vor dem Waldrand, loderten Flammen in den Nachthimmel. Trommeln wurden angeschlagen, der Wind wehte den Klagegesang der Kiowa ins Lager.

Winterblüte stand auf. Gestützt von ihrer Schwester und der Squaw ihres Bruders wankte sie zum Fluss. Sie wateten durch das Wasser und ließen sich im Kreis der Klagenden nieder, der sich um den Scheiterhaufen mit den Toten versammelt hatte.

Winterblüte starrte in die Flammen. Sie sah die toten, verkohlenden Leiber sich krümmen. Nach und nach erhoben sich die jungen Krieger und begann den großen Trauertanz zu tanzen. Bis zum Morgengrauen tanzten sie zum Rhythmus der Trommeln, während die Alten und Frauen sich die Kehlen heiser sangen und die Augen leer weinten.

Irgendwann erlosch die Glut, die Trommeln verstummten, und die Tänzer sanken erschöpft ins Gras. Schwarzer Büffel erhob sich und rief den Großen Geist an. Winterblüte hörte kaum zu. Ihr Herz war kalt geworden, ihre Brust wie aus Stein.

Als der Medizinmann bei Sonnenaufgang die Anrufung des Großen Geistes beendete, stand sie auf. „Rache!“, rief sie. „Ich schwöre dem Großen Geist Rache für meine Mutter, Rache für meine Brüder, Rache für meinen Neffen und Rache für den tapferen Krieger Timothy Maxwell!“

Die Geier mit dem Colt: Western Bibliothek: Alfred Bekker präsentiert 12 Romane

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