Читать книгу Die Geier mit dem Colt: Western Bibliothek: Alfred Bekker präsentiert 12 Romane - Pete Hackett - Страница 26

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Später, während Grainger auf der Veranda eine Tasse rabenschwarzen Kaffee trank, ging Debbie hinüber zur Cowboy-Baracke, um mit den zurückgebliebenen Männern die Arbeit des Tages zu besprechen.

Grainger sattelte sein Pferd. Danach packte er im Haus seine Sachen zusammen und lud seine Waffen. Als Debbie von der Cowboy-Baracke zurück kam, trat sie an ihn heran. Mit einem wehmütigen Lächeln um die Lippen streichelte sie sein Gesicht. „Himmel, wenn du wüsstest, wie ich in der Erinnerung an die letzte Nacht schwelgen werde. Wie schade, dass du schon fort musst!“

„Es ist nicht zu ändern, Darling.“

„Ich weiß ja, deine Rechnung mit McMurdo.“

„So ist es!“ Von seinem Regierungsauftrag hatte er kein Wort fallen lassen.

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, zog ihn zu sich herunter, und küsste ihn. „Du brauchst verdammt viel Glück, Grainger“, sagte sie.

„Mach dir um mich keine Sorgen, ich komme schon durch.“

Die Tür flog zur Seite, einer der Cowboys platzte herein. „Da galoppiert eine Gruppe Reiter auf die Ranch zu. Ich schätze, zehn Mann sind es mindestens!“

„Conroys Männer?“, fragte Debbie.

Hank schüttelte entschieden den Kopf. Er ging zu einem Gewehr-Schrank, in dem sich eine Reihe von Winchester-Karabinern befanden, griff sich eine Waffe und lud sie durch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Conroy sich von seinem Plan hat abbringen lassen, zum Red Creek zu reiten!“

„Das sind McMurdos Bluthunde!“, murmelte Grainger mit großer Bestimmtheit in der Stimme. Debbie erschrak. Verzweiflung spiegelte sich in ihrem hübschen Gesicht. Sie strich sich eine Haarsträhne aus den Augen, lief zum Waffenschrank und nahm sich ebenfalls eine Winchester.

„Was wollen die schon wieder von mir?“, sagte sie mit heiserer Stimme, während sie das Gewehr lud. „Die wissen doch, dass bei mir kein Geld mehr zu holen ist.“

„Die kommen meinetwegen.“ Grainger trat ans Fenster. Die Hand am Kolben seines Remingtons sah er hinaus. Die Reitergruppe preschte schon über den Reitweg zwischen Koppeln. Für eine Flucht war es zu spät. Und eine Flucht kam nicht in Frage. Nach dieser Nacht war sein Platz hier, neben Debbie.

„Ich werde mit ihnen reden!“, beschloss Debbie. „Und du bleibst hier im Haus, Grainger!“ Sie schickte den Cowboys zurück in die Baracke. „Leg dich dort mit zwei anderen auf die Lauer. Gebt mir notfalls Feuerschutz! Die anderen sollen sich auf die Nebengebäude verteilen!“

Grainger griff sich einen Winchester-Karabiner aus dem Gewehrschrank schob eines der Fenster hoch. Noch zweihundert Meter höchstens, dann würden die Reiter durch den Torbogen galoppieren. Er hockte sich neben dem Fenster und lehnte gegen die Wand. „Bleib hier, Debbie. Diese Kerle haben nichts Gutes im Sinn. Es ist Blödsinn ihnen allein entgegen zu treten.“

„Es ist die einzige Möglichkeit, Grainger!“, sagte sie. „Wenn sie dich entdecken, werden sie sofort feuern, und dann gibt es ein Blutbad. Es wird schon nicht so schlimm kommen. Meine Männer sind auf der Hut.“ Mit der Winchester unter dem Arm schritt die Frau aus dem Haus.

Die Reiter ritten durch den Torbogen. Erst vor der Veranda hielten sie die Pferde an. „Mrs. Dunworth?“, rief ihr Anführer, ein Kerl mit schwarzem Bart.

„Genau die bin ich.“ Breitbeinig und das Gewehr im Anschlag stand Debbie auf der Treppe.

„Wir hätten da eine Frage.“ Der Kerl trug einen schwarzen, ziemlich verstaubten Anzug mit Schleife, dazu schwarze Lederhandschuhe. Zwei Revolver hingen an seinem Gürtel. Einer steckte in dem tiefgeschnallten Quick Draw-Holster, der andere in einem Army Holster mit dem Griff nach vorn. Debbie sah es und wusste, dass sie einen gefährlichen Revolvermann vor sich hatte: So trugen Killer ihre Colts, um sofort eine zweite schussbereite Waffe zur Verfügung zu haben, wenn die erste leer geschossen war. Am Sattelknauf hatte der Bärtige eine Bullenpeitsche geschlungen. Insgesamt zehn Männer begleiteten ihn. Einige grinsten schmierig. Ungefähr die Hälfte von ihnen hatte bereits die Gewehre aus dem Sattelholster gezogen.

„Was wollen Sie?“, fragte Debbie Dunworth. „Bei Ihrem letzten Überfall haben sie meinen Vormann erschossen und mir alles abgenommen, was ich hatte. Im Haus ist kein Cent Bargeld mehr Sie kommen völlig umsonst.“

Der Bärtige lächelte zynisch. „Wir kommen nicht wegen Ihrer Abgabe Mrs. Dunworth.“

„Sondern?“

„Wir suchen einen Kerl, der sich Grainger nennt. Kann aber auch sein, dass er inzwischen einen anderen Namen angenommen hat. Ein großer Mann, breitschultrig, trägt einen Remington-Revolver im Holster.“

„Hier ist niemand gewesen!“, meinte Debbie.

„Ganz in der Nähe sind wir auf Spuren einer größeren Anzahl von Reitern gestoßen!“, erklärte der Bärtige.

„Das waren wahrscheinlich Ihre eigenen Spuren. Reiten Sie weiter. Ich kann Ihnen nicht helfen. Und wenn Sie das letzte Hemd noch wegnehmen wollen, dann werde ich in Zukunft kein Zwangsgeld mehr zahlen können, weil dann nämlich niemand mehr auf dieser Ranch arbeiten kann!“

„Gib’s zu, Whip! Bei der Kleinen wär’s dir lieber, wenn sie das letzte Hemd ablegen würde, als wenn sie die Schutzsteuer bezahlt!“, rief einer der Männer mit gehässigem Unterton. Brüllendes Gelächter erhob sich.

Debbie wurde rot vor Scham und Wut. Sie kochte innerlich. Sie senkte die Waffe. „Es ist alles gesagt, was zu sagen ist! Der Mann, den Sie suchen, ist nicht hier!“ Sie drehte sich um und wollte zurück ins Haus gehen.

Der schwarzbärtige Mann, der sich „Whip“ nennen ließ, riss die Peitsche vom Sattelknauf. Blitzschnell ließ er sie durch die Luft schnellen. Wie eine Schlange wand sie sich um Debbies Knöchel. Mit einem Ruck zog Whip daran, und Debbie schlug der Länge nach auf die Veranda. Sie schrie auf.

Whip spornte sein Pferd an und schleifte die Frau an den Füßen die Treppe hinunter in den Staub des Hofes. Sie drehte sie sich um, hob das Gewehr, doch schon sirrte die Peitsche erneut durch die Luft und schlang sich um den Lauf der Winchester. Im nächsten Moment flog die Waffe im hohen Bogen durch die Luft. Die Männer schlugen sich auf die Schenkel und lachten.

Debbie kroch durch den Staub zurück zur Treppe. „Widerling, verfluchter!“

Whip sprang aus dem Sattel. Mit zärtlichen Geste strich er über den Knauf der Bullenpeitsche. „Ich glaube, die Lady hat mich einfach nicht richtig verstanden!“, grinste er.

„Aber du wirst sie schon klein kriegen, Whip!“, rief einer seiner Leute.

„Zieh ihr die Kleider mit deinem Spielzeug aus!“, krähte ein anderer. „Her mit ihrem letzten Hemd!“ Whip holte aus. Ein Schuss peitschte über den Hof. Der Bärtige schrie auf, krümmte sich, umklammerte sein rechtes Handgelenk. Die Peitsche fiel in den Sand.

Ein Mann mit einem Remington Colt in der Rechten trat aus der Tür des Haupthauses.

Whip fluchte, hielt sich die blutende Hand. „Verdammter Bastard!“

Grainger machte ein paar entschlossene Schritte zur Treppe der Veranda. „Meinetwegen seid ihr doch hier, oder habe ich mich verhört?“

Die Meute wirkte starr. Mit so viel Mut hatten sie nicht gerechnet. Ein einzelner Mann trat ihnen allein entgegen. „Schön Sie zu sehen, Grainger“, stöhnte Whip mit schmerzverzerrtem Gesicht. Ich war in jener Nacht dabei, bei der Schiesserei am Night Corner.“

„Ja, ich erinnere mich dunkel“, sagte Grainger kühl. „Sie müssen einen guten Schutzengel haben, die meisten Ihrer Leute sind danach entweder ein Fall für den Doc oder den Totengräber gewesen!“

„Tja, Grainger. Eigentlich sollte ich Ihnen dankbar sein! Mister McMurdo hat mich nämlich zum Nachfolger von Jed Reilly gemacht. Jetzt kontrolliere ich den Süden von Kansas für ihn.“ Er bemühte sich redlich um einen sarkastischen Unterton und ein ironisches Grinsen. „Ohne Ihr beherztes Eingreifen wäre ich jetzt nicht für Ihren Abtritt zuständig, Mister Grainger!“ Wieder Schenkelklopfen und raues Gelächter. Die Banditen schienen sich köstlich zu amüsieren.

„Zu dumm, dass Ihre Karriere bereits hier und jetzt wieder beendet ist!“ Grainger schritt die Treppe hinunter und ging zu Debbie. Er reichte ihr die Hand und zog sie auf die Beine.

„Du Scheißkerl!“ Whip packte die Wut. Er nahm die Peitsche in die linke Hand, holte aus und zielte auf Grainger. Schmerzhaft traf der Riemen den Mann von der U.S. Government Squad an Arm und Schulter. Dennoch gelang es ihm, die Peitsche mit der Linken zu packen. Er riss einmal kräftige daran, und Whip lag bäuchlings im Staub. Grainger sprang zu ihm und richtete den Remington auf seinen Kopf.

„Keine Bewegung!“, rief er an die Adresse der anderen Wölfe. Die Kerle waren unschlüssig, was sie nun tun sollten. Mit dieser plötzlichen Wendung der Dinge hatte keiner von ihnen gerechnet.

Whip verharrte regungslos. Er wusste, dass nur sein Schädelknochen und der Lauf von Graingers Colt sein Hirn von der tödlichen Kugel trennten. „Sag deinen Männern, dass sie verschwinden sollen!“, befahl Grainger.

„Das träumst du doch!“, erwiderte Whip. Er spuckte aus. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske des Hasses. Seine Zornesadern waren geschwollen, seine Gesichtshaut war dunkelrot angelaufenen.

Grainger bohrte ihm den Remington in die Schläfe. Whip schluckte. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Okay, okay!“, rief er endlich. „Tut, was er sagt, Männer!“ Keiner der Kerle rührte sich. „Na, los! Worauf wartet ihr! Das ist ein Befehl! Habt ihr Bohnen in den Ohren?!“ Whip brüllte und fuchtelte mit den Armen, und Grainger wusste, das der Bandit begriffen hatte, wie nahe er der Schwelle zu den ewigen Jagdgründen war.

„Also gut, Leute!“, lenkte einer der Kerle ein. Er war hellblond. Der Hut hing ihm an einer Kordel im Nacken. Das Gesicht war sonnenverbrannt, die untere Hälfte von Bartstoppeln übersät. Der Kerl riss am Zügel seines Pferdes, und im ersten Augenblick glaubte Grainger tatsächlich, dass er umkehren und aus dem Hof reiten wollte. Irrtum. Blitzschnell war seine Hand am Colt, blitzschnell zog er die Waffe.

Grainger sah es buchstäblich im letzten Moment. Er riss seinen Remington hoch und drückte ab.

Die Kugel traf den Schädel des Blondschopfs. Sie schleuderte ihn seitlich aus dem Sattel. Sein Stiefel verfing sich im Steigbügel, und das aufgeschreckte Pferd galoppierte ohne Führung davon und schleifte ihn durch den Staub.

Im nächsten Moment war die Hölle los. Kugeln heulten und pfiffen über den Hof. Grainger erledigte einen weiteren Banditen, der seine Winchester auf ihn angelegt hatte. Aus dem Haupthaus, aus der Scheune und der Cowboy-Baracke schossen Debbies Cowboys. Sieben oder acht waren zurückgeblieben, gute Schützen allesamt, nacheinander stürzten drei weitere Banditen in den Staub. Die Pferde der anderen wurden verrückt und stiegen auf die Hinterbeine, so dass ihre Reiter Mühe hatten, sich überhaupt im Sattel zu halten. Auf diese Weise konnten kaum gezielte Schüsse abgeben und boten doch selbst gute Ziele.

Whip versuchte mit der blutigen Hand seine Waffe ziehen. Aber in der nächster Sekunde explodierte ein Schuss und sein Körper bäumte sich zum letzten Mal auf. Debbie hatte sich zu Boden geworfen, nach ihrer Winchester gegriffen und den Peitschenmann davon abgehalten, auf Grainger zu schießen. Der warf sich neben sie auf in den Staub und feuerte auf die Banditen. Die galoppierten schon Richtung Torbogen, und schossen nach allen Seiten. Debbie schrie auf und krümmte sich zusammen. Eine Kugel hatte sie erwischte, sie zuckte und stöhnte.

Ohnmächtig vor Wut verschoss Grainger die letzten Patronen seines Remington auf die flüchtenden Banditen. Nur die Hälfte von ihnen saß noch im Sattel – und von denen waren einige verletzt.

Endlich verebbte der Schusslärm. Die Banditen preschten über die Koppeln davon. Einer von ihnen rutschte noch aus dem Sattel, offenbar war er angeschossen worden und nun einfach nicht mehr in der Lage, sich im Sattel zu halten. Sein Pferd folgte den flüchtigen Banditen, der Sterbende blieb liegen.

Debbie Dunworth’ Cowboys stürzten aus ihrer Deckung und luden die Magazine ihrer Winchester-Karabiner nach. Ratlos blickten sie zu ihrer Rancherin. Die lag stöhnend vor Schmerz im Staub vor der Veranda.

Grainger beugte sich zu ihr hinunter. Sie lebte noch, sah ihn mit ihren unvergleichlich blauen Augen an. „Grainger!“, flüsterte sie, während ihr bereits Blut aus dem Mundwinkel lief. Sie war entsetzlich bleich, ihre Lippen färbten sich bereits blau, und Grainger war klar, dass sie nicht überleben konnte. Er setzte sich nieder, nahm ihren Kopf in seinen Schoß und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.

„Dafür werden sie bezahlen!“, schwor der große Mann. Die ohnmächtige Wut machte ihn fast verrückt. „Nicht nur die Handlanger! Auch McMurdo selbst wird bezahlen! Ich schwöre es dir, Debbie!“

„Ja... Ich weiß!“, hauchte sie. Stumm sah sie Grainger an. Ein von Schmerz und Tod gezeichnetes Lächeln spielte um ihre blauen Lippen. Sie versuchte etwas zu sagen, aber sie war bereits so schwach, dass Grainger es kaum verstehen konnte. Er beugte sich über ihr Ohr. „Grainger, ich bin froh, dass wir uns begegnet sind!“, flüsterte sie.

Dann erschlaffte ihr Körper. Grainger schloss der jungen Frau die Augen, presste seine Lippen zusammen und schloss die Augen. Die zurückgebliebenen Männer der Dunworth-Ranch umringten ihn und die Tote schweigend.

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