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Revolverschüsse peitschten über den Hof.

Rizzos fuhr am Tisch in die Höhe und griff zum Colt. Auch Chet zuckte zusammen.

Der Postagent fluchte, griff unter den Tresen und brachte eine Peitsche zum Vorschein. »Jetzt ballert er wieder herum.«

Im Corral trabten die Pferde schnaubend am Zaun entlang, aus der Remise schallte Pferdewiehern, die Ziegen meckerten, und die Hühner schlugen mit den Flügeln und gackerten.

»Die Banditen!«, sagte Rizzos scharf.

»Blödsinn, es ist der Bastard!«, schimpfte der Postagent, der schon zur Tür eilte. »Der ballert immer herum, obwohl ich es strikt verboten habe!«

Sie folgten dem Mann bis an die Tür und sahen Joe in Pulverdampf gehüllt links der Remise. Er schoss hinter einer über den Boden rollenden, völlig deformierten Blechbüchse her, die getroffen in die Höhe sprang und an die Bretterwand knallte.

Das Wummern der Schüsse verlor sich in dem großen Bergtal in der Dämmerung.

»Was habe ich dir gesagt?«, brüllte Hull. »Ich will das nicht mehr hören!« Er rollte die Peitsche aus, rannte quer über den Hof und blieb ein paar Yard von Joe entfernt jäh stehen, als der Junge den rauchenden Revolver auf ihn richtete.

»Eine Kugel muss noch in der Trommel stecken«, flüsterte Chet.

Hull hatte die Peitsche halb erhoben. »Was soll das? Du wagst es, mich zu bedrohen?«

»Gehen Sie zurück, Mister Hull!«, stieß Joe scharf hervor. »Ich übe, solange es mir passt. Wenn uns wieder Indianer überfallen, muss ich es können, damit meine Mutter nicht noch einmal verletzt wird.«

Hulls Hand sank herab. Er ging rückwärts. »Du solltest den Hof noch fegen, zum Teufel«, sagte er lahm. »Wenn du nicht spurst, könnt ihr beide sehen, wo ihr bleibt. Geh an deine Arbeit.«

Chet kehrte an den Tisch zurück und aß das letzte Stück seines Steaks.

»Der hätte ihn wirklich abgeknallt.« Kopfschüttelnd kehrte auch Rizzos zurück. »Wie kann man in dem Alter schon so wild sein?«

»So kann einer wie Joe gemacht werden, wenn sie andauernd sagen, wie minderwertig er ist und er sich selbst gar nicht so fühlt.«

Der Stationer trat ein und warf die Peitsche fluchend hinter den Tresen.

»Wissen Sie jetzt, was ich hier mitmache?«

»Es gibt genug Leute, die täglich mit ihrem Revolver üben«, entgegnete Chet.

»Sie haben einen Narren an dem Bastard gefressen, was?« Hull kam an den Tisch. Böse funkelten seine Augen unter der herabgezogenen Krempe des Schlapphuts.

»Es hat kaum Sinn, dass ich Ihnen erzähle, was davon zu halten ist.«

»Wovon zu halten ist?«, zischte der Postagent.

»Von der Behandlung, die Sie und andere ihm angedeihen lassen und ließen, Mister Hull.« Chet erhob sich.

»Ach, so einer sind Sie also.«

»Ja, so einer«, sagte Chet kalt.

Fernes Peitschenknallen unterbrach den Disput. Der Stationer blickte zur Tür.

»Die Postkutsche von Littletown.« Der Mann ging zur Tür und verließ die Station.

»Hier sind wir ja in was reingeschlittert, zum Teufel!« Rizzos schob sich den letzten Bissen in den Mund und den Hut in den Nacken. Mit dem Unterarm wischte er über den Mund.

»Und nun ist der Hof wieder nicht gefegt!«, schimpfte Hull draußen.

»Der Staub steigt so und so auf«, rief der junge Wood von der anderen Seite herüber.

»Und das herumliegende Stroh, he? Muss das hier wie im Schweinestall aussehen?«

»Ich kann nicht alles auf einmal machen!«, verteidigte Joe sich.

»Aber auf Blechbüchsen ballern, was, das kannst du? Wo hast du eigentlich immer neue Munition her, du verdammter Dreckskerl. Die klaust du mir doch?«

Das Peitschenknallen schallte lauter über die Station. Hufschlag und Räderrasseln wurden laut.

»Verschwinde jetzt. Los, in den Schuppen mit dir!«

Chet konnte durch das Fenster neben der Tür sehen, wie Joe sich in den Schuppen trollte.

Der Postagent schlug den Staub von seiner alten Kleidung, nahm den Hut vom Kopf und bürstete ihn mit dem Ärmel.

»Der hat eine ganz schöne Meise!« Rizzos konnte es ebenfalls sehen und lachte leise. Der Junge hatte ja auch Pech, ausgerechnet hier mit der verletzten Mutter zu landen.

»Ob er anderswo freundlicher aufgenommen worden wäre, ist zu bezweifeln.«

»Ja, stimmt auch wieder.«

»Hulls Station, Gentlemen!«, rief eine bärbeißige Stimme. »Hier müssen Sie auf die Ostwest-Kutsche warten, wenn Sie immer noch nach Colorado Springs wollen!«

Im folgenden Augenblick tauchte die von vier Pferden gezogene Concord-Kutsche auf. Der in Leder gekleidete Fahrer lehnte sich zurück, zog die vielen Zügel in den Händen an und trat zugleich auf den langen Holzhebel, der die Bremsklötze bediente. Das Gefährt hielt zwischen Schuppen und Haupthaus an. Der aufwirbelnde Staub ließ sich im Dämmerlicht kaum noch erkennen.

Hull ging dem Gefährt entgegen, doch der Schlag wurde geöffnet, bevor der Stationer die Kutsche erreichte.

Eine ungefähr achtundzwanzigjährige Frau in Lederhosen und einer weißen Rüschenbluse unter der schwarzen, reichlich mit Silberstickerei verzierten mexikanischen Weste, sprang aus dem Wagen. Sie hatte langes, rotblondes Haar und Sommersprossen um die Stupsnase. Eine Schönheit war sie nicht, aber dennoch wie ein Sonnenstrahl in der tristen Umgebung.

»Hallo«, sagte Hull verwundert. »Frauen verirren sich nur selten so weit in die Wildnis heraus, Madam.«

»Um so besser für mich. Ich bin Tanja und mit den beiden unterwegs, die Sie gleich kennenlernen werden, Mister.«

»Wir nahmen sie aus Littletown mit, weil Sie keinen Job mehr hatte.« Ein großer, klotziger Vierziger mit grauen Borstenhaaren und bernsteinfarbenen Augen zwängte sich aus der Concord-Kutsche, gefolgt von einem ebenfalls großen, aber regelrecht bulligen Mann mit schwarzen Haaren und Stiernacken, ungefähr fünfunddreißig Jahre alt.

»Er ist Raoul Tyman.« Tanja deutete auf den Älteren, der einen zerknautschten schwarzen Anzug trug, schwarze Stiefel und einen ebenfalls schwarzen Hut mit breiter Krempe und flacher Krone.

»Und er Heston Lacon. So, nun kennen wir uns alle. »

Heston Lacon, der jüngere der beiden hartgesichtigen Männer, tippte an seinen Hut. Er war mit Schnürstiefeln, einer gestreiften Röhrenhose, schwarzem Hemd und Lederjacke bekleidet, so dass an ihm alles finster wirkte. Sein schwerer Colt steckte in einem tief geschnallten Halfter, dessen unteres Ende mit einem dünnen Riemen ans Bein geschnallt war.

Tyman trug seine Waffe nicht so tief, wirkte aber nicht weniger gefährlich.

»Gehen Sie ins Haus, da treffen Sie zwei Cowboys aus dem Bluegrass Valley. Ich muss dem Kutscher helfen, die Pferde zu wechseln.«

Der Fahrer stand hinter dem Wagen und hatte die Plane des Gepäckteils geöffnet. »Nehmt euer Zeug mit, ich trage es nicht hinterher!«

»Wann kommt denn die Kutsche nach Colorado Springs?«, wollte Lacon wissen.

»Voraussichtlich übermorgen, Mister«, brummte der Stationer. Er gab sich den Männern gegenüber viel weniger nett und schaute Tanja an, während er sprach.

Das Mädchen ging weiter, weil Lacon versprach, ihre Reisetasche mitzubringen. Als sie eintrat, blieb sie wieder stehen. »Ist es hier finster.«

»Es dachte noch niemand daran, eine Lampe anzuzünden. Ich bin Rizzos.«

Tanja kam lächelnd näher. »Die beiden Typen wollen mich mit nach Colorado Springs nehmen. Sie meinen, dort würde ich einen Job in einem Saloon kriegen. Ob das stimmt?«

»Wir sind nicht von Colorado Springs«, erwiderte Chet.«Und wir kennen uns da auch nicht aus.«

»Na ja, wir werden ja sehen. Darf ich?« Tanja setzte sich, bevor Chet oder Rizzos antworten konnten.

Lacon kam mit Reisetaschen beladen herein, warf alles am Tresen auf den Boden und näherte sich.

»Jemand müsste mal eine Lampe anbrennen, damit man sich sehen kann«, schlug Tanja vor.

»Wir sind hier nicht zu Hause«, brummelte Rizzos. »Sagt es dem Stationer.«

»Ich bin Heston Lacon.«

Chet stellte Rizzos und sich vor und sagte, dass sie mit einer Wagenladung zur Bullhead-Ranch unterwegs wären.

Inzwischen tauchte auch Raoul Tyman auf. Der Wirt kam herein und brannte über dem Tresen eine Lampe an. Sie verbreitete nur spärliches Licht und animierte Lacon zu der Bemerkung: »Können wir nicht etwas mehr Licht kriegen?«

»So dick hab ich es nicht!«, knurrte Hull abweisend.

»Aber hier sehen wir doch nicht, was auf dem Teller liegt, Sir!« Tanja stand auf und schlenderte zum Tresen. »Oder kriegen wir nichts zu essen?«

»Sie kriegen. Aber immer eins nach dem anderen.« Hull verließ das Stationshaus und ging zu dem Kutscher hinüber, der bereits die Pferde ausschirrte.

Raoul Tyman lief im Raum herum und betrachtete sich die Wände, die kleinen Fenster, deren Scheiben wackelten, weil der Kitt völlig vertrocknet war und herausfiel, die Tür, den Tresen und das Regal dahinter. Er holte eine Flasche und zwei Gläser und schenkte sie voll.

Der andere finstere Typ kam zu ihm und sie tranken den scharfen Whisky pur aus großen Gläsern.

»Denkt ihr immer nur an euch?«, fragte Tanja spitz.

»Das ist kein Drink für kleine Mädchen.« Tyman mühte sich ein Grinsen ab.

Draußen wurden die abgetriebenen Pferde in den Corral gebracht und andere herausgeführt und vor die wartende Kutsche gespannt.

Auf einmal stand Joe Wood auf der Schwelle der offenen Tür.

Tyman und Lacon starrten ihn an.

»Ist einer ein Doc?«, fragte Joe.

»Ein Doc?« Lacon grinste mit nach unten gebogenen Mundwinkeln. »Was soll denn das heißen?«

»Ich brauche dringend einen Doc. Für meine Mutter. Sind Sie einer?«

Lacon schüttelte den Kopf, und als Joe Tyman anblickte, tat der das gleiche.

»Und Sie, Madam?«

»Nein, tut mir leid. Ich bin nur ein ganz gewöhnliches Animiermädchen aus den Kneipen der wilden Städte. Vielleicht ein bisschen alt für den Job geworden. Na ja, die Jahre in der Wildnis zählen eben doppelt. Wie heißt du?«

»Joe Wood. Madam.«

»Ich bin doch keine Madam, Joe, mein Junge. Sag Tanja zu mir. Wo ist deine Mutter, und was fehlt ihr?«

»Würden Sie mal nach ihr sehen?« Ein neuer Hoffnungsschimmer glomm in den Augen des jungen, dunkelhäutigen Mannes auf. »Sie liegt hier in der Station. Kommen Sie, Madam Tanja!«

Joe lief durch den Stationsraum. Tanja stand auf und folgte ihm.

Kaum waren die beiden draußen, traten vorn der Stationer und der Postkutscher ein. Hull sah die beiden noch und sagte: »Eine Niggerin. Seine Mutier ist eine Niggerin.«

»Lebt denn die immer noch?«, brummte der Fahrer.

»Die ist zäh wie eine Katze. Seit drei Tagen spuckt sie Blut. Aber sie denkt nicht daran, das Zeitliche zu segnen!« Der Keeper war nahe daran, mit der Faust auf die Theke zu schlagen, aber er beherrschte sich im letzten Augenblick.

»Eine Schwarze?«, fragte Tyman mit zusammengekniffenen Augen.

»Ja, sage ich doch!« Noch einmal erzählte Hull die Geschichte, die Joe und seine verletzte Mutter ins Haus verschlug. Dann trank er einen gewaltigen Schluck aus der Flasche.

»Errol, ich will was essen«, knurrte der Fahrer. »Muss dann weiter.«

»Sie fahren nachts?«, fragte Rizzos.

»Ja, das will meine Gesellschaft so haben. Weil sich die Strecke eh kaum rentiert, meinen sie, ich könnte nicht auch noch die Nächte verpennen. Lieber teilen sie die Strecke für zwei Fahrer.«

»Aber in den Bergen sind Banditen unterwegs!«

Der Postagent zog den Kopf zwischen die Schultern.

»Banditen?«, fragte der Kutscher. »Davon müsste ich doch auch was wissen. Mister. Bin andauernd hier unterwegs.«

»Komisch«, murmelte Rizzos. »Die haben Sie noch nicht gesehen?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

»Uns griffen sie an. Allerdings, als der eine sein Pferd und ein anderer das Leben verloren hatten, ließen sie es genug sein. Wissen Sie auch nichts von Banditen, Mister Hull?«

»Nein«, erklärte der Postagent schroff.

Joe kam aus dem hinteren Teil des Hauses zurück und blieb stehen. Direkt nach ihm kam Tanja.

»Ich werde mich um die Frau kümmern«, sagte das Mädchen in einem Ton, der Widerspruch ausschließen sollte.

»Hat denn das Sinn?«, knurrte Hull.

»Solange ein Mensch lebt, sollte man sich um ihn kümmern. Eigentlich müssten Sie das wissen.« Tanjas Augen funkelten, und ihre Stimme klang so scharf, dass die Worte noch im Raum zu stehen schienen.

Hull tippte sich unbeeindruckt an die Stirn. »Ich lebe doch nicht hier draußen, um Nigger zu pflegen. Der Bastard kann froh sein, dass sie beide hier ein Dach über dem Kopf finden. Umsonst!«

Joe stand mit weißem Gesicht dabei, die Hand auf dem Revolver, der sicher längst nachgeladen in seinem Halfter steckte.

Die beiden Männer am Tresen betrachteten ihn und warfen sich gegenseitig Blicke zu, die Chet sah, aber nicht verstand.

Tanja ging in die Küche.

»Kriege ich nun mein Essen oder nicht?«, maulte der Kutscher. »Was ist denn das hier für ein Saftladen?«

Hull schien ihn wütend anfahren zu wollen, fing sich aber wieder. Der Kutscher grinste ihn an. Hull mochte sich mit diesem Mann, hinter dem die mächtige Postgesellschaft Wells Fargo stand, offenbar nicht anlegen, ging in die Küche und maulte mit dem Mädchen herum.

Joe verließ die Station.

Die beiden Männer am Tresen schenkten sich wieder Whisky ein. Lacon legte ein paar Silbermünzen auf den Schanktisch.

Tyman trank aus, warf sein Glas ins Spülbecken und sagte: »Ich muss mir nach der langen Reise noch ein bisschen die Füße vertreten.«

»Warte!« Lacon trank ebenfalls aus und folgte dem anderen nach draußen.

»Was sind denn das für Leute?«, wollte Rizzos wissen. Er stand auf und schlenderte zum Tresen.

»Spieler oder so was«, brummte der Kutscher. »Aber genau weiß ich es nicht.«

Joe Wood stand in der Dunkelheit am Schuppen. Lacon sah ihn erst, als er bei der reisefertigen Postkutsche war. Er und Tyman blieben gleichzeitig ein paar Schritte vor dem Jungen entfernt stehen.

»Wie alt bist du, Joe?« Tyman gab sich freundlich im Ton und grinste, was aber Joe nicht sehen konnte.

»Achtzehn.«

»Bist du sie schon gewesen, oder willst du sie erst noch werden?«

»Ich bin sie schon. Seit drei Monaten.Was geht Sie das an, Mister?«

»Tyman, Joe. Raoul Tyman. Sei nicht so kratzbürstig, wir wollen dir doch helfen.«

»Helfen?« Joe stieß sich von der Wand ab.

»Wir helfen immer gern, wenn einer im Dreck sitzt«, versicherte Lacon.

»Wie wollen Sie mir helfen?«

»Vielleicht mit Geld«, sagte Tyman.

»Damit du einen Arzt holen kannst. Für fünfzig Dollar müsstest du doch einen Knochenflicker finden, der hierher reitet und deiner Mama hilft.«

»Fünfzig Dollar?«, staunte Joe. »Sie wollen mir fünfzig Dollar geben?«

»Nicht gerade schenken. Leihen, versteht sich.«

»Wann?«

»Sofort. Es ist doch eilig.« Tyman griff in die Jacke und brachte ein paar mehrmals gefaltete weiße Bogen heraus. Er zog einen aus dem kleinen Stapel und steckte die anderen wieder ein. »Du musst uns natürlich einen Schuldschein unterschreiben. Damit alles seine Ordnung hat. Das ist doch klar?»

»Ja, natürlich.«

»Kannst du lesen und schreiben?«, fragte Lacon schleppend. »Wenigstens den Namen schreiben?»

»Das hat meine Mutter mir gelernt.«

»Mich gelehrt«, verbesserte Tyman. »Na ja, egal. Hier lies ihn durch, den Schuldschein.« Er hielt Joe Wood den weißen, bedruckten Bogen hin.

Joe griff zu, obwohl er weder lesen konnte, noch im Moment an den Bedingungen interessiert war, die ihn an das begehrte Geld brachten, von dem er glaubte, es könnte die Hilfe holen, die seiner Mutter hier fehlte.

»Und dann musst du hier unterschreiben.« Tyman hielt den Tintenstift schon in der Hand und tippte auf eine gepunktete Linie unten auf dem Bogen.

Joe nahm den Stift.

»Hier, leg ihn auf das Rad.« Lacon nahm den Zettel ab und legte ihn mit der gepunkteten Linie auf den Reifen.

Joe unterschrieb. Tyman nahm ihm den Bogen sofort wieder ab und steckte ihn ein. Lacon zählte dem jungen Mann Silberdollars in die Hand; zehn Stück, jeder fünf Dollar im Wert.

»Alles klar?« Tymans Stimme klang wieder hart.

»Danke, Mister.«

»Nichts zu danken, Joe.« Lacon grinste unverschämt, aber Wood sah es nicht. Er lief schon an den Männern vorbei.

»Nun müssen wir nur geduldig warten, bis er wieder da ist«, raunte Tyman dem Partner zu. »Damit uns nie jemand nachsagen kann, er hätte mit dem Zaster nichts anfangen können.«

In diesem Augenblick trat Tanja aus der Poststation. »Joe?«, rief sie heiser.

»Verdammt!«, zischte Lacon. »Da ist was passiert.«

»Joe!«, rief das Mädchen noch einmal.

»Ich hole den Doc aus Colorado Springs!«, meldete sich Joe bei der Remise.

Das Mädchen lief über den Hof.

Tyman und Lacon blieben im Schutz der Kutsche.

»Joe, wo steckst du?«

»Hier. Ich reite jetzt nach Colorado Springs. Sag ihm, er kriegt den Gaul zurück.«

»Habt ihr denn keine Pferde?«

»Er hat uns doch alles abgenommen. Für Verpflegung und das Zimmer, und weil ich im Schuppen schlafen darf.«

»Joe, warte noch. Es ist ... Deine Mutter ...«

Der Fahrer verließ das Stationshaus und kam zum Wagen.

Tyman und Lacon zogen sich zum Schuppen zurück und warteten.

Der Kutscher blieb stehen. »Weiß er es?«

»Was ist mit meiner Mutter?«, fragte Joe in die eintretende Stille.

»Sie ist tot. Joe.« Tanja ging weiter und wollte nach Woods Arm greifen.

»Das ist gelogen!« Er stieß sie zur Seite und rannte zum Haupthaus.

»So ein Drama!« Kopfschüttelnd stieg der Kutscher auf den Bock der leeren Concord-Kutsche, nahm die Peitsche und die Zügel und löste die einfache Sperre des Bremshebels und knallte mit der Peitsche.

Seine vier frischen Pferde zogen an. Die Kutsche rollte vom Hof und wurde von der Nacht verschluckt.

Das war sozusagen ein Geschäft in letzter Minute. Tyman grinste gnadenlos.

»Wurde ja auch Zeit, dass wir mal was kriegen. Der Job lohnt sich doch sowieso nur als Nebengeschäft.«

Die Geier mit dem Colt: Western Bibliothek: Alfred Bekker präsentiert 12 Romane

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