Читать книгу Von Herzen - Peter Spans - Страница 33

ENTSORGUNGSFRAGE

Оглавление

»Und? War alles recht?«

Eckerd nahm Teller, Besteck und das Rotweinglas mit dem Rest von rotem Schaum auf. Der Mann sah ihn traurig aus dunkel geränderten Augen an.

»Es war gut. Unheimlich gut.«

»Wenn ich ehrlich bin … Sie sehen eher … deprimiert aus.«

»All die Freude schon passé. Wen könnte das nicht deprimieren? Aber Sie haben nicht übertrieben, Material und Zubereitung waren exquisit. Was für ein feines, unkonventionelles Aroma das Filet entfaltete! Mit einem Hauch von Bitternis am Ende, wie das Leben selbst. Sehr unkonventionell. Ich frage mich, ob es von der genialen Wahl der Quelle, speziellen Umständen der Aufzucht oder der Zubereitung herrührt.«

»Ich kann gerne fragen gehen.«

»Ich glaube, mich macht das Geheimnis reicher als die Antwort. Bitte übermitteln Sie dem Koch, dass er ein Künstler ist in meinen Augen.«

»Das wird ihn sehr freuen. Kann ich noch was für Sie tun?«

Der Mann sah Eckerd durch müde Lider tief in die Augen.

»Sind Sie sich der Tragweite Ihrer Frage bewusst?« Er hielt Eckerd seine Hände hin.

Es waren ausdrucksstarke Hände mit langen, feingliedrigen Fingern. Künstlerhände. Aber ansonsten fiel Eckerd nichts Besonderes an ihnen auf.

»Die sehen doch gut aus.«

»Diese Hände werden bald krumm und knotig sein. Der Verfall ist in vollem Gange.« Der Mann zeigte auf Marthe. »Nehmen Sie die wunderschöne Rothaarige da hinter der Bar. Sehen Sie die blütenzarte, schwach bläuliche Schattierung unter ihren herrlich tiefgrünen Augen? Man könnte sie verwegen finden. Erste Zeichen echter Reife. Erotisch! Sie könnten sagen, es ist nur eine leicht aufzuholende Übernächtigung. Ich sage, es sind Vorboten! Das werden bald Tränensäcke sein. Ich sage Ihnen, reif ist nichts als ein feiges Wort für welk. Früher habe ich gelebt, um anderen ein Andenken zu werden. Ich habe gezählt, wie viele wohl kämen, an meinem Grab zu weinen. Später zweifelte ich, ob überhaupt jemand kommen würde. Am Ende bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich nur eines sein werde: ein Ärgernis. Und letztendlich eine Entsorgungsfrage. Welcher Sadist hat sich diese Hölle ausgedacht? Und das wird immer so weitergehen, bis es alle begriffen haben und den kollektiven Freitod wählen. Sie werden den Planeten freigeben für die nächste Spezies, die dann ein paar Millionen Jahre später der gleichen Hölle gewahr wird, bis die alte, rote Sonne sich irgendwann aufbläht und alles Leben auf der Erde verdampft. Und jetzt kommen Sie und fragen mich, was Sie für mich tun können?«

»Wäre eine Einladung an die Bar ein Anfang?«

»Was sollte mich dort anderes erwarten als die unerträgliche Banalität unreflektierter Geister? Gespenster, möchte man sagen!«

»Wie wäre es mit mehr schwerem Rot?«

»Sie wissen zu überzeugen! Wohl dem, der Vergessen bietet! Wie nennt sich mein Wohltäter?«

»Eckerd.«

»Felix.«

»Heißt das nicht der Glückliche

Felix folgte Eckerd zur Bar. »Ich sagte doch: Welcher Sadist hat sich diese Hölle ausgedacht?«

Von Herzen

Подняться наверх