Читать книгу 15 Jahre länger leben - Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk - Страница 17

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MELATONIN: UNSER RHYTHMUSHORMON

Auch für unsere Erholung hat die Natur ein Hormon geschaffen: Melatonin ist derjenige Botenstoff unseres Körpers, der den Wechsel von Aktivität und Ruhe optimal synchronisiert und dafür sorgt, dass wir uns in den Ruhephasen umfassend regenerieren. Das ist nicht zuletzt auch für diejenigen von Bedeutung, die auf Leistung programmiert sind. Auf Dauer nämlich arbeitet niemand effektiver als derjenige, dem es wirklich gelingt, sich auch gut zu erholen.

Gebildet wird Melatonin in der Zirbeldrüse, einem kleinen, zapfenförmigen Organ, das in unser Zwischenhirn ragt. Die Zirbeldrüse ist so etwas wie die Schaltzentrale unserer biologischen Rhythmen. Melatonin ist dabei in erster Linie für den Schlafwach-Rhythmus verantwortlich. Wie sehr der durcheinanderkommen kann, weiß jeder, der nach einigen Tagen Amerikaaufenthalt zurückkehrt und dann nachts um zwei hellwach im Bett sitzt, weil ihm seine innere Uhr sagt, dass es eigentlich erst später Nachmittag ist. Denn die Zirbeldrüse braucht zumeist einige Tage, bis sie ihre Melatoninausschüttung dem veränderten Tag-Nacht-Rhythmus angepasst hat. So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass die Einnahme von Melatonin lange Zeit ein Geheimtipp für Piloten, Flugbegleiterinnen und Vielflieger war, welche damit ihren Jetlag bekämpften.

Ende der 1990er-Jahre entdeckte die Anti-Aging-Medizin das Melatonin. Genau wie DHEA gehört auch Melatonin zu jenen Hormonen, deren Konzentration im Blut mit den Jahren deutlich abnimmt. Dies erklärt die im höheren Lebensalter zunehmend auftretenden Schlafstörungen.

Aber Melatonin ist mehr als nur »nature´s sleeping pill«. Es gehört zu den stärksten körpereigenen Radikalenfängern. Die Absenkung des Energieverbrauches bei gleichzeitiger Hemmung oxidativer Vorgänge im Körper macht das Hormon der Zirbeldrüse zu einer wichtigen Substanz im Kampf gegen den Alterungsprozess. In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Mäuse durch die Gabe von Melatonin tatsächlich länger leben. Ob das bei Menschen auch funktioniert, wissen wir noch nicht. Aber wenn es uns durch Melatonin gelingt, besser zu schlafen, und das ohne die Nebenwirkungen klassischer Schlafmedikamente, so ist das ja auch schon ein Fortschritt.

Wie messen?

Gar nicht. Die Melatoninausschüttung unterliegt enormen tageszeitlichen Schwankungen. Durch Lichteinfluss wird sie stark vermindert. Um aussagekräftige Werte zu erhalten, müsste die Blutentnahme um zwei Uhr morgens in einem möglichst abgedunkelten Labor erfolgen. Das mag in Universitätskliniken zu Forschungszwecken möglich sein. In den üblichen Arztpraxen, auch in solchen mit gutem Patientenservice, wird es auf logistische Schwierigkeiten stoßen. Ein Kompromiss ist der Melatoninnachweis im 24-Stunden-Sammelurin. Dabei lässt sich zumindest herausfinden, ob die Melatoninausschüttung insgesamt vermindert ist. Allerdings ist auch dieses Vorgehen mit einem hohen Aufwand verbunden und erlaubt keinerlei Aussagen über die wichtigen tageszeitlichen Schwankungen des Hormons.

Ob Schlafstörungen durch Melatoninmangel bedingt sind, findet man daher also nicht durch Laboruntersuchungen heraus. Die beste Methode besteht darin, das Melatonin versuchsweise einzunehmen. »Ex iuvantibus« nennt sich dieses Vorgehen im Medizinerlatein, »Trial and error« auf Neudeutsch. Dieses Vorgehen empfiehlt sich nicht zuletzt deshalb, weil Melatonin so gut wie keine unerwünschten Nebenwirkungen aufweist. Sollten Sie unter Schlafstörungen leiden, sprechen Sie Ihren Arzt auf das Thema Melatonin an, bevor Sie herkömmliche Schlafmedikamente nehmen.

Wie therapieren?

Melatonin wird üblicherweise in einer Dosierung von 2 bis 5 mg eingenommen. Da es schlafauslösend wirkt, geschieht dies sinnigerweise abends. Ein Problem besteht darin, dass Melatonin eine kurze Halbwertszeit besitzt, also relativ schnell abgebaut wird und man sich »beeilen« muss einzuschlafen. Eine Lösung bieten Retard-Präparate, die den Wirkstoff verzögert freisetzen und damit die normalen Serumkonzentrationen wesentlich besser nachahmen als herkömmliche Präparate. Zu solchen Retard-Präparaten gehören zum Beispiel Circadin® 2 mg und Melachron® 3 mg.

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