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DAMALS : PORCS DE LA MORT

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Eckerd reckte seine Haselgerte in den Himmel.

»Verehrtes Publikum, heute werden sie Zeuge einer nie da gewesenen Darbietung! Porcs de la mort!«

Elmar, der Großvater, hatte sich nicht setzen wollen. Nur widerstrebend ließ er sich von Eckerds Vater Bernhard auf den Baumstamm ziehen, der seit Jahren auf der Wiese lag.

»Was redet der so geschwollen?«

»So redet ein Zirkusdirektor nun mal.«

»Du redest auch geschwollen.«

»Schau’s dir an. Ist doch mal was anderes.«

Elmar machte ein Gesicht, als ob was anderes übel riechen würde.

Eckerd beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel.

Bernhard staunte über das Hindernis aus alten Brettern. Mit sieben hätte er so was nicht hinbekommen. Zwei rosa Schweine dösten neben Eckerd einige Meter entfernt von dem Hindernis, während auf der anderen Seite in gleicher Entfernung ein weißes bei Marthe wartete, Eckerds kleiner Schwester.

Eckerds roter Schopf leuchtete vor der tief stehenden Sonne. Sein gemalter Zwirbelbart bog sich unter erhabener Miene.

»Maria, Josef! H.G!« Eckerd ließ seine Gerte sirren.

Maria und Josef galoppierten mit atemberaubender Geschwindigkeit auf das Hindernis zu.

H.G. war Albino, weswegen er schlecht hörte, aber nach einem scharfen Stupser der spitzen Füßchen von Marthes kopfloser Barbie sprintete er auf Maria, Josef und das Hindernis zu.

Bernhard spürte seinen Puls, als alle drei Schweine zugleich absprangen und es aussah, als ob sie in vollem Galopp über dem Hindernis kollidieren müssten. Für einen Sekundenbruchteil schienen sie übereinander in der Luft zu schweben, ein rosa-weiß-rosa Banner. Sie flogen haarscharf aneinander vorbei, um dann wie grotesk kurzbeinige Springpferde auf dem versteppten Gras in effektvollen Staubwolken zu landen.

»Padaaaah!« Eckerd ahmte eine Fanfare nach.

Bernhard sprang auf und applaudierte, dass seine schwieligen Hände brannten und ihn die Traurigkeit, die ihn sonst umfing, für einen kleinen Moment losließ. Er stupste Elmar an.

»Hast du Schweine schon mal so was machen sehen?«

»Sie verlieren Gewicht dabei.«

»Damit kann er zum Zirkus!«

»Er nennt sie Maria und Josef.«

Eckerd kam, um sich lang und breit loben zu lassen.

»Und H.G.«

Bernhard klopfte Eckerd auf die Schulter. »Toll. Wofür steht denn H.G. eigentlich?«

»Heiliger Geist.«

Elmar stand auf. »Das reicht.«

»Das ist, weil er so weiß ist. Wie ein Geist.«

Elmar versuchte, dem heiligen Geist einen Strick überzuwerfen, aber der drehte ihm mit einem Grunzen das Hinterteil zu. Er packte Josef am Nacken und legte ihn an die Leine. Der quiekte verwundert, dann trottete er Elmar hinterher.

»Sag Opa, er soll Josef wieder herbringen!«

Bernhard applaudierte noch einmal besonders laut. »Das war eine unglaubliche Vorstellung, mein Sohn!«

Eckerd sonnte sich im Stolz seines Vaters und machte einen Kratzfuß wie vor einem sehr großen Publikum.

Das dumpfe Knacken aus dem Schuppen war kaum bis zur Wiese zu hören, aber es ließ Eckerd stocken, denn er kannte es, seit er denken konnte. Dann verbeugte er sich tiefer und ausladender als zuvor, während Bernhards Miene zu ihrem schwermütigen Ausdruck zurückfand.

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